„Suche Haus ab zwei Millionen Euro“ heißt immer öfter in Blankenese oder Alsternähe. Aber auch die Elbvororte werden immer beliebter: Dort fanden im vergangenen Jahr 200 Häuser einen neuen Besitzer.
Hamburg. Die Nachfrage nach exklusiven Immobilien in Hamburgs besten Lagen ist ungebrochen. 1045 Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser, die mindestens eine halbe Million Euro kosteten, wurden im vergangenen Jahr verkauft – 206 Objekte mehr als noch 2011. Das geht aus einer aktuellen Marktanalyse der renommierten Maklerfirma Dahler & Company hervor, die sich auf Zahlen des Gutachterausschusses der Stadt bezieht.
Selbst bei noch deutlich teureren Objekten stehen die Käufer Schlange. „In unserem Büro Außenalster West haben wir allein für Rotherbaum 210 Kaufinteressenten in der Kartei, die sich für Stadthäuser ab zwei Millionen Euro interessieren“, sagt Geschäftsführer Björn Dahler. Die Neubauprojekte rund um die Alster der vergangenen vier bis fünf Jahre seien vom Markt sehr gut angenommen worden. „Jetzt gilt es, weitere Projekte zu entwickeln, um der konstant hohen Nachfrage gerecht zu werden“, sagt Dahler dem Abendblatt.
Zurzeit werden am Harvestehuder Weg in unmittelbarer Alsternähe zwei Großbauprojekte realisiert: Die ersten der 180 Luxuswohnungen in der Wohnanlage Sophienterrassen sollen in wenigen Wochen bezugsfertig sein. Dort wurden bislang laut Bauherr Frankonia rund 60 Prozent verkauft. Direkt nebenan am Harvestehuder Weg 36 baut die Schweizer Peach Property 57 Eigentumswohnungen und verlangt bis zu 15.000 Euro pro Quadratmeter.
„Wir haben rund 65 Prozent der Wohnungen veräußert und sind mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. Die Nachfrage ist wirklich gut“, sagt Unternehmenschef Thomas Wolfensberger. Insgesamt wechselten in den Alsterstadtteilen im vergangenen Jahr 275 Eigentumswohnungen und 66 Villen für mindestens 500.000 Euro den Besitzer.
Dass bei Liebhaberobjekten am Wasser der Preis keine Rolle spielt, zeigt eine Stadtvilla an der Straße Schönen Aussicht (Uhlenhorst), die nach Abendblatt-Informationen im vergangenen Jahr für 13 Millionen Euro den Eigentümer gewechselt hat. Auf der anderen Alsterseite liegt der Preis-Spitzenreiter in Harvestehude: Hier wurde ein Objekt für 5,9 Millionen Euro verkauft.
Aber auch die Elbvororte werden immer beliebter: Dort fanden im vergangenen Jahr 200 Häuser einen neuen Besitzer, 37 Prozent mehr als 2011. Insgesamt konnten die Immobilien-Verkäufer hier 202 Millionen erlösen. Das waren 60 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Der beliebteste Stadtteil für die Käufer exklusiver Ein- und Zweifamilienhäuser ist allerdings nach wie vor Blankenese. 52 Objekte der oberen Preisklasse wechselten hier den Eigentümer, 53 Millionen Euro – und 44 Prozent mehr als im Jahr zuvor – konnten die Verkäufer erlösen.
Unterdessen warnt SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf: „Es darf nicht sein, dass sich Stadtteile mit normalem Preisniveau zu Luxus-Quartieren entwickeln und so die ansässigen Mieter dort vertrieben werden.“ FDPStadtentwicklungspolitiker Kurt Duwe dagegen hat mit dem Boom im Luxussegment kein Problem: „Wenn die Nachfrage da ist und derart zusätzlicher Wohlstand nach Hamburg fließt, kann darüber nicht ernsthaft lamentiert werden.“ Allerdings entstehe ein Problem dort, wo der Bau von preisgünstigem oder sozial gebundenem Wohnraum vernachlässigt werde. Das gelte vor allem für innenstadtnahe Lagen.