Keine Einigung über Börsengang. Die Gespräche über den Zusammenschluss von Hapag-Lloyd und Hamburg Süd wurden eingestellt.
Hamburg. Die geplante große Reedereifusion in Hamburg ist gestoppt. Die Traditionsunternehmen Hapag-Lloyd und Hamburg Süd werden sich vorerst nicht zusammenschließen. Das bestätigten die Eigentümer, das Konsortium Albert Ballin und die TUI, am Sonntag. Das Projekt sei auf Wunsch der Oetker-Seite vorerst eingestellt worden. Zusammen wären die beiden Hamburger Unternehmen mit einem Umsatz von rund zehn Milliarden Euro die viertgrößte Reederei der Welt.
Hintergrund für die überraschende Wende in den Verhandlungen ist offenbar, dass sich die Familie Oetker als Eigner von Hamburg Süd nicht mit einem Börsengang des neuen Unternehmens anfreunden kann. Die Reederei wird bisher als Teil des Oetker-Konzerns geführt und legt ihre Ergebnisse nicht öffentlich vor. Dagegen hatte sich Hapag-Lloyd schon bisher über Anleihen Geld am Kapitalmarkt besorgt.
Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) sagte in einer ersten Reaktion, er bedauere, dass die Projektarbeiten auf Wunsch der Oetker-Seite vorerst eingestellt worden seien. Der Senat sei aber unverändert der Ansicht, dass die angestrebte Fusion für beide Unternehmen eine große Chance sei, ihre Marktposition zu stärken.
Auf einen Börsengang nach einer Fusion hatte zuletzt der Unternehmer Klaus-Michael Kühne gedrängt - einer der großen Anteilseigner von Hapag-Lloyd. Denn für den Ausbau der neuen Großreederei dürfte es derzeit schwierig sein, Mittel anders als über den Kapitalmarkt zu beschaffen. Allein für den Kauf neuer Containerfrachter wären jeweils Hunderte Millionen Euro notwendig, die derzeit in der Linienschifffahrt kaum verdient werden können. Der Börsengang hätte zudem die Neuregelung der Besitzverhältnisse des fusionierten Unternehmens vereinfacht.
Mehrere Anteilseigner wollen bekanntlich gern aus dem Konsortium Albert Ballin aussteigen, das 78 Prozent an Hapag-Lloyd hält. Das gilt vor allem für die Stadt Hamburg. Aber auch der TUI-Konzern will sich von seinen 22 Prozent trennen, um sich auf die Touristik zu konzentrieren. Ein Verkauf der Anteile dürfte ohne Börsengang aber kaum möglich sein. Allenfalls könnten andere Großreedereien zugreifen - das wiederum würde den Standort Hamburg gefährden. Gerade um Hapag-Lloyd in Hamburg zu halten, hatte das von der Stadt und Klaus-Michael Kühne geführte Konsortium 2008 aber die Hapag-Lloyd-Mehrheit übernommen.
Offensichtlich scheiterte die Fusion nicht daran, dass sich beide Seiten nicht über die Bewertung der beiden Unternehmen einigen konnten. Dieser Vorgang ist nach Abendblatt-Informationen noch nicht abgeschlossen. Denn Hamburg Süd will erst im April Zahlen für 2012 vorlegen.
Klaus-Michael Kühne hatte in einem Abendblatt-Interview einen Zusammenschluss auf Augenhöhe mit Oetker favorisiert und wollte das neue Unternehmen in zwei bis drei Jahren an die Börse bringen. Er hatte dabei eingeräumt, dass die Fusionspläne an diesem Vorhaben scheitern könnten. Dies ist nun offensichtlich vorerst geschehen.