Einer der Jugendlichen soll die Anschuldigungen gegen den Betreiber von Kinder- und Jugendheimen in Brandenburg zurückgenommen haben. Befragungen sollen Klarheit bringen.

Hamburg/Potsdam. Ein Jugendlicher aus Hamburg, der am Mittwoch in eines der Haasenburg-Heime zurückgekehrt ist, soll seine Anschuldigungen gegen den Betreiber von Kinder- und Jugendheimen in Brandenburg zurückgenommen haben. Er soll dazu in Kürze befragt werden. Das sagte der Sprecher des Potsdamer Bildungsministeriums, Stephan Breiding, am Donnerstag auf Anfrage.

Der Jugendliche aus Hamburg war am Mittwoch in ein Heim zurückgekehrt, aus dem er ausgerissen war. Der Hamburger Sozialbehörde liegen nach eigener Darstellung keine Anhaltspunkte für die Misshandlung Hamburger Jugendlicher in Heimen der Haasenburg GmbH vor. Indes dementierte der Anwalt des Jungen, dass sein Mandant seine Vorwürfe fallen gelassen habe.

Drei Jungen waren vergangene Woche nach Darstellung ihres Hamburger Anwalts vor Gewalttaten und Demütigungen geflohen. Mit einem von ihnen hatte nach seinen Aussagen am Montag das Landesjugendamt gesprochen, woraufhin laut Breiding zwei Haasenburg-Mitarbeiter ein Betätigungsverbot erhielten. Insgesamt dürfen derzeit drei Erzieher aufgrund der Anschuldigungen von Heimbewohnern nicht mehr tätig sein. Bisher gebe es keine Belege, die eine Schließung der Einrichtungen rechtfertigten, bekräftigte Breiding. Dafür müsste das Kindeswohl systematisch gefährdet und der Träger der Heime nicht bereit sein, Missstände zu beseitigen.

Jugendministerin mahnt zur Vorsicht

Dass ein Jugendlicher womöglich seine Beschuldigungen zurückgenommen habe, zeige, dass man sich die Sache sehr genau und von beiden Seiten anschauen müsse, betonte Jugendministerin Martina Münch (SPD) in Potsdam. Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittele akribisch. „Wir wissen aber aus der Vergangenheit, dass viele Verfahren auch wieder eingestellt wurden, weil sich beim zweiten oder dritten Mal die Dinge anders dargestellt haben als beim ersten Hinschauen.“ Trotzdem sei es wichtig, die Jugendlichen ernst zu nehmen.

Der Rechtsanwalt des Hamburger Jungen bestritt am Donnerstag Darstellungen, dass sein Mandant die Beschuldigungen zurückgenommen habe. „Der Junge ist am Mittwoch gegen seinen Willen zurück nach Brandenburg gebracht worden“, erklärte Rudolf von Bracken. Er gehe vor dem Oberlandesgericht Hamburg gegen die Unterbringungsanordnung vor. Zwei der drei Ausreißer seien inzwischen wieder in den Haasenburg-Heimen. Der Dritte ist nach den Informationen des Anwalts noch auf der Flucht.