Nicht nur bei den Cyclassics: Immer mehr steigen aufs Fahrrad um. So reagiert die Stadt
Hamburg. An diesem Wochenende wird Hamburg zur deutschen Fahrradhauptstadt. Rund 22.000 Hobby- und 168 Profi-Radrennfahrer werden am Sonnabend und Sonntag zu den 18. Vattenfall Cyclassics erwartet, dazu mehr als 800.000 Zuschauer. In großen Teilen der Hansestadt müssen Autofahrer deshalb mit zeitweiligen Straßensperrungen rechnen.
Doch wie sieht es im Alltag mit dem Radverkehr in Hamburg aus? Tatsächlich steigt der Anteil der Radfahrer im Stadtverkehr stetig an. Das zeigt der neue Fortschrittsbericht der Verkehrsbehörde. An 38 sogenannten Fahrradpegeln misst die Behörde das Radverkehrsaufkommen in der Stadt. Allein vom Jahr 2000 bis heute nahm danach der Radverkehr um rund 40 Prozent zu, hat jetzt einen Anteil von etwa 13 Prozent am gesamten Verkehrsgeschehen.
Hamburg versucht zu reagieren. Im Alten Elbtunnel öffnete die Hafenbehörde erst vor wenigen Tagen auch die großen Kfz-Fahrstühle für Radfahrer, weil inzwischen weit mehr Tunnel-Nutzer mit dem Fahrrad als mit dem Auto unterwegs sind und es vor den kleinen Personenlifts zu regelrechten Fahrradstaus gekommen war. Laut Fortschrittsbericht ist in den kommenden vier Jahren zudem geplant, das Hamburger Radwegenetz deutlich zu verbessern. Auf rund 100 Kilometern sollen Radwege oder Radstreifen neu eingerichtet oder ausgebaut werden. Zu den größeren Projekten zählt etwa ein Freizeit-Rundkurs in Wilhelmsburg mit 5,3 Kilometer Länge, der nächste Woche eröffnet wird. An der Elbchaussee zwischen Hohenzollernring bis Teufelsbrück soll 2014 ein 3,6 Kilometer langer Streifen für Radfahrer markiert werden. Ein 4,8 Kilometer langer Radfahrstreifen ist 2015 am Brombeerweg von der Hummelsbüttler Landstraße bis zum Poppenbüttler Weg vorgesehen. 2018 ist auch ein Ausbau des Radweges an der Kieler Straße von der Stresemannstraße bis zum Eidelstedter Platz geplant.
Finanziert werden die Projekte aus unterschiedlichen Haushaltstiteln. Insgesamt stehen laut Verkehrsbehörde in diesem und in dem nächsten Jahr jeweils zehn Millionen Euro für den Radverkehr zur Verfügung. Kritiker wie der Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Till Steffen bezweifeln aber, ob dieses Geld tatsächlich abgerufen wird. Das Busbeschleunigungsprogramm und der massive Ausbau der Straßensanierung würden viel zu viel Personal in den Bezirken beanspruchen. 2012 hätten die Behörden nicht die verfügbaren zehn, sondern nur rund fünf Millionen Euro für den Radverkehr ausgegeben. Und in der ersten Hälfte dieses Jahres seien erst sieben Prozent abgerufen worden. Die Behörde erklärt dies mit den langwierigen Abrechnungen mit Baufirmen. Sprecherin Helma Krstanoski: „Das Geld ist da und wird auch ausgegeben.“
Hamburgs Radfahrer setzen unterdessen auf spektakuläre Aktionen, um auf die aus ihrer Sicht schlechte Radverkehrs-Politik aufmerksam zu machen. Am kommenden Freitag wollen Tausende wieder abends mit einer Rad-Demo die Innenstadt für Autos lahmlegen.