Die Landebahn 05/23 zwischen Niendorf und Langenhorn wird erneuert. Der Hamburger Flughafen muss Starts und Landungen auch über die Innenstadt leiten.

Niendorf. Ein Traktor zieht eine riesige Walze hinter sich her, die unter lautem Lärm den Beton zerstört. Wenige Meter weiter reißt ein Bagger die Bodenfläche auf und hebt Unmengen Beton aus der Landebahn am Hamburger Flughafen. Und das alles bei herrlichem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. „Bestes Baustellenwetter, oder?“, freut sich Johannes Scharnberg, Leiter des Flugbetriebs am Airport.

Seit Dienstag arbeiten 22 Firmen und rund 80 Arbeiter auf der Großbaustelle, um die Landebahn 05/23 zu erneuern. Sie führt von Langenhorn Richtung Niendorf und kann mit Starts und Landungen in beide Richtungen beflogen werden. Die Bauarbeiten kosten insgesamt rund 5,6 Millionen Euro. Eine Fläche von 18.000 Quadratmetern Beton wird dabei komplett erneuert.

Nötig wurden die Bauarbeiten, weil der 50 Jahre alte Beton durch die hohen Belastungen des Flugverkehrs beschädigt ist und auch am Unterbau der Landebahn gearbeitet werden muss. Zehn Wochen sollen die Arbeiten dauern, am 16. September soll der Flugbetrieb wieder normal laufen. Bis dahin ist der Start- und Landebetrieb teilweise eingeschränkt.

Bereits am 5. April ist die Landebahn um 800 Meter verkürzt worden, wird aber weiterhin genutzt. Landungen über Stellingen und Niendorf sind ab sofort nicht mehr möglich. Sie werden bis zum Ende der Bauarbeiten über die anderen drei Richtungen abgewickelt. Im Schnitt werden 20 bis 30 Landungen täglich verlegt, je nachdem wie der Wind steht, kann es an einzelnen Tagen auch mehr werden. Denn Starts und Landungen sind nur gegen den Wind möglich.

Je nach Windrichtung entscheidet der Tower bei jedem Jet separat. Zu vermehrtem Fluglärm wird es durch die häufigere Nutzung vor allem in Richtung Alsterdorf, Hamm und im Innenstadtbereich kommen. „Leider wird es mehr Fluglärm geben, aber wir versuchen den natürlich so gering wie möglich zu halten“, sagt Günter Zinnitsch, Leiter Infrastruktur.

Zwei Wochen lang nur eine Bahn in Betrieb

Zu einer größeren Belastung wird es vom 25. Juli bis 1. August und vom 5. August bis 11. August kommen, wenn die Startbahn komplett gesperrt wird. In dieser Zeit sind wegen Kranarbeiten keine Starts und Landungen möglich, sodass der komplette Flugbetrieb über die Landebahn 15/33 (Norderstedt/Alsterdorf) abgewickelt wird. Das schließt auch die sonst weniger genutzte Richtung Innenstadt mit ein. „Wir sind schon froh, dass wir nur zwei Wochen voll sperren müssen, aber es wird zu erhöhtem Fluglärm kommen, den wir aber leider nicht vermeiden können,“ sagt Johannes Scharnberg, der alle Betroffenen für die „zeitweise stärkere Geräuschentwicklung“ um Verständnis bittet. Trotz der Vollsperrung werde die Nachtruhe eingehalten. „Dass die Nachtruhe nach 23 Uhr gestört wird, kann ich ausschließen“, sagt Scharnberg.

Auch auf der Großbaustelle ist der Flughafen um Lärmschutz bemüht, denn die Bauarbeiten sind laut. So sollen besonders leise und innovative Baumaschinen verwendet werden. Trotzdem sind phasenweise durchgehende Arbeiten 24 Stunden am Tag notwendig. Der normale Baubetrieb findet täglich von 7 bis 20 Uhr statt. Während der gesamten Bauzeit werden die Arbeiten durch Messungen vom Flughafen Hamburg lärmtechnisch begleitet.

Senat nimmt Lärmaktionsplan entgegen

Während der Flughafen um Lärmschutz wegen einer einzigen Baustelle bemüht ist, muss sich der Senat um die Verringerung des Lärms in der ganzen Stadt kümmern. Dafür hat der Senat am Dienstag die zweite Stufe des Lärmaktionsplan (LAP) für Hamburg 2013 zur Kenntnis genommen. Der LAP listet die Schwerpunkte der Stadt in den Bereichen Straßen- und Schienenverkehrs- sowie Fluglärm auf. Weil besonders viele Anwohner von Straßenverkehrslärm betroffen sind, liegt hier sein Schwerpunkt.

Insgesamt stellt der LAP neun Maßnahmen vor, um den Lärm zu verringern. Dazu gehören ein integrierter Verkehrsentwicklungsplan als Planungsgrundlage und ein gesamtstädtisches Verkehrsmodell zur Simulation von Verkehrsabläufen dazu. Daneben soll die Elektromobilität weiter gefördert werden, sowie eine Pendler- und Besucherstrategie erarbeitet werden, um den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu fördern und zu erleichtern.

Auch die aktuellen Infrastrukturprojekte – die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße und die sechs- bis achtspurige Erweiterung und Überdeckelung der A7 – sollen den Straßenlärm für die Hamburger verringern. Noch erarbeitet werden muss ein LKW-Führungskonzept, das den Güterverkehr auf möglichst kurzen und wenig belasteten Routen führen soll, um die Lärm- und Schadstoffbelastung so gering wie möglich zu halten.

Mit dem Lärmaktionsplan erfüllt Hamburg eine Vorgabe der Europäischen Union. Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, den Lärm von Hauptlärmquellen in Ballungsräumen ab 250.000 Einwohnern zu kartieren und Maßnahmen zur Lärmminderung unter Beteiligung der Öffentlichkeit zu erarbeiten.