Am Osterwochenende wurde ein Wolf in Kirchwerder gesichtet, wenige Tage später liegt einer überfahren auf der A1. War es der gleiche oder hat Hamburg immer noch einen Wolf zu Gast?

Hamburg. Sie zeigen sich nur selten den Menschen, lieber streifen sie ungesehen durch Wälder. Sie sind scheu, auf ihrer Speisekarte stehen vor allem Rehe, Hirscharten, auch vor Wildschweinen oder Hasen machen Wölfe nicht Halt. Je dichter sie an Städte und Menschen herankommen, umso karger wird ihr Lebensraum. Gerade in Hamburg sind Wölfe eine Seltenheit. Und doch passieren die Wildtiere die Hansestadt nicht selten auf ihrer Reiseroute, wenn sie aus dem Osten kommend in Richtung Nordwesten ziehen. Wolfsexperte Jens Matzen weiß, wo es um Hamburg herum einzelne Wölfe und Rudel gibt.

Ein bekanntes Rudel lebt auf dem Truppenübungsplatz bei Munster in der Lüneburger Heide. Ein weiteres hat sich in Altengrabow im nördlichen Sachsen-Anhalt nahe der Grenze zu Niedersachsen angesiedelt. Im Rudel leben Wölfe mit ihren Familien zusammen, d.h. die beiden Elternteile, meist zwischen vier und acht Welpen und die einjährigen Jungtiere, bevor sie sich mit Beginn der Geschlechtsreife vom Rudel trennen um eine eigene Familie zu gründen.

Ein einzelner Wolf lebt seit rund fünf Jahren in der Nähe von Ludwigslust. „Das ist ein ruhiger Vertreter, der fällt kaum auf“, so Matzen. Das Tier verließ sein Rudel und wartet nun auf eine Wölfin. Einen weiteren Hinweis gibt es im Segeberger Forst, wo im Juli 2012 ein Wolf in eine Fotofalle tappte. Auch im östlichen Lauenburg wurde zu Beginn dieses Jahres ein Wolf gesehen, wo er sich jetzt aufhält, weiß allerdings keiner genau. „Möglich, dass er vor den Toren Hamburgs steht“, sagt Matzen.

Dass es sich bei dem in der Nacht zu Dienstag auf der A1 bei Siek überfahrenen Wolf um jenen handelt, der am Osterwochenende in Kirchwerder fotografiert wurde, hält Matzen für unwahrscheinlich. „Der tote Wolf hat helleres Fell als der fotografierte“, meint Matzen. Außerdem passe die „Schuhgröße“ nicht. Die Abdrücke in Kirchwerder seien größer als die Pfoten des überfahrenen Wolfes. Allerdings hinterließ der Wolf die Spuren im Schnee, was eine Analyse im Nachhinein unmöglich macht. Ein endgültiger Nachweis dürfte schwer zu erbringen sein – genetisches Material können Fachleute nur von jenem Tier gewinnen, das nun tot ist. Es wird zurzeit im Leibnitz Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin untersucht.