Die Internationale Gartenschau in Hamburg zählt die Tage bis zur Eröffnung rückwärts. Am 26. April ist es soweit. Dann kommt Bundespräsident Joachim Gauck und eröffnet die Pflanzenschau.

Hamburg. Internationale Gartenschauen haben in Hamburg Tradition. Doch die Präsentation, die Bundespräsident Joachim Gauck am 26. April eröffnen wird, hebt sich nach Ansicht ihrer Macher von ihren Vorgängern ab. „Sie hat ein anderes Profil als vorherige Klassiker“, sagt der Geschäftsführer der diesjährigen igs, Heiner Baumgarten. Im bislang sozial vernachlässigten Stadtteil Wilhelmsburg soll sie mehr sein – und werden – als schlicht eine Blumenschau. Von einem Stadtpark des 21. Jahrhunderts, gar vom „Central Park“, spricht Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), wenn er über das rund 100 Hektar große Gelände südlich der Elbe ins Schwärmen gerät.

Auf Europas größter bewohnter Flussinsel, die deutschlandweit 1962 durch eine verheerende Sturmflut mit 315 Toten Schlagzeilen machte, haben sich die Planer für die rund 2,5 Millionen erwarteten Besucher mächtig ins Zeug gelegt. Sie bibberten bis zuletzt, dass sich nach Schnee, Dauerfrost und verspätetem Frühling Flora und Fauna für den hohen Besuch aus Berlin auch selbst herausputzen. „Wenn Gauck das Gelände betritt, werden wir fertig sein“, beteuerte igs-Chef Baumgarten. Der 61-Jährige wünscht sich zur Eröffnung nur eines: sonniges Wetter. „Die Bilder sind entscheidend.“ Wenn Fotos und TV-Bilder vom Start weg bunt und fröhlich daherkommen, ist ihm um einen Besucherandrang nicht bange.

Möglichst aus der ganzen Republik sollen die Gäste kommen und sich in der neu geschaffenen Mitte in Wilhelmsburg angucken, was aus einst überwiegend Brachland geworden ist. Hier wird der Besucher empfangen von Neubauten, die im Zuge der parallelen Internationalen Bauausstellung (IBA) entstanden sind. Zwischen Wälder- und Algenhaus geht es hinein in die neue Parkanlage.

Am Eingang der „grüne Lunge“ wird der Pflanzenfreund mit dem konfrontiert, was das neue Profil Gartenschau mit ausmachen soll: die Sportanlagen. Schwimmhalle, Kletterhalle und eine Skater-Anlage, die selbst Profis beeindrucken dürfte, sind Bausteine dieser Welt der Bewegung – inklusive Jogging-Pfad, Yoga- und Tai-Chi-Zonen, Boule- und Kick-Plätzen. Wurde in früheren Jahrhunderten ein Volkspark zur Erholung für eine beengt lebende und körperlich schwer arbeitende Bevölkerung angelegt, sollen heute „Couch-Potatoes“ und Internet-Junkies wieder zum Sport animiert werden. „Heute haben wir weniger körperliche Arbeit und brauchen wieder mehr Bewegung“, mahnt Baumgarten.

Jugendliche und Sportvereine wurden mit ihren Wünschen schon in die Planung einbezogen. Und nach der igs soll die Blumenschauhalle als neues Sportzentrum genutzt werden. Auch in der gärtnerischen Welt der Kulturen, einem Spiegelbild der 100 Nationen starken Bevölkerung vor Ort, wurden Ideen von Schülern und Anwohner umgesetzt, Nutz- und Zierpflanzen fremder Kulturen werden präsentiert. Das Fremde soll auch beim Streifzug durch fünf Erdteile mit deren Pflanzen-Welten lebendig werden.

Bewusst war der südliche Stadtteil für die vierte internationale Veranstaltung ihrer Art in der Hansestadt gewählt worden, der „Sprung über die Elbe“ liegt den Politikern aller Couleur seit langem am Herzen. Doch wie meist bei solchen Großprojekten, stieß das Vorhaben nicht überall auf Gegenliebe. Fast 200 Kleingärtner, die ihre Parzelle mitten im Gelände hatten, mussten umziehen oder gaben auf. Mehrere hundert konnten aber bleiben, sie gärtnern nun beäugt von den Besuchern. Für gefällte Bäume gab es Ersatz, auch Gewässer wurden neu angelegt und alte Biotope zum Schutz der Artenvielfalt erhalten – so wurden Naturschützer besänftigt.

Ob ein Imagewandel für den von Hafen und Industrie über Jahrhunderte geprägten Süden der Stadt mit Hilfe von Flora und Fauna gelingt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Aber die Erfahrung mit dem früheren Gelände dürfte den igs-Planern Mut machen: „Planten un Blomen“ (plattdeutsch für Pflanzen und Blumen) in der Innenstadt, drei Mal seit 1953 zur internationalen Präsentation genutzt, ist als Park angenommen worden.