Kreuzfahrtreederei Aida Cruises präsentiert neues Flaggschiff. Westeuropatouren starten im Sommer 2015 ganzjährig. Aida setzt mit seinem künftigen Flaggschiff auf zahlreiche Superlative.
Es ist ein neuer (See-)Meilenstein für das Kreuzfahrtgeschäft in Hamburg: Die Rostocker Reederei Aida Cruises fährt mit ihrem künftigen Flaggschiff „AIDAprima“ von 2015 an ganzjährig Westeuropa an. Start- und Zielpunkt der einwöchigen Touren, die jeweils am Sonnabend beginnen, ist die Hansestadt. Aida stellte das Schiff am Dienstag in Hamburg mithilfe von Animationen vor. „Ganzjährige Kreuzfahrten mit wöchentlicher Abfahrt, so etwas gab es in Hamburg bislang noch nie“, sagte Stefan Behn, Vorstand des Hamburger Hafenlogistikkonzerns HHLA, dem Abendblatt am Dienstag am Rande der Präsentation. „Das zeigt, dass der Kreuzfahrtmarkt in der Stadt und in der Region ein großes Potenzial besitzt.“
Behn, der auch Vorstandsvorsitzender des Vereins Hamburg Cruise Center ist, hat in den vergangenen Jahren maßgeblich dazu beigetragen, Hamburg zu einem der führenden Kreuzfahrtstandorte in Europa zu machen. Für dieses Jahr rechnet die Stadt bei 177 Anläufen von Kreuzfahrtschiffen mit insgesamt 500.000 Passagieren. Begonnen hatte das moderne Kreuzfahrtgeschäft in Hamburg erst Mitte der 1990er-Jahre. „Für die Stadt ist die geplante Präsenz des künftigen Aida-Flaggschiffs ein großer Erfolg. Angesichts der Konkurrenz zwischen den Kreuzfahrtmetropolen in Europa ist das keineswegs selbstverständlich“, sagte Behn.
Die Branche in Hamburg kalkuliert, dass die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere an der Elbe in den kommenden sieben Jahren auf eine Million jährlich steigen könnte. Derzeit stehen zwei Terminals für die Abfertigung der Passagiere zur Verfügung, in der HafenCity und am Kreuzfahrtcenter Altona. Auch an den Landungsbrücken machen gelegentlich Kreuzfahrtschiffe fest. Bis zum Jahr 2015 will die Stadt ein drittes Kreuzfahrtterminal fertigstellen. Es soll auf etwa zehn Hektar Fläche am Kronprinzkai im zentralen Hafengebiet auf Steinwerder entstehen. Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) arbeitet derzeit an einem Realisierungskonzept. Eng eingebunden ist dabei auch die Betreibergesellschaft des Hamburger Flughafens. Die Nähe des Flughafens zum Hafen gilt, neben dem großen Einzugsgebiet der Metropolregion, als eine wesentliche Stärke Hamburgs am Kreuzfahrtmarkt. „Ich bin überzeugt, dass wir bis 2015 ein hochproduktives, modernes Terminal schaffen werden, das den Anforderungen der Reedereien voll entspricht“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). „Das wird zu einem weiteren Wachstumssprung für den Kreuzfahrtstandort Hamburg führen.“
Aida setzt mit seinem künftigen Flaggschiff auf zahlreiche Superlative, wenngleich die „AIDAprima“ mit 300 Meter Länge und Platz für 3300 Passagiere bei Weitem nicht das größte Kreuzfahrtschiff ist. Es soll aber das technologisch anspruchsvollste und modernste seiner Zeit werden, kündigte Aida-Chef Michael Ungerer an: „Wir wollen damit ein neues Zeitalter in der Kreuzfahrt einleiten.“ Ein sehr breites Angebot an Kabinen und Ausstattung, an Gastronomie, Unterhaltung und Einkaufsmöglichkeiten an Bord ist ein wesentliches Element dabei. Das Schiff wird 14 verschiedene Varianten von Kabinen haben, 13 Restaurants und 18 Bars, sogenannte Activity-Decks für Sport und Spiel, ein Theater, eine Diskothek und eine Brauerei mit eigener Bühne. Die Reederei reagiert aber auch auf den wachsenden Druck von Umweltschützern. Die kritisieren den Schadstoffausstoß einer zunehmenden Zahl von Kreuzfahrtschiffen vor allem im Zentrum von Hafenmetropolen wie etwa Hamburg. „Die bisher modernsten Schiffe von Aida verbrauchen je Passagier und 100 Kilometer Strecke etwa drei Liter Brennstoff. Diesen Wert werden wir mit der ,AIDAprima‘ noch einmal um 20 Prozent unterbieten“, sagte Monika Griefahn, Direktorin für den Bereich Umwelt und Gesellschaft bei Aida Cruises, die frühere Chefin von Greenpeace Deutschland und spätere Umweltministerin von Niedersachsen.
Die Brennstoffersparnis des neuen Schiffstyps soll durch eine schmale Rumpfform, elektrische Pod-Antriebe und einen Blasenteppich erreicht werden, der am Bug ausgebracht wird und der dem Schiff Auftrieb verschafft. Die Motoren der „AIDAprima“ seien bereits dafür ausgelegt, neben Schweröl auch tiefgekühltes, verflüssigtes Erdgas (LNG) zu verbrennen, das als relativ arm an Schadstoffen gilt. Ein Rauchgasreiniger soll einen großen Teil der Atemgifte aus dem Betrieb mit Schweröl herausfiltern, neben Schwefeldioxid und Stickoxiden auch Dieselruß und Feinstaub. In Hamburg wird sich Aida an einer LNG-Barge beteiligen, die Kreuzfahrtschiffe mit Brennstoff für den Betrieb im Hafen versorgen soll.
Die „AIDAprima“ und ein Schwesterschiff werden auf der Mitsubishi-Werft in Japan gebaut. Ein Schiff kostet nach früheren Angaben der Reederei 455 Millionen Euro. Mitsubishi hatte seinerzeit die Papenburger Meyer Werft unterboten, den wichtigsten Lieferanten der Rostocker Kreuzfahrtreederei. Meyer hat sieben der bislang zehn Aida-Schiffe gebaut. Am Dienstag gab die Papenburger Werft einen neuen Auftrag der asiatischen Reederei Star Cruises bekannt (siehe unten).
Die Jungfernfahrt der „AIDAprima“ führt das Schiff nach Angaben der Reederei vom 22. März bis zum 16. Juni 2015 aus dem japanischen Yokohama durch 39 Häfen auf drei Kontinenten nach Hamburg. Die Reise kostet je Person zwischen 9490 Euro und 14.090 Euro. Aida-Clubmitglieder können die Jungfernfahrt und die regulären Touren vom 9. Oktober an im Internet buchen, alle anderen Interessierten vom 23. Oktober an. Auf seinen wöchentlichen Touren fährt das Schiff vom 20. Juni 2015 an von Hamburg über Southampton, Le Havre, Zeebrügge und Rotterdam zurück in die Hansestadt. Der Grundpreis je Person liegt bei 545 Euro.
Aida Cruises ist ein Tochterunternehmen des britisch-amerikanischen Kreuzfahrtkonzerns Carnival Group.