Sie haben Hamburg kennen und lieben gelernt, sie gehen mit einem weinenden Auge. Sechs Konsuln und Konsulinnen verlassen in diesem Sommer die Hansestadt – mit den unterschiedlichsten Zielen.

Hamburg. Goodbye, Adieu, Do widzenia, Güle güle – es ist die Zeit der Abschiede in Hamburg. Insgesamt sechs Konsuln werden diesen Sommer ihre Koffer packen und sich auf die Reise in ein anderes Land begeben. Vier von ihnen werden in dieser Woche von Bürgermeister Olaf Scholz offiziell verabschiedet. Am heutigen Dienstag beschreiten Andrzej Osiak, Generalskonsul der Republik Polen, und der türkische Generalkonsul Devrim Öztürk ihren Weg ins Rathaus. Öztürk hält seit September 2009 das Amt in dem seit 1844 bestehenden türkischen Generalkonsulat an der Tesdorpfstraße inne.

Hamburg verlassen wird auch Inmi Patterson, Generalkonsulin der USA, deren Amtszeit turnusmäßig Ende August nach drei Jahren endet. Ihr letzter großer Auftritt im „Weißen Haus“ an der Alster: der große Empfang zum Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten, zu dem an diesem Mittwoch etwa 500 Gäste erwartet werden. Inmi Patterson wird zurückgehen ins amerikanische Außenministerium.

„In guter Erinnerung werde ich vor allem die Wärme und Gastfreundschaft der Hamburger behalten, den Respekt der Stadt vor ihrer hanseatischen Tradition mit dem gleichzeitigen Bemühen, Hamburg modern und wettbewerbsfähig zu erhalten“, sagte Patterson dem Abendblatt. Über die Nachfolge in Hamburg wird noch Stillschweigen bewahrt, doch klingt durch, dass Amerika an der Alster auch künftig in jedem Fall von einer Frau vertreten wird.

Einen weiteren Wechsel gibt es bei den Franzosen: Nach drei „wunderschönen Jahren“ geht Generalkonsulin Sylvie Massière zurück nach Paris. In der Stadt der Liebe wird sie künftig als Personalmanagerin in der Zentrale des Auswärtigen Amtes arbeiten. „Eine neue interessante Aufgabe“, wie sie selbst sagt. Überraschend kam der Abschied aus der Hansestadt nicht: In Frankreich ist die Regelung sehr strikt. Jeder geht genau zweimal ins Ausland, in der Regel dauert ein Aufenthalt drei Jahre.

Es war das Jahr der deutsch-französischen Freundschaft

Für Massière war Hamburg nach Tansania bereits die zweite Station. An ihre Zeit hier habe sie „nur gute Erinnerungen“. Gerade das vergangene Jahr sei für die 58-Jährige ein Highlight gewesen, denn es war das Jahr der deutsch-französischen Freundschaft, indem nicht nur das 50-jährige Bestehen des Elysée-Vertrags, sondern auch das 55. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Marseille gefeiert wurde. Im März durfte sie Bürgermeister Olaf Scholz auf einer Reise in die Hafenstadt begleiten – „ein absoluter Höhepunkt“, sagt die Französin. Genau wie der Besuch des Premierministers Jean-Marc Ayrault beim Matthiae-Mahl im Februar 2013. Wer künftig in die Fußstapfen von Madame Massière treten wird, steht noch nicht fest. Ob Mann oder Frau, ihrem Nachfolger wünscht Massière vor allem eines: „Das selbe Glück in Hamburg zu finden wie ich auch.“ Auf die Frage, ob sie regelmäßig zu Besuch kommen wird, sagt sie mit einem reizenden Französischen-Akzent: „Ich kann der Versuchung bestimmt nicht widerstehen.“

Gleich zwei Länder werden künftig in Hamburg nicht mehr von Berufsdiplomaten repräsentiert: Dänemark und Finnland. Beide Vertretungen werden aber als Honorarkonsulate weitergeführt, so dass die Gesamtzahl der Vertretungen bei 98 bleibt. Bei den Dänen verabschiedet sich Claus Hermansen, seit September 2010 im Amt. Wer seine Nachfolge antritt, soll am 1. August verkündet werden - „gefunden ist er schon“, verriet Hermansen, der Hamburg mit einem weinenden Auge verlässt. „Ich liebe diese Stadt, es gibt kaum eine andere Metropole dieser Größe mit so viel Lebensqualität. Man fühlt sich sehr, sehr willkommen als Däne und als jemand, der von außen kommt.“

Finnland wird künftig von einem Honorarkonsul vertreten

Aus dem Finnischen Generalkonsulat an der Esplanade geht Erja Tikka zurück in das Außenministerium ihrer Heimat, wo sie wohl in der Europa-Abteilung arbeiten wird. Auch Finnland wird künftig aus Kostengründen nur noch einen Honorarkonsul in Hamburg haben. So war es auch schon, bevor in den 20er-Jahren das finnische Generalkonsulat in Hamburg gegründet wurde.

Verabschiedet hat sich Tikka bereits am 27. Juni mit einem Empfang. „Ich werde die Hansestadt, ihre mannigfaltige Kultur, das pulsierende Leben, die Multinationalität und nicht zuletzt die weltoffene Gastfreundschaft vermissen“, sagte sie da, sang zum Abschluss finnische Tangos und als Hommage für die Stadt, die sie nun nach vier Jahren verlässt: „In Hamburg sagt man Tschüs.“