Finanzsenator Tschentscher bedauert den Rückschlag für den Hamburger Senat, einen der Großaktionäre bei Hapag-Lloyd.
Hamburg. Der Hamburger Senat hat enttäuscht auf das Scheitern der Fusionsverhandlungen zwischen den beiden Großreedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd reagiert. „Wir bedauern, dass die Projektarbeiten auf Wunsch der Oetker-Seite vorerst eingestellt wurden, weil bislang keine Einigung über die Ausgestaltung der Fusion erzielt werden konnte“, sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) am Montag in Hamburg. „Der Senat ist aber unverändert der Ansicht, dass die angestrebte Fusion von Hapag-Llyod und Hamburg Süd für beide Unternehmen eine große Chance ist, ihre Marktposition zu stärken.“ Beide Reedereien könnten jedoch auch alleine erfolgreich sein.
Für den Senat ist das Projekt nicht endgültig vom Tisch; Tschentscher will sich „im Interesse einer Wiederaufnahme der Gespräche“ nicht weiter zu Details äußern. Die Eigner von Hapag-Lloyd, die Beteiligungsgesellschaft „Albert Ballin“ und der Tui-Konzern, hatten am späten Sonntagabend mitgeteilt, dass die Projektarbeiten an der Fusion eingestellt worden seien. Beide Unternehmen hatten seit Mitte Dezember über eine Fusion verhandelt.
Hapag-Lloyd steht mit 144 eigenen und gecharterten Schiffen, knapp 5,3 Millionen transportierten Containern (TEU) und einem Umsatz von 6,8 Milliarden Euro auf Platz fünf bis sechs unter den großen Container-Linienreedereien in der Welt. Hamburg Süd ist mit 107 Containerschiffen und einem Umsatz von 4,8 Milliarden Euro (2011) etwas kleiner und steht weltweit ungefähr auf Platz zwölf. Bei einer Fusion der beiden Hamburger Unternehmen wäre die viertgrößte Reederei der Welt mit rund 250 Containerschiffen und einer Kapazität von rund einer Million Stellplätzen entstanden.
Die Schifffahrtsmärkte sind seit Jahren von Überkapazitäten, niedrigen Frachtraten und hohen Treibstoffkosten geprägt. Die Reedereien schreiben weltweit rote Zahlen. Unter dem Druck der Krise hatten sowohl die Eigner der beiden Unternehmen als auch unabhängige Experten eine Fusion als zukunftsweisende Entscheidung betrachtet. Die Schifffahrt unter der Regie der Reederei Hamburg Süd ist die größte Geschäftssparte des Oetker-Konzerns.
Nach Informationen aus Verhandlungskreisen hat Oetker die operative Führung und Kontrolle der fusionierten Reederei beansprucht. Der Konzern hält traditionell nur 100-Prozent-Beteiligungen und lässt sich ungern in die Karten sehen. Bei einem Börsengang, wie er unter anderem von Hapag-Lloyd-Großaktionär Klaus-Michael Kühne favorisiert wird, hätte Oetker den Miteigentümern nicht alle Mitspracherechte verweigern können und transparenter agieren müssen. (dpa)