Bund sichert Zuschuss von sieben Millionen Euro zu. SPD-Fraktion beantragt weitere 7,25 Millionen Euro aus dem Sanierungsfonds 2020. Die im Krieg zerstörte Kirche wird im Spätsommer komplett eingerüstet.
Hamburg. Die Sanierung der Ruine von St. Nikolai kann beginnen: Der Bund und Hamburg teilen sich die Kosten in Höhe von 15,25 Millionen Euro. Aus Berlin gibt es einen Zuschuss von sieben Millionen Euro. Die Bürgerschaft soll 7,25 Millionen Euro aus dem Sanierungsfonds 2020 hinzusteuern. Einen entsprechenden Antrag wird die SPD-Fraktion in den Haushaltsausschuss einbringen. Eine weitere Million Euro hatte die Stadt bereits in die Sicherung des bröckelnden Mahnmals investiert, nachdem sich vor zwei Jahren ein etwa zehn Kilogramm schwerer Stein aus dem Turm gelöst hatte und auf die Willy-Brandt-Straße gestürzt war.
Um diese wichtige Nachricht für das instandsetzungswürdige Mahnmal zu verkünden, hat sich eine denkwürdige Allianz zwischen dem SPD-Bürgerschaftsfraktionschef Andreas Dressel und dem Eimsbütteler CDU-Bundestagsabgeordneten Rüdiger Kruse zusammengeschlossen. Letzterer hatte sich im Haushaltsausschuss des Bundestages für die Bundesmittel eingesetzt. Ihm dankte Dressel dann auch – erwähnte aber gleichzeitig den SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs, der ebenfalls als Mitglied im Haushaltsausschuss sitzt. „Es hat gute Tradition, dass Hamburger Bundestagsabgeordnete Bundesmittel nach Hamburg lenken“, sagte Dressel. „Ohne Bundesmittel könnten wir die Sanierung des Mahnmals nicht auf den Weg bringen.“
Dressel wies darauf hin, dass es ein wichtiges politisches Zeichen sei, die Finanzierung des Projekts noch vor der Gedenkveranstaltung aus Anlass des 70. Jahrestages der Operation Gomorrha am 4. August gesichert zu haben. „Wir haben über Parteigrenzen hinweg die historische Verpflichtung, uns für dieses Mahnmal einzusetzen“, so der Chef der SPD-Bürgerschaftsfraktion. „Ich danke allen Beteiligten bei Kulturbehörde, Bezirksamt, Bürgerschaft und Bundestag, dass wir damit ein überparteiliches Zeichen für dieses Mahnmal setzen können.“ CDU-Mann Kruse ergänzte: „Je weiter man voneinander entfernt ist, desto besser kann man zusammenarbeiten.“ Er freue sich, dass der Zuschuss im Zuge der Haushaltsberatungen des Bundestags sicherstellt werden konnte. „Die Sanierung des Mahnmals liegt auch dem Bund sehr am Herzen.“ Dass die Finanzierung im Haushaltsausschuss gelungen sei, bezeichnete Kruse auch deshalb als besonders erfreulich, da der Kulturhaushalt als einer der wenigen Haushalte erhöht worden sei. „Um 100 Millionen Euro, das ist eine Steigerung um ein Zehntel“, so Kruse. Das Mahnmal St. Nikolai sei von nationaler Bedeutung, „etwa wie die Gedächtniskirche in Berlin“ und habe „Strahlkraft“. Jeder Hamburger sei mit dem Mahnmal aufgewachsen. Und in Zeiten, in denen schon die Wiedervereinigung für die aktuelle Schülergeneration Geschichte sei, müsse Erinnerungsarbeit am Zweiten Weltkrieg geleistet werden. Die von 1846 bis 1874 im neugotischen Stil erbaute Kirche wurde während der Bombenangriffe 1943 stark zerstört. Der Turm selbst blieb zwar verschont, aber die Kirche wurde schwer getroffen, das Dach stürzte ein, der Innenraum brannte aus, an Säulen und Wänden entstanden schwere Schäden. Da jede evangelische Kirche eine Gemeinde braucht, die umliegende Wohnbebauung in der Neustadt jedoch nicht mehr existierte, entschloss man sich, St. Nikolai nach Harvestehude zu verlegen.
Nach einer langen und widersprüchlichen Vorgeschichte konnte 1987 auf Initiative des Bauunternehmers Ivar Buterfas der Förderkreis „Rettet die Nikolaikirche“ gegründet werden. Seither dient das Bauwerk als Erinnerungsort an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Nachdem sich der Stein im Sommer 2011 gelöst hatte, war klar, dass umfassende Instandsetzungsmaßnahmen folgen mussten. Seitdem sind Teile des 147 Meter hohen Turmes eingerüstet.
Dressel kündigte an, dass seine Fraktion am 1. August im Kulturausschuss beantragen werde, weitere 7,25 Millionen Euro aus dem Sanierungsfonds 2020 zur Verfügung zu stellen. Der Sanierungsfonds ist ein Instrument, welches sich die Bürgerschaft gegeben hat, um Sanierungsvorhaben selbst umsetzen zu können. Darin enthalten sind 90 Millionen Euro. Rund 70 Millionen Euro davon sind bereits in die Sanierung etwa der Deichtorhallen, des Planetariums oder Sportplätze sowie Parks geflossen.
Im Spätsommer soll dann die Bürgerschaft über den Zuschuss abstimmen. Mit den Stimmen der SPD-Mehrheitsfraktion dürfte das nur noch eine Formsache sein. Anschließend soll der Turm ab September komplett eingerüstet werden. Danach werden die Arbeiten europaweit ausgeschrieben. Ab August 2014 könnte die Sanierung beginnen. Die Maßnahmen dürften voraussichtlich vier Jahre andauern.
Auch wenn der Bund und die Bürgerschaft nun die Geldhähne öffnen, soll die Stadt sich weiter auf die Suche nach privaten Geldgebern, etwa Stiftungen und Sponsoren, machen. Öffentliches Geld ist ein knappes Gut. So heißt es in einer entsprechenden Senatsdrucksache, dass diese „Drittmittel jeweils zu gleichen Anteilen die vom Bund und Hamburg zu tragenden Finanzierungsanteile reduzieren“ würde.