Die coolen „Tatort“-Kerle hat der NDR, sagt der ARD-Programmchef. Gemeint sind Til Schweiger und Wotan Wilke Möhring. Letzterer konnte bei seiner Premiere in Hamburg aber alles andere als cool sein.

Hamburg. Die Premiere seines ersten „Tatorts“ ausgerechnet während des Hinspiels seines Vereins Borussia Dortmund im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid: Statt wie sonst im Dortmunder Stadion mitfiebern zu können, war Schauspieler Wotan Wilke Möhring am Mittwochabend in Hamburg der Stargast bei der Preview seines ersten Falls „Feuerteufel“, den das „Erste“ am Sonntag zeigt. Roter Teppich und Kino statt Stadion und Currywurst hieß es daher für den 45-Jährigen, der die „innere Zerrissenheit“ mit seinem Outfit - einem BVB-Trikot zum dunklen Anzug - demonstrierte und aus dem Kinosaal schlich, um sich das Spiel nicht entgehen zu lassen.

Der Preview-Termin des ersten Films mit Möhring als Kommissar Thorsten Falke war seit Monaten geplant. „Mein schwarz-gelbes Herz blutet, weil ich die Jungs nicht anfeuern kann“, hatte er schon vor dem Abend im „Passage“-Kino erklärt. Auch in den Stunden vor dem Anpfiff ging ihm das Spiel seiner Borussen nicht aus dem Kopf, wie er auf Facebook mitteilte – die Premiere aber auch nicht: In den grafischen Symbolen der Schriftart Wingdings postete er in einem Borussia-Wappen den TV-Hinweis zu seinem „Tatort“-Einstand, später dann ein Foto vorm Abflug der Cessna von Langeoog. Auf der Nordseeinsel steht Möhring derzeit bereits für seinen zweiten „Tatort“ vor der Kamera.

Anders als Til Schweiger jagt Möhring nicht nur in Hamburg, sondern auch an anderen Tatorten in Norddeutschland Verbrecher. Mit seinem Einstieg als Kommissar der Krimi-Reihe stelle er von vornherein zwei Dinge klar, sagte ARD-Programmchef Volker Herres: „Erstens – der „Tatort“ braucht definitiv keinen neuen Vorspann. Denn seine Augen sind genau von diesem eisigen Blau, das seit über vier Jahrzehnten den Mord am Sonntagabend eröffnet. Zweitens – und das wird ebenso schnell deutlich: Die wirklich coolen Kerle ermitteln beim NDR.“ Den Vorspann mit dem Augenpaar im Fadenkreuz hatte Schweiger einst als „outdated“ bezeichnet.

Die Konkurrenz zu Schweiger war immer wieder mal Thema an diesem Abend – für Möhring aber ebenso wenig wie der Quotendruck: Bei ihm seien die Erwartungshaltungen ganz anders als bei Schweiger. Dessen Debüt hatten 12,57 Millionen Zuschauer eingeschaltet, zwei Wochen später stieß ihn das Münsteraner Duo Prahl-Liefers mit 12,81 Millionen wieder vom Thron. „Til ist ein Kinophänomen“, sagte Möhring. „Wenn sich so jemand entscheidet, so ein Format anzunehmen, dann ist das natürlich ein Riesenaufruhr.“ Mit den Unterschieden zwischen Beiden verhalte es sich wie beim Fußball: „Wenn du das Spiel der Anderen spielst, verlierst du. Du musst dein Spiel machen.“

Dass er das Spiel seiner Borussen nicht verpassen wollte, stand für ihn fest: „In 20 Minuten renne ich dahin, wo Fußball gezeigt wird“, sagte der Schauspieler, der noch Interviews gab, während im Kinosaal bereits der Film lief, dann aber rechtzeitig zum Anpfiff in Dortmund das Spiel verfolgte. Das Timing war perfekt: Genau in der Halbzeitpause stand er wieder vorm Premierenpublikum – allerdings über das 1:1 zu dem Zeitpunkt fluchend. „Fuck“, schimpfte er auf der Bühne – so wie Schweiger gleich in seinen ersten „Tatort“-Szenen. Nach den beiden 90 Leinwand-Minuten – der Film in dem einen Saal, das Spiel im anderen – konnte Möhring doppelt jubeln: über den Applaus der Hamburger, aber noch mehr über das 4:1 der Dortmunder.