Ärzte werfen Insolvenzverwalter laxe Rechtsauffassung vor. Curagita Holding AG will die Praxen übernehmen. In der Hamburger Ärzteschaft rumort es gewaltig.
Hamburg. Das Unternehmen ist gerettet, doch der Streit um die Hanserad-Praxen geht weiter. Fünf Monate nach dem Bekanntwerden der Insolvenz ist ein Käufer für die Klinikgruppe Hanserad des abgetauchten Radiologen Prof. Wolfgang Auffermann gefunden worden. Wie das Hamburger Abendblatt bereits berichtete, will die Curagita Holding AG die Praxen übernehmen und hat nun auch die Verträge dazu unterzeichnet. Curagita übernehme "die volle Verantwortung samt Geschäftsführung" für die Standorte in Bergedorf, Blankenese, Geesthacht, Dannenberg, Boizenburg, Neumünster und München, hieß es in einer Mitteilung.
Hinter der Übernahme, bei der drei Viertel der ursprünglich 300 Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden sollen, steht die nach eigenen Angaben größte deutsche Radiologiegenossenschaft DeRaG. "Wir heißen die Hanserad in der Radiologienetzfamilie herzlich willkommen", sagte Johannes Schmidt-Tophoff, Vorstand der Curagita Holding und der DeRaG. "Unser Ziel ist es, die Standorte zu sanieren und in einem genossenschaftlichen Betreibermodell mit Beteiligung der bisher angestellten Ärzte auszubauen. Am Praxisstandort in Hamburg eröffnen wir außerdem unser Büro Nord und unsere Zentrale für Dienstleistungen für das gesamte Radiologienetz Deutschland." Trotz der Übernahme blieben mögliche Nachforderungen der Krankenkassen beim Insolvenzverwalter, sagte Schmidt-Tophoff dem Abendblatt.
Die Hamburger Insolvenzverwalter Heiko Fialski und Gideon Böhm zeigten sich nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen mutmaßlichen Abrechnungsbetruges in Millionenhöhe und Probleme bei der Kassenzulassung erleichtert. "Dass wir trotz der Schwierigkeiten mit der Kassenärztlichen Vereinigung nun diese bestmögliche Lösung für die Hanserad gefunden haben, macht uns sehr zufrieden, und wir sind froh, dass im Zuge dessen drei Viertel der Hanserad-Beschäftigten übernommen werden", erklärte Fialski.
Obwohl das Ermittlungsverfahren noch läuft und die Unterlagen aus den Razzien bei Hanserad noch ausgewertet werden, sagte Insolvenzverwalter Böhm: "Die Unsicherheit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für die Patientinnen und Patienten sollte damit der Vergangenheit angehören. Die DeRaG ist als größter deutscher Verbund niedergelassener Radiologen fest in der Branche verankert und damit ein vertrauenswürdiger Investor."
Allerdings rumort es jetzt gewaltig in der Hamburger Ärzteschaft. Der Vorsitzende der Radiologenverbandes, Dr. Andreas Bollkämper, sagte, er sei verwundert. Hanserad sei die Kassenzulassung entzogen worden, derzeit laufe das Widerspruchsverfahren. Das Unternehmen stehe in dringendem Verdacht, in erhebliche Betrügereien bei Abrechnungen von Kontrastmitteln verwickelt zu sein. "Das kann nicht nur einer verantwortet haben", sagte Bollkämper mit Blick auf Hanserad-Gründer Auffermann. Bollkämper warf den Insolvenzverwaltern eine"laxe Rechtsauffassung" vor.