Die Ermittlungen der Bürgerschaft zum Bau sind abgeschlossen. Der Untersuchungsausschuss soll aufklären, warum das Projekt immer wieder verzögert und immer teurer wurde.
Hamburg. Die Ermittlungen der Bürgerschaft in Sachen Elbphilharmonie sind abgeschlossen. In seiner 45. Sitzung hat der Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) am Donnerstagabend noch zwei Bausachverständige vernommen, bevor in den kommenden Monaten der Abschlussbericht erstellt wird. Der Entwurf soll im Sommer vorliegen.
In der vorerst letzten Sitzung wurden Professor Hermann Hütter von der Karlsruher Hochschule für Technik und Wirtschaft und Professor Reinhold Johrendt von der HafenCity Universität Hamburg (HCU) angehört. Wie viele Zeugen zuvor, benannten auch die beiden Experten die nicht abgeschlossene Planung als eines der Hauptprobleme des Projekts. "Eine ausreichende Planung ist entscheidend für den Projekterfolg", sagte Hütter.
Der Bau der Elbphilharmonie wurde 2007 jedoch gestartet, ohne dass die Pläne abgeschlossen waren - und das, obwohl die Architekten darauf ausdrücklich hingewiesen hatten. In Folge gab es ständig Streit zwischen der Stadt als Auftraggeber, den Architekten Herzog & de Meuron als Generalplaner und dem Baukonzern Hochtief als Generalunternehmer - die Fertigstellung wurde mehrfach vertagt, die Kosten vervielfachten sich. Letzter Stand: Für 575 Millionen Euro (statt ursprünglich 241 Millionen) baut Hochtief das Konzerthaus bis 2016 (ursprünglich: 2010) fertig. Die Kostenexplosion war für Hütter keine Überraschung: "Kostenschätzungen können nur so präzise sein wie die Planungen."
Der Experte für Baumanagement bezeichnete es als riskant, dass die Stadt trotz der nicht abgeschlossenen Planung einen Generalunternehmer (Hochtief) eingesetzt habe. Denn der habe dann viele Freiheiten bei der Ausführung und könne jede Präzisierung seitens der Architekten oder des Auftraggebers für Nachträge nutzen - das sogenannte Claim-Management. "Wenn Sie nicht genau wissen, was Sie wollen, ist ein Generalunternehmer-Vertrag riskant", so Hütter. Möglicherweise wäre eine Einzelvergabe der Gewerke besser gewesen. "In der Baubranche gehört Claim-Management dazu", sagte auch Johrendt. Damit müsse man rechnen, und müsse "dagegenhalten". Er bezeichnete es als unnötig, den Bau des Konzerthauses unter Zeitdruck ohne fertige Planung zu beginnen. "Es ging nicht darum, in Rekordzeit eine Elbphilharmonie zu bauen."
Zum Abschluss der Sitzung regte der HCU-Professor an, die zigtausend Elbphilharmonie-Akten des Untersuchungsausschusses später der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen, um das Projekt noch einmal unpolitisch aufzuarbeiten. Derzeit ist das schon wegen der Vertraulichkeit der Unterlagen nicht möglich, aber SPD-Obmann Metin Hakverdi fand die Idee "charmant".
Der Untersuchungsausschuss soll aufklären, warum das Projekt immer wieder verzögert wurde und immer teurer wurde. Sein Auftrag erstreckt sich nur auf die Phase bis Ende 2008. Ob es angesichts der jüngst beschlossenen Neuordnung einen weiteren PUA geben wird, ist noch offen.