Fünf Tage in der Woche im Hospiz: Hamburger Teenager Daniel Meyer hat zusammen mit dem Berliner Autor Lars Amend ein Buch über seine Geschichte geschrieben.

Hamburg. „Einmal ein fremdes Mädchen küssen, mich verlieben, eine Zigarette rauchen, Auto fahren lernen“ – ganz normale Wünsche eines 16-jährigen Jungen.

Doch was für andere Teenager selbstverständlich ist, liegt für Daniel Meyer in unerreichbarer Ferne: der Junge mit den roten Haaren und dem fröhlichen Lachen ist seit seiner Geburt schwer herzkrank und hat vielleicht nur noch kurze Zeit zu leben.

Niemand weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt, auch die Ärzte nicht. Seit mehr als einem Jahr wird Daniel an fünf Tagen die Woche im Theodorus-Kinder-Tageshospiz in Hamburg betreut.

Hier sitzt der schmächtige Junge nun zwischen seiner Mutter und Lars Amend vor etlichen Journalisten auf einer Pressekonferenz. Auch ungewöhnlich für einen 16-Jährigen. Doch zusammen mit Amend hat Daniel ein Buch geschrieben über „Dieses bescheuerte Herz“ (Fischer Verlag) und wie er sich durchs Leben kämpft.

Der Berliner Autor Amend hat schon eine Biografie über Bushido und den Gitarristen der Scorpions, Rudolf Schenker, verfasst. Daniel, cool mit Jeans, Turnschuhen und Hut, kichert vor sich hin. Er ist sichtlich aufgeregt, als Lars Amend erzählt, wie die beiden sich kennengelernt haben und wie daraus eine Freundschaft wurde.

Amend ist für Daniel „wie ein großer Bruder“

„Ich war auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, dachte, viele Probleme zu haben und hab die schönen Dinge des Lebens nicht mehr gesehen“, sagt der 35-Jährige. Da habe ihm die Leiterin des Hospizes, Ester Peter, von Daniel erzählt. Aufmerksam lauscht der 16-Jährige den Ausführungen seines „großen Bruders“.

„Ich sehe viel besser aus als er“ und „Ich hab ’ne Freundin, er nicht“, unterbricht er ihn. Daniel sei ihm gleich um den Hals gefallen und schon nach kurzer Zeit habe er sich entschieden, bei Daniel zu wohnen. Auch jetzt telefonieren und skypen die beiden täglich. „Daniel hat mich in sein Leben gelassen und ich habe von ihm gelernt, im Jetzt zu leben, dass nur der Moment zählt“, sagt er.

Daniel wiederum erzählte Lars von den vielen Wünschen, die er vor seinem Tod so gerne noch erfüllt haben würde. Er begann, eine Liste zu erstellen und einige der Wünsche gingen in Erfüllung: Die beiden fuhren zusammen nach Berlin, Daniel durfte in einem Sportwagen fahren, sich mit einem Mädchen treffen.

Eine Limousine mit fünf Blondinen kutschierte ihn durch Berlin und bei der Party zu seinem 16. Geburtstag war sogar eine Stripperin dabei. „Ich konnte Daniel zwar nicht seine Sorge nehmen, aber ich wollte, dass er den Rest seines Lebens noch mal richtig Spaß hat“, sagte Amend.

Daniel habe ihn dann gebeten, ihre Geschichte aufzuschreiben. „Ich möchte, dass meine Mutter etwas hat, was sie an mich erinnert“, sagt Daniel in dem Video, das die beiden zusammen gedreht haben. Der Medienrummel um seine Person gefällt ihm. „Ich musste heute Morgen sogar schon Autogramme geben“, erzählt Daniel stolz.

Vorwürfe, er nutze das Schicksal des Jungen aus, lässt Lars Amend nicht gelten: „Das ist mir völlig egal, wenn Leute das denken, können sie es tun. Aber es ist ja nicht so. Wer Böses denkt, wird das immer tun“, sagte er. Als Dank für die Unterstützung spendeten die beiden 25.000 Euro ihres Buchhonorars an das Kinder-Tageshospiz.