Nach 31 Jahren ist die “Gorch Fock“ wieder zum Hafengeburtstag in Hamburg. Für das Segelschulschiff der Marine ist es der erste Heimatbesuch seit sechs Monaten.
St. Pauli. Es ist eine Heimkehr nach 30 Jahren: Zwar war die "Gorch Fock" zuletzt 2010 in Hamburg, doch zum ersten Mal seit 1982 ist das Segelschulschiff der Marine dieses Jahr wieder bei einem Hafengeburtstag dabei. Der Dreimaster wurde 1958 in Hamburg bei Blohm + Voss gebaut und hat daher eine ganz besondere Verbindung zur Hansestadt, zumal der namensgebende Schriftsteller (der eigentlich Johann Kinau hieß) aus Finkenwerder kam.
"Deswegen ist es natürlich etwas ganz Besonderes für das Schiff und die Mannschaft, hier an den Ursprung zurückzukommen", sagte Kapitän zur See Helge Risch, als die "Gorch Fock" an den Landungsbrücken anlegte. Der weiße Dreimaster liegt dort direkt neben der "Rickmer Rickmers", zusammen mit dem grünen Nachbarn gibt der Marinesegler ein beeindruckendes Bild ab. Risch übernahm im August 2012 das Kommando auf dem Schiff. Nach dem Tod einer Offiziersanwärterin an Bord im November 2010 wurde ein Ausbildungsstopp verhängt, seit Januar dieses Jahres sind nun wieder Kadetten auf dem Schiff.
Und so wimmelte es auf dem Deck geradezu von Männern und Frauen in blauen Uniformen, die die Segel sicherten, Taue festzurrten und neuen Proviant an Bord brachten. Unter den jungen Leuten, die mit dem Segler durch die Weltmeere fahren, ist auch Christopher Hartwig. Der 20-jährige Obergefreite leistet noch bis März 2014 seinen freiwilligen Wehrdienst, den Großteil davon auf der "Gorch Fock". An den Vorfall von 2010, als die 25-Jährige aus der Takelage fiel, denke er an Bord kaum. "Wenn man in der Takelage klettert, ist man hoch konzentriert, da ist kein Platz für andere Gedanken", sagte Hartwig.
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So sieht es auch der Kapitän: "Die Geschichte ist uns bewusst, beschäftigt uns aber nicht jeden Tag", sagte Risch. Nach dem Unfall wurde das Ausbildungskonzept leicht verändert. Die Inhalte und Ziele seien die gleichen, nicht jedoch die Umsetzung. "Im Bereich der inneren Führung wurden Dinge geändert. Man muss die Herzen der Menschen erreichen", sagte Risch. Nur so könne eine eingeschworene Mannschaft entstehen, die als Team zusammenarbeitet. Dies sei ein wichtiger Teil der Ausbildung, weswegen es auch heute noch zeitgemäß sei, die Kadetten auf einem Segelschiff zu schulen, so Risch. "Die Grundelemente ändern sich nie, und das sind der Umgang mit Wind und Wasser sowie die Charakter- und Teambildung. Schließlich sitzen alle im wahrsten Sinne des Wortes in einem Boot", sagte Risch.
Das Konzept scheint aufzugehen - die Stimmung unter den Crewmitgliedern ist gut, es wird gescherzt und gelacht. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die "Gorch Fock" nach sechs Monaten auf See zum ersten Mal wieder in Deutschland festgemacht hat. Obergefreiter Hartwig ist jedenfalls froh über seine Entscheidung, Wehrdienst bei der Marine zu machen.