Nach wie vor herrschen Bedenken wegen krebserregender Substanzen im Boden. Dennoch laufen nun die letzten Vorbereitungen für den Einzug von Flüchtlingen auf dem Gelände des ehemaligen Recyclinghofs.

Hamburg. Auf dem Gelände des ehemaligen Recyclinghofes am Offakamp beginnen am heutigen Dienstag die letzten Vorbereitungsarbeiten für die umstrittene Unterbringung von Flüchtlingen. „Unter anderem müssen Versorgungsleitungen verlegt und Wohncontainer aufgestellt werden“, sagte eine Sprecherin des Trägers Fördern und Wohnen, der die Unterbringung der Flüchtlinge organisiert.

Ende April sollen hier dann 120 Asylbewerber aus verschiedenen Ländern, unter anderem aus Syrien, ein vorläufiges Zuhause finden. Kürzlich kam auch die offizielle Genehmigung des Bezirks. Dabei gibt es nach wie vor Bedenken gegenüber der Unterbringung. Denn seit Langem ist bekannt, dass der Boden auf dem Gelände mit Giftstoffen belastet ist – früher befand sich hier eine Mülldeponie. Und neuere Messungen aus dem Dezember 2012 haben nicht gerade dazu beigetragen, diese Bedenken zu entschärfen: Auf einem unversiegelten Teilstück wurden deutlich erhöhte Werte des Schadstoffs Benzo(a)pyren nachgewiesen – der wirkt krebserregend. Die gemessenen Konzentrationen überschreiten die für Wohngebiete zulässigen Höchstwerte zum Teil um das Sechsfache. Auch andere Giftstoffe in Boden und Luft wurden nachgewiesen, darunter erhöhte Werte von Kohlendioxid. Ist das ein Ort, an dem Menschen ohne gesundheitliches Risiko wohnen können?

Anwohner, die ihrem Unmut auf der Seite lokstedt.de Luft machen, meinen: Nein! Sie sehen eine besonders starke Gefährdung von Kindern, die hier möglicherweise spielen und unmittelbar mit dem vergifteten Boden in Kontakt kommen könnten.

Und auch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), die die Bodenuntersuchungen im vergangenen Dezember durchführen ließ, hält das Gelände am Offakamp auch nur bedingt für geeignet. Zwar stimmt die Behörde der Unterbringung von Flüchtlingen am Offakamp prinzipiell zu – doch räumt sie in einem Gutachten ein, dass bei direktem Hautkontakt oder Verschlucken von belastetem Bodenmaterial oder durch Einatmen von Staubpartikeln ein gesundheitliches Risiko nicht ausgeschlossen werden kann. Daher knüpft die Behörde ihre Genehmigung an eine ganze Reihe von Bedingungen, die vor Einzug der Flüchtlinge zu erfüllen sind. So müssen die Container, in denen die Asylbewerber wohnen sollen, speziell gegen Gaseintritt gesichert werden. Auf dem besonders belasteten Teilstück müsse der Boden oberflächlich ausgetauscht oder durch unbelasteten Boden überdeckt werden. Die Versiegelung auf dem Gelände sei unbedingt zu erhalten, um einen direkten Kontakt mit dem verseuchten Boden zu vermeiden, das Anlegen von Gärten ist verboten. Wenn der Boden für notwendige Arbeiten aufgegraben werden und die Versiegelung somit durchbrochen werden muss, sind laut BSU spezielle Arbeitsschutzmaßnahmen erforderlich. Im Anschluss an die Arbeiten müsse die Versiegelung wiederhergestellt werden.

Doch wie steht es mit der Umsetzung dieser Vorgaben? „Da die Wohncontainer, die wir für die Flüchtlinge aufstellen, auf versiegelter Fläche stehen, sind keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen nötig“, sagt Christiane Schröder von Fördern und Wohnen. Spezielle Gas-Abdichtungen wird es in den Containern also nicht geben. Wie man mit den unversiegelten Randflächen verfahre, werde derzeit noch mit der Bauprüfabteilung des Bezirksamts verhandelt, so Schröder.

Und auch mit der Vorgabe, der Boden müsse versiegelt bleiben, nimmt man es anscheinend nicht so genau: Seit Monaten stehen am Offakamp zur Leitungsverlegung ausgehobene Gräben frei. Ohne Baugenehmigung hatten im Dezember 2012 die Arbeiten am Offakamp begonnen. Die Arbeiten waren auch dann noch weitergeführt worden, als der Bezirk einen Baustopp verhängt hatte. Der Träger Fördern und Wohnen hatte die unrechtmäßigen Schritte damit begründet, dass bei der Schaffung von Unterkünften für Asylbewerber großer Zeitdruck herrsche. Und bis heute ist der Boden an den aufgegrabenen Stellen nicht wieder versiegelt worden.

Unter der Bedingung, dass alle Auflagen erfüllt werden, stimmt die BSU einer Unterbringung von Flüchtlingen am Offakamp zu – allerdings auch nur für einen befristeten Zeitraum. Und der Träger Fördern und Wohnen will den Forderungen nachkommen. „Selbstverständlich werden wir alle Auflagen erfüllen, um eine gesundheitliche Gefährdung für die Menschen auszuschließen“, sagte Sprecherin Christiane Schröder.