Der Mühlenberger Segel-Club veranstaltet ein Schnuppersegeln für Acht- bis Zwölfjährige, das Abendblatt und die hanseboot unterstützen die Aktion. Was lernen die Kleinen in zwei Tagen?
Blankenese. Verklicker, Pinne, Pütz – Julia schwirrt schon der Kopf. Muss man sich alle diese Ausdrücke merken, wenn man segeln möchte? Ja, muss man. Aber Julia ist nicht allein. Sie gehört zu den 40 Jungen und Mädchen, die an der Schnupper-Segel-Aktion „elbekids“ teilnehmen, die der Mühlenberger Segel-Club (MSC) zusammen mit der „Hanseboot“ und dem Hamburger Abendblatt organisiert. Am ersten Ferientag in den Jollen vom Typ „Optimist“ aufs Wasser, das macht Spaß bei diesen hohen Temperaturen.
„Ich möchte gerne segeln lernen“, sagt Julia. Ihre Mutter könne es, und ihr Opa sei schließlich Kapitän, erzählt die Achtjährige aus Othmarschen. „Und außerdem finde ich hier bestimmt neue Freunde.“
Schüchtern und selbstbewusst, vorlaut und zurückhaltend sind die Acht- bis Zwölfjährigen, die beim MSC auf der Terrasse stehen. Bei den meisten sind die Mütter dabei, die wenigen begleitenden Väter haben das Handy am Ohr. MSC-Betreuerin Annette Krüger hakt die Namen ab und teilt die Kinder in vier Gruppen ein. „Hast Du die Sonnencreme dabei? Setz die Mütze auf!“ rufen die Mütter den Neu-Wassersportlern hinterher. Aber die sind schon mit ihren orangefarbenen Schwimmwesten beschäftigt.
Annette Krüger fragt alle Kinder in ihrer Gruppe nach den Namen. Dazu darf sich jeder noch einen Begriff aus dem Wassersport aussuchen. So gibt es dann „Kilian Kajak“ oder „Paul Paddel“. Anschließend werden all die neuen Fachbegriffe gelernt. Julia, Kilian und Paul erfahren, dass die Pinne das Ruder des kleinen Segelbootes ist. Mit einem als Pütz bekannten Gefäß wird Wasser aus dem Boot geschippt. Und der Verklicker zeigt oben an der Mastspitze an, woher der Wind kommt. Und dann kommt noch backbord (links) und steuerbord (rechts), Lee (vom Wind abgewandt) und Luv (dem Wind zugewandt). „Echt interessant“, sagt Julia.
MSC, „Hanseboot“ und Hamburger Abendblatt wollen mit „elbekids“ den Segelsport für Kinder und Jugendliche attraktiv machen. „Es geht um die Nachwuchsförderung, aber auch darum, Teamgeist und Gemeinschaftsgefühl zu stärken sowie soziales Verhalten zu entwickeln“, sagt Annette Krüger.
Nach 90 Minuten sind die Kinder ein wenig erschöpft
Lynn Hafemann möchte den Spaß weitergeben, den sie am Segeln hat. Seit gut zehn Jahren ist die Schülerin dabei, zuerst im Optimist, mittlerweile in Jollen vom Typ Laser und Laser SB20. „Mit dem MSC-Team sind wir sogar im September bei den Weltmeisterschaften in Südfrankreich dabei“, sagt die 18-Jährige stolz. In ihrer Gruppe ist „Lasse Leine“ mit Feuereifer dabei, all das Neue zu erfassen und sich zu merken. „Ich möchte gerne segeln lernen“, sagt der Elfjährige. „Aber wir haben eine Stunde von Ohlstedt bis hierher gebraucht. Vielleicht mache ich dann einen Kursus auf der Alster. Das ist auf jeden Fall näher an Zuhause.“
Nach gut 90 Minuten sind die Kinder ein bisschen erschöpft. Pinkelpause, etwas trinken, Socken ausziehen, danach geht es in der bleiernen Hitze am Blankeneser Elbufer weiter. Mittlerweile kommt eine leichte Brise aus Süd. Die ersten Optimisten werden auf den Slipwagen ins Wasser gerollt – allerdings noch ohne Mast und Segel.
Von einer schattigen Bank aus am Vereinshaus beobachtet Walter Ricker das Treiben. Der 72-Jährige aus Langenhorn hat seine Enkel Jonas (12) und Hanna-Louise (9) zu den „elbekids“ gebracht. „Die beiden sind schon im Schwimmverein, aber am Segeln haben sie bestimmt auch ihren Spaß“, sagt der Rentner. Auf der Elbe ziehen ein kleines Tankschiff und der Zweimaster „Undine“ der Hamburg-Sylt-Linie vorbei. Bei Airbus gegenüber landet ein Flugzeug.
Vor der Mittagspause dann der vorläufige Höhepunkt: Die Kinder paddeln zu Zweit oder zu Dritt in den Booten durch das Hafenbecken. Sie fischen Tennisbälle aus dem Wasser, legen Ringe über Stangen und sollen so Sicherheit auf dem Wasser gewinnen und dem Boot vertrauen.
Am Freitag geht es weiter mit den „elbekids“. Segeln lernen leicht gemacht. Verklicker, Pinne, Pütz - das können dann alle Jungen und Mädchen erklären.