Von der Stadt beauftragte Gutachter entdecken “schwere statische und bauliche Mängel“. Das Gutachten soll nach jahrelangem Streit wegweisend für die Zukunft der Esso-Häuser sein.
Hamburg. Die Esso-Häuser am Spielbudenplatz weisen schwere statische und bauliche Mängel auf. Das geht nach Abendblatt-Informationen aus einem Gutachten des Hamburger Büros DR-Architekten vor, das am Donnerstag öffentlich gemacht werden soll und bisher noch unter strenger Geheimhaltung steht. Die Bauprüfabteilung ist bereits über die Ergebnisse des Gutachtens informiert und wird möglicherweise noch in dieser Woche erste Schritte einleiten.
Am gestrigen Dienstag haben die Gutachter ihre Ergebnisse den Fraktionen der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte vorgestellt. Doch die Politiker sind von der Verwaltung zum Schweigen verpflichtet worden und dürfen sich erst am Donnerstag zu den Ergebnissen äußern.
Das Bezirksamt Mitte beantwortete eine Abendblatt-Anfrage im Zusammenhang mit dem Gutachten nicht. Sprecherin Sorina Weiland verweist auf eine geplante Pressekonferenz am Donnerstag.
Das Gutachten, das im Auftrag des Bezirks erstellt und von der Stadt bezahlt wird, soll nach jahrelangem Streit wegweisend für die Zukunft der Esso-Häuser sein.
Die Bayerische Hausbau hatte die Immobilie bereits 2009 gekauft und plant hier nach dem Abriss 240 neue Wohnungen samt Gewerbe. Aber passiert ist bislang nicht viel. Denn die Initiative "Esso-Häuser" will diese Pläne verhindern und setzt sich vehement für einen Erhalt der Gebäude ein, in denen noch rund 100 Menschen wohnen. Die Initiative kann dabei auf prominente Unterstützer wie Panikrocker Udo Lindenberg und Schauspieler Peter Lohmeyer zählen.
Die Bayerische Hausbau erhielt das Gutachten am Dienstagnachmittag, will aber vor Donnerstag keine Stellungnahme abgeben. Die Bürgerinitiative wird über das Gutachten ebenfalls erst am Donnerstag informieren.
Auf Anfrage kündigte Steffen Jörg von der Initiative bereits an: "Sobald uns das Gutachten vorliegt, werden wir dieses gemeinsam mit Experten gründlich auswerten." Es sei allerdings bereits bekannt, das bei den Häusern aufgrund des Instandhaltungsstaus Handlungsbedarf besteht. Aber das schließe eine Sanierung keineswegs aus, sagt Steffen Jörg.
In dem Gutachten wird auch die mangelhafte Instandhaltung für den Zustand der mehr als 40 Jahre alten Häuser verantwortlich gemacht. Die Experten kommen offensichtlich zu der Erkenntnis, dass eine Sanierung im bewohnten Zustand nicht möglich ist. Es gibt allerdings in dem Gutachten keine klare Aussage dazu, ob es nun einen Abriss geben soll oder nicht.
Eine umfassende Sanierung und Modernisierung des maroden Gebäudes auf dem Kiez dürfte nach vorsichtigen Expertenschätzungen einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Das Büro DR-Architekten gibt in seinem Gutachten keine Kostenschätzung ab.