Zum Jubiläum lobt Justizsenatorin Jana Schiedek: „Schon früh auf Resozialisierung gesetzt“. Heute ist das Gefängnis nur noch zur Hälfte belegt.

Hamburg. Es erinnerte ein wenig an einen Klassentreffen, als sich aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand gestern trafen, um das 100-jährige Bestehen des Gefängnisses zu feiern. Überall gute Laune, für die Gäste gab es sogar einen bunten Ansteckbutton.

„Eine lange und bewegende Geschichte“, attestierte Justizsenatorin Jana Schiedek der Anstalt, die gerade in ihren Anfangsjahren nicht mit Anekdoten geizte. So wurden während des Ersten Weltkriegs zahlreiche Kriegsgefangene auf der Insel zur Kultivierung des Geländes eingesetzt. Da jedoch die bloße Manneskraft nicht ausreichte und Zugtiere wie Pferde zu Kriegszeiten selten waren, kam es zu einer ungewohnten Kooperation. So lieferte Carl Hagenbeck 1916, damals Hoflieferant des Kaisers und des Königs, zwei weiße Kamele, einen weißen indischen Büffel, zwei asiatische Dromedare und drei Paar Wasserbüffel auf die Insel. Auch das ist die JVA Hahnöfersand.

Bis heute schwebt der Geist von Christian Koch über dem Gefängnis. An den langjährigen Leiter des Hamburger Gefängniswesens erinnert noch heute das Christian-Koch-Haus auf dem Anstaltsgelände. Von 1920 an prägte Koch mit seinem reformatorischen Ansatz den Jugendstrafvollzug deutschlandweit. Die jugendlichen Gefangenen sollten im Gefängnis nicht nur verwahrt werden. Ziel waren vielmehr die Resozialisierung der Jugendlichen und deren Entlassung in ein straffreies Leben. „In Hahnöfersand wurde schon früh auf Resozialisierung gesetzt, als es noch lange nicht selbstverständlich war“, unterstrich Schiedek die historische Bedeutung der JVA auch heute noch.

Leiterin Jessica Oeser merkte in ihrer Rede an, ob es überhaupt einen Grund gebe, den Geburtstag eines Gefängnisses zu feiern. Jedoch werde weniger die Institution an sich gefeiert, als die Mitarbeiter, die eine Resozialisierung der Insassen möglich machen. „Die Arbeit wird von dem Glauben getragen, etwas bewirken zu können“, sagte Oeser. Dennoch blickt man in Hahnöfersand in eine ungewisse Zukunft. Die Anstalt ist nur zur Hälfte ausgelastet, von Seiten der Justizbehörde wird gespart, wo es möglich ist. Mit der Verlegung des Frauenvollzugs, wenn noch einmal 45 Insassinnen nach Billwerder gehen, wird es auf dem weitläufigen Gelände noch ein wenig leerer. Da die bauliche Infrastruktur in Billwerder aber noch nicht steht, ist mit einer Verlegung nicht vor 2015 zu rechnen.