Mehr als die Hälfte der Lehrstellen, die Bergedorfer Firmen seit Oktober 2012 an die Arbeitsagentur gemeldet haben, sind noch unbesetzt. Hilfe soll künftig eine Jugendberufsagentur bieten.

Hamburg. Das passt einfach nicht zusammen: Obwohl mehr als 400 Jugendliche in Bergedorf noch keine Ausbildung gefunden haben, sind einen Tag vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch 175 Lehrstellen in Bergedorf unbesetzt. Das sind mehr als 50 Prozent der insgesamt 339 Ausbildungsstellen, die Bergedorfer Firmen der Hamburger Arbeitsagentur seit Oktober 2012 gemeldet haben, teilte Knut Böhrnsen, Sprecher der Arbeitsagentur, mit. Um diesem Problem zu begegnen, soll jetzt auch Bergedorf – als letzter der sieben Hamburger Bezirke – eine eigene Jugendberufsagentur bekommen.

Zu den Fakten: Im Vergleich zum Juli des Vorjahres gibt es in Bergedorf 33 freie Lehrstellen mehr (23,2 Prozent). Im Juni 2013 waren laut Böhrnsen sogar noch 226 freie Stellen gemeldet. Dabei gibt es durchaus genügend Jugendliche, die eine Lehrstelle suchen. In Bergedorf sind es aktuell 429 Jugendliche oder junge Erwachsene. „Seit Oktober 2012 waren es 951, die mit Hilfe der Arbeitsagentur suchten“, sagte Böhrnsen. Darunter seien einige, die mehrere Angebote erhalten oder „mehrgleisig fahren“, indem sie sich parallel für ein Studium bewerben, ins Ausland gehen, ein Freiwilliges Soziales Jahr machen oder doch noch weiter zur Schule gehen.

Besonders viele offene Stellen gibt es im Einzelhandel. Auch im Friseur- und Bäckereigewerbe wird noch Nachwuchs gesucht. „Dennoch gibt es Bewerber, die ganz zielgerichtet in das Bäcker- oder Fleischereigewerbe möchten und dort auch gut hinpassen“, so Böhrnsen.

Insgesamt waren in Hamburg im Juli 2013 noch 3446 Lehrstellen frei, dies sind 88 oder 2,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

„In den Wochen vor Ausbildungsbeginn heizt sich der Ausbildungsmarkt mächtig auf und pulsiert auf Hochtouren“, so Böhrnsen. „Jugendliche, die sich doch noch Chancen auf dem Ausbildungsmarkt ausrechnen, melden sich kurzfristig, andere springen kurz vor Ausbildungsbeginn wieder ab.“ Auf der anderen Seite gebe es auch Firmen, Betriebe, die doch noch gern ausbilden möchten, um einen Jugendlichen eine Chance zu geben.

Für „Spätzünder“ gibt es einen Nachvermittlungstag der Arbeitsagentur

Für die sprichwörtlichen „Spätzünder“ organisiert die Arbeitsagentur am 24. August einen Nachvermittlungstag an der Kurt-Schumacher-Allee 16.

Damit für die Jugendlichen künftig der Einstieg ins Ausbildungs- und Berufsleben leichter wird und sie den Dschungel aus Angeboten und Anforderungen besser bewältigen, soll voraussichtlich am 1. November 2013 Hamburgs siebte Jugend-Berufsagentur eröffnen – an der Johann-Meyer-Straße. Dort sitzen dann Experten der Arbeitsagentur, die sich speziell um die Belange der Jugendlichen kümmern, Ansprecherpartner für alle Fragen sind und bei der Vermittlung helfen.

Allen, die in absehbarer Zeit mit der Schule fertig sind und einen Ausbildungsplatz suchen, rät Böhrnsen, sich frühzeitig zu kümmern. „Wer zu spät mit der Suche beginnt, beraubt sich wertvoller Chancen und setzt sich unnötig unter Druck.“