Nachdem sich der Sprecher des Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs (SPD), zuletzt für Schwarz-Grün ausgesprochen hat, sieht er nun Chancen für eine Große Koalition. Das setze allerdings Akzeptanz in wesentlichen Punkten auf beiden Seiten voraus.
Hamburg. Zum Beginn der Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD am Freitag in Berlin hat der Sprecher des Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs (SPD), seine Partei erneut zu Selbstbewusstsein aufgerufen. „Natürlich will die SPD regieren, und ich will das auch“, sagte der Bundestagsabgeordnete im Gespräch mit dem Abendblatt. Aber die Frage sei, „wenn jemand so deutlich wie die Union gewinnt, ob man dann für die fehlenden fünf Stimmen eine Große Koalition braucht oder ob es aus demokratietheoretischem Grund nicht schlauer wäre, Schwarz-Grün zumindest auszuprobieren“. Kahrs zufolge sind die Grünen „der preiswertere Partner“ für die Union.
Dennoch kann nach seiner Einschätzung eine Große Koalition funktionieren: „Dann haben wir als SPD aber auch den Anspruch, als Volkspartei behandelt zu werden.“ Wenn also die Union den Kanzler stelle, dann stelle die SPD den Finanzminister. „Es geht nicht um Posten, sondern darum, dass der Finanzminister eine besondere Funktion hat. Er hat ein Vetorecht gegenüber der Kanzlerin. Er ist herausgehoben“, sagte Kahrs. Inhaltlich seien ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro, die Abschaffung von Leiharbeit und die Gleichstellung der Lebenspartnerschaften wesentliche Punkte für die Sozialdemokraten.
Für die SPD gehen am Freitag Parteichef Sigmar Gabriel, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, der gescheiterte Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier, Generalsekretärin Andrea Nahles und Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig in die Sondierungsgespräche. Die CDU entsendet Bundeskanzlerin Angela Merkel, Kanzleramtschef Ronald Pofalla, den Vorsitzenden der Unionsfraktion, Volker Kauder, Generalsekretär Hermann Gröhe, Finanzminister Wolfgang Schäuble sowie die Ministerpräsidenten von Hessen und Sachsen, Volker Bouffier und Stanislaw Tillich. Für die CSU sitzen Parteichef Horst Seehofer, Generalsekretär Alexander Dobrindt, Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, die jetzigen Bundesminister Peter Ramsauer, Hans-Peter Friedrich und Ilse Aigner am Tisch sowie die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm.
Lesen Sie das komplette Interview mit Johannes Kahrs am Freitag im Hamburger Abendblatt.