Frachter stand am O'Swaldkai über Stunden in Flammen. Das Feuer auf dem Schiff deckte auch Defizite bei der Brandbekämpfung auf. Politiker fordern nun Erhalt der beiden Feuerwehrlöschboote.

Kleiner Grasbrook. Es war einer der größten Schiffsbrände der letzten Jahrzehnte im Hamburger Hafen. Auf einem Deck des Spezialfrachters "Atlantic Cartier" gingen in der Nacht zum Donnerstag mehrere Autos, die nach New York verschifft werden sollten, in Flammen auf. Die Feuerwehr musste bis zu 200 Mann gleichzeitig einsetzen, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Zur Brandbekämpfung waren auch die Löschboote eingesetzt, von denen eines zumindest zeitweise eingemottet werden soll (das Abendblatt berichtete) - ein Plan, den die Opposition nach dem verheerenden Feuer scharf kritisiert.

Unerträgliche Hitze, dichter, undurchdringlicher Rauch - als die Feuerwehr am Mittwochabend kurz nach der Alarmierung gegen 20.10 Uhr am O'Swaldkai eintraf, war schnell klar, dass ihr ein Großeinsatz bevorsteht. Die Einsatzführung erhöhte auf einen fünften Alarm. Fünf Züge der Berufsfeuerwehr, zahlreiche Zusatzkräfte, darunter die zwei Löschboote und drei Hafenschlepper, rückten an. "Der eigentliche Brandort war nicht gleich zu lokalisieren. Ein direkter Löschangriff im Schiff war zunächst nicht möglich", sagte Feuerwehrsprecher Manfred Stahl. Dafür gab es zusätzliche Probleme. Die enorme Hitze ließ die Temperaturen selbst am Schiffsrumpf noch auf bis zu 200 Grad ansteigen. Offenbar bestand die Gefahr, dass sich der Rumpf verformt und instabil wird. An Bord befanden sich Container mit Gefahrgut, teils versagte die Technik an Bord des Schiffes, das bereits zum Auslaufen klargemacht worden war. Von außen spritzten Schlepper mächtige Wasserfontänen durch die bordeigenen Wasserwerfer zur Kühlung auf den Rumpf des 293 Meter langen RoRo-Containercarriers. Schließlich gelang es, den Bereich, in dem es brannte, hermetisch abzuriegeln und mit Kohlendioxid zu fluten - so wurde dem Feuer der Sauerstoff entzogen. Erst danach konnte die Feuerwehr, zunächst mit einem Löschroboter, auf das vom Brand betroffene Deck vordringen. Um 3.30 Uhr war das Feuer unter Kontrolle. Bis 11.30 Uhr dauerten die Nachlöscharbeiten. Einsatzkräfte spürten Brandnester mit Wärmebildkameras auf. "Schiffsbrände stellen die Einsatzkräfte immer vor besondere Herausforderungen", sagt Martin Schneider von der Feuerwehr. "Man kann ein Schiff nicht einfach mit Wasser voll pumpen. Die Zugangmöglichkeiten sind begrenzt und, wie auch im aktuellen Fall, sehr schwierig."

Das Feuer auf dem Schiff deckte auch Defizite bei der Brandbekämpfung auf. Von der Einsatzleitung als Löschmittel angeforderte 25 Tonnen Kohlendioxid waren in ganz Norddeutschland nicht zu beschaffen. Die Wasserwerfer der um die 30 Jahre alten Löschboote wirkten gegen die Wasserwerfer der Schlepper wie kleine Gartenspritzen. Die Boote, von denen eines ab Juni vorerst eingemottet werden solle, müssen instand gesetzt werden. 100.000 Euro sind dafür vorgesehen. Moderne Löschboote wird man dadurch nicht haben.

"Der aktuelle Fall des brennenden Frachters im Hafen zeigt, dass eine umfassende Abdeckung des Hafens für dessen Sicherheit unumgänglich ist. Der Senator muss hier schleunigst handeln und den Personalengpass beheben", sagt Dennis Gladiator, Sprecher für den Bereich Feuerwehr der CDU-Bürgerschaftsfraktion. "Die Sicherheit bei Großschadenslagen von Schiffen im Hafenbetrieb ist für Hamburg von besonderer Bedeutung. Die schnelle Reaktionsfähigkeit des Einsatzdienstes der Feuerwehr darf hier nicht auf der Strecke bleiben, weil sich die Personalpolitik verändert", sagt der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion Carl Jarchow. "Streichungen bei Funktionsbesetzungen dürfen nicht dazu führen, dass andere Stellen im Einsatzdienst zusätzlichen Belastungen unterworfen werden. Und für Notfälle auf Alster und Elbe kann nicht nur ein einziges Löschboot vorgehalten werden, das noch dazu in Harburg stationiert ist." Arno Münster, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, kontert mit einem Verweis auf die "Ausbildungsoffensive". "Das bedeutet, dass ab sofort jährlich 80 Feuerwehrleute eingestellt und ausgebildet werden sollen. So haben wir in diesem Jahr 37 und im Jahr 2014 weitere 20 zusätzliche Einstellungen." Mehr gehe nicht. Die Kapazitäten der Feuerwehrakademie seien ausgeschöpft.

Am O'Swaldkai begannen zwischenzeitlich die Ermittlungen. Das Feuer soll nicht nur 30 Autos vom Typ Volvo zerstört oder stark beschädigt, sondern auch den RoRo-Containercarrier erheblich in Mitleidenschaft gezogen haben. Die Wasserschutzpolizei hat eine Schiffsunfallkommission eingesetzt. Die "Atlantic Cartier" wurde an die Kette gelegt. Brandermittler des Landeskriminalamts sollen die Ursache des Feuers klären. Damit wird frühestens im Laufe des Freitags begonnen werden. Am Donnerstag war es noch zu gefährlich, den betroffenen Bereich ohne schwere Schutzausrüstung zu betreten.