Ein 16-jähriger Hamburger hat eine Website ins Leben gerufen, mit der er ab Mai Schwarzfahrer unterstützen will. Für eine monatliche Pauschale übernimmt er die Kosten für das erhöhte Beförderungsentgelt.
Hamburg. Rund 20 Millionen Euro Verlust durch Schwarzfahrer stehen beim Hamburger Verkehrs-Verbund (HVV) für das Jahr 2012 zu Buche. Durch das neueingeführte Prüfkonzept wurde diese Summe im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Millionen gesenkt. Doch weiterhin ziehen die Kontrolleure täglich Schwarzfahrer aus dem Verkehr, denn für viele HVV-Nutzer sind die Tickets schlichtweg zu teuer.
Gerade für Schüler, Studenten, Rentner oder Arbeitslose sind beispielsweise die 7,10 Euro für eine Ganztageskarte zu viel – das Schwarzfahr-Risiko wird deshalb billigend in Kauf genommen. Ein Schüler aus Eimsbüttel will deshalb ab Mai eine Schwarzfahrer-Versicherung in Hamburg anbieten, die Betroffenen unter die Arme greift. Auf www.schwarzfahren-hamburg.de kann für einen geringen Monatsbeitrag von fünf Euro die „Versicherung“ abgeschlossen werden. Jedes Bußgeld, das der Versicherte dann für Schwarzfahren kassiert – das „erhöhte Beförderungsentgelt“ in Höhe von 40 Euro – wird dann übernommen.
Die Idee folgt einem System aus Paris, wo sich Dutzende junger Leute zusammengeschlossen haben, und mit ihrem Schwarzfahrer-Fonds für eine kostenlose Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln protestieren. Auch in Hannover gab es in den 1980er-Jahren einen ähnlichen Versuch, der dann aber wegen Unfinanzierbarkeit eingestellt werden musste.
Der Eimsbütteler Schüler erzählt von guter Resonanz auf seine Idee, ist sich aber bewusst, dass er sich rechtlich auf dünnem Eis bewegt. Er lasse sich noch anwaltlich beraten, bevor der Startschuss am 1. Mai fällt. Bereits jetzt ist auf der Website zu lesen, dass der Betreiber keineswegs zu Straftaten anstiften möchte. Er wolle lediglich einen gemeinnützigen Beitrag leisten, aus dem Projekt aber keinen Profit schlagen.
Ob er das darf, ist noch unklar. Denn wenig überraschend: Den HVV freut diese neue Initiative überhaupt nicht. „Wir prüfen derzeit rechtliche Schritte“, erklärt Sprecherin Silke Seibel. Mehr kann sie bislang nicht sagen, das Ergebnis ist offen.
Bei bis zu drei Schwarzfahrten pro Jahr drückt der HVV noch ein Auge zu, und fordert von den Delinquenten nur das erhöhte Beförderungsentgelt. Ab dem dritten Mal gibt es eine Anzeige. Davor schützt die neue „Versicherung“ allerdings nicht. Zudem erhöht sich der monatliche Beitrag bei jedem Mal „Erwischtwerden“. Die Grundsumme liegt bei fünf Euro, nach der ersten Schwarzfahrt steigt diese auf acht Euro, nach dem zweiten Mal auf zwölf Euro. Nach und nach sinkt diese dann wieder.
In Zukunft könnte es Schwarzfahrer sogar noch härter treffen: Das Bußgeld soll bundesweit auf 60 Euro steigen. Darauf hat sich die Landesverkehrsministerkonferenz Anfang April offenbar verständigt. Seit 2003 wurde die „Strafe“ nicht angepasst. In den Augen der Verkehrsbetriebe wäre es an der Zeit.
Für den Fall, dass der Hamburger Schüler mit seinem Vorhaben juristisch gestoppt wird, hat er sich bereits eine Alternative zurechtgelegt. Es werde ab 1. Mai ein Projekt geben, selbst wenn er die „Versicherung“ nicht anbieten darf. Das versichert der 16-Jährige.