8000 Menschen zeigten Solidarität mit Flüchtlingen und zogen am Freitagabend friedlich über den Kiez. Später kam es vereinzelt zu Ausschreitungen, dabei wurde die Frontscheibe eines Streifenwagens eingeschlagen.

Hamburg. Nach dem Protest von etwa 8000 Menschen gegen die Flüchtlingspolitik des Hamburger SPD-Senats ist es in der Nacht zum Sonnabend zu Ausschreitungen gekommen. Vier mutmaßliche Randalierer wurden kurzzeitig festgenommen, sagte ein Polizeisprecher.

Zwar sei der eigentliche Protestmarsch am Freitagabend nach dem Zweitliga-Spiel des FC St. Pauli gegen den SV Sandhausen (0:0) weitgehend friedlich abgelaufen, jedoch sei die Frontscheibe eines Streifenwagens eingeschlagen worden.

Nach dem Ende der Veranstaltung seien Polizisten mit Flaschen und Böllern beworfen worden, verletzt wurde niemand. Zwei weitere Polizeiautos wurden beschädigt. Die Festgenommenen sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, der Staatsschutz hat Ermittlungen eingeleitet.

Nach dem Fußballspiel des FC St. Pauli gegen SV Sandhausen demonstrierten nach Angaben der Polizei rund 8000 Teilnehmer, die rund um den Kiez ihre Solidarität mit den afrikanischen Flüchtlingen zeigten. Zunächst waren die Beamten von etwa 1000 Teilnehmern ausgegangen.

Die Polizei rechnete mit einem störungsfreien Verlauf, da sich bei der Demo auch Flüchtlinge selbst unter den Teilnehmern befinden. „Zuletzt verliefen die Proteste dann immer ruhig“, sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag.

Unter den Demonstranten waren am Abend vor allem Anhänger des FC St. Pauli. Vereinzelt zündeten Personen Bengalos, ansonsten blieb die Demonstration friedlich.

Nach Angaben der Organisatoren unterstützten 110 Vereine, Fan-Organisationen und Stadtteilinitiativen den Protestmarsch entlang der Reeperbahn. Man habe ein Zeichen setzen wollen, sagte Maarten Thiele vom Organisationsbündnis. So wurde der Protest begleitet von einem Feuerwerk, lauter Musik und einem Protestzug, der mehr als einen Kilometer lang war. „Dieser Abend zeigt, wie breit die Unterstützung für die Flüchtlinge ist“, sagte Thiele.

Die Demonstranten forderten für die „Lampedusa-Flüchtlinge“ in Hamburg ein Bleiberecht ohne Einzelfallprüfung. Die Flüchtlinge hatten das Fußballspiel des Zweitligisten gegen den SV Sandhausen (0:0) besucht, Fans hatten die Tickets gespendet. Anschließend begleiteten die Demonstranten die Flüchtlinge über die Reeperbahn zur St. Pauli Kirche, wo 80 von ihnen seit dem Sommer übernachten. Die Polizei begleitete die Demonstration mit einem Großaufgebot.

Die Menschentraube zog vom Millerntorstadion aus über die Budapester Straße, die Thadenstraße, die Wohlwillstraße, die Clemens-Schultz-Straße, weiter über die Talstraße, die Reeperbahn und den Zirkusweg. Der Protestmarsch endete gegen 23 Uhr an der Bernhard-Nocht-Straße. Teils kam es zu vereinzelten Unruhen als kleinere Gruppen weiter durch St. Pauli zogen.

Am heutigen Sonnabend soll eine weitere Demonstration gegen rassistische Kontrollen, Polizeiwillkür und Gefahrengebiete stattfinden. Angekündigt ist der Start der Aktion für 13 Uhr vor der Roten Flora im Schanzenviertel.