Die vierte Auflage des Hamburger „Elbjazz“ geriet vielerorts zum trüben Regentanz. Probleme mit den Shuttle-Barkassen machten das Festival-Hopping außerdem zu einem zähen Unterfangen.

Hamburg. Die Stimmung bei Festivals steht und fällt bekanntlich mit dem Wetter, vor allem wenn sie größtenteils als Open-Air-Veranstaltung in atemberaubender Kulisse angelegt sind. Und so geriet die vierte Auflage des Hamburger „Elbjazz“ mit mehr als 80 Konzerten nationaler und internationaler Stars zwischen Fischmarkt, Elbphilharmonie und Blohm & Voss vielerorts zum trüben Regentanz.

Dabei hatte es am Freitagnachmittag noch verheißungsvoll begonnen: Nach sieben Tagen Regenwetter kämpfte sich ab und zu die Sonne durch die wilden Wolkenformationen. Stefan Gwildis spielte mit der NDR-Bigband auf und füllte die Maschinenbauhalle von Blohm & Voss bis zu den letzten Plätzen. So recht wollte die swingige Stimmung da noch nicht aufkommen – ob’s am nüchternen Charme der Halle oder den etwas steifen Stuhlreihen lag, sei dahin gestellt.

Anders da schon an der Hauptbühne nur wenige hundert Meter weiter: Dort präsentierte der 44 Jahre alte Tenorsaxofonist Joshua Redman mit seinem Quartett feinsten Blues und machte seinem Ruf als „Ikone des modernen amerikanischen Jazz“ alle Ehre. Auf der kleineren Bühne entführte derweil das Electro-Groove-Trio „Now vs. Now“ in die Sphären New Yorker Clubs.

Einlasssperre und Ausschankverbot

Zu den Stars gehörten am ersten Abend des zweitägigen Festivals zweifelsohne Chilly Gonzales und Jamie Cullum. Kein Wunder also, dass bei dem kanadischen Musiker und Entertainer Gonzales, der ein Streichquartett mit nach Hamburg gebracht hatte, schon vor Beginn des Konzertes Einlasssperre an der Fischauktionshalle herrschte. Die rigide Einlasspolitik, ebenfalls steife Stuhlreihen und Ausschankverbot während des Konzerts („Der Künstler möchte das nicht“) führten bei den Festivalbesuchern nicht gerade zur Euphorie. „Viel zu konzertant“, merkte dann auch noch ein Jazzfreund an und verließ genervt die Halle.

Wenig Begeisterung herrschte auch an den Abfahrtpunkten der Shuttle-Barkassen. Denn so charmant die Idee, so schlecht die Umsetzung: Die Schiffchen wurden dem Besucherandrang kaum Herr, Ein- und Ausstieg liefen viel zu schleppend und dann blieben viele der Plätze noch leer. Einstündige Wartezeiten am ersten Abend waren die logische Folge, Konzerthopping auf dem großen Festivalgelände wurde zu einem zähen Unterfangen.

So schafften es zahlreiche Festivalbesucher auch nicht mehr rechtzeitig zum zweiten Hauptact des Abends: Jamie Cullum. Der 33-jährige Brite, der bereits bei der Jazz-Echo-Verleihung am Vorabend sein neues Album „Momentum“ vorgestellt hatte, riss hunderte Besucher vor der Hauptbühne dennoch mit – und sich irgendwann sogar das Jacket vom Leib. Die verspäteten Besucher bibberten da schon und wunderten sich über die riesigen Schirme der Bierstände, die genau vor der Leinwand platziert waren.

Vorteil Indoor-Location

Da konnte sich glücklich wähnen, wer für Sonnabend eine Indoor-Location zugewiesen bekommen hatte. So brachte es Roger Cicero, der mit seiner Jazz Experience in der Fischauktionshalle auftrat, auch auf den Punkt: „Ich freue mich, dass Ihr alle gekommen seid und es so voll ist, was sicher auch an dem Regen da draußen liegt.“

Zuvor hatte Cicero die Laudatio auf den Gewinner des Hamburger Jazzpreises 2013, Wolf Kerschek, in der zugigen Maschinenbauhalle gehalten. Der „Irrwisch des Jazz“, wie das „Hamburger Abendblatt“ unlängst titelte, erhielt den von der Dr. E.A. Langner-Stiftung ausgelobten und mit 10 000 Euro dotierten Preis vor allem für sein Engagement als Jazz-Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Bei der Verleihung und dem anschließenden Konzert freute sich der Dirigent, Komponist, Arrangeur und Netzwerker nicht nur über den Preis, sondern auch über die Aufstockung seines Studiengangs - der kleinste seiner Art in Deutschland – auf mehr als 40 Studenten.

In Gummistiefeln, Regenjacken und eiligst von einem Sponsor verteilten Capes zelebrierten unerschrockene Festivalbesucher wenige Meter weiter ausgelassene Regentänze zu den Klängen von „Budzillus“. Sie hatten sich die Ankündigung des Veranstalters zu Herzen genommen: „Man kann es „Oriental Sing Punk“, „Balkan Pop“, „World’n’Roll“, „Hippie-Ska“ oder „Gopsy Punk“ nennen – Hauptsache man tanzt dazu.“