In den frühen Morgenstunden sollen Unbekannte Farbbeutel gegen das Haus von Til Schweiger geworfen und das Auto von dessen Freundin angezündet haben. Am Nachmittag tauchte ein Bekennerschreiben auf.

Hamburg. In der Nacht auf Montag haben Unbekannte im Hamburger Westen ein Auto angezündet und mit Farbbeuteln auf ein Wohnhaus geworfen. Laut einem Bericht von NDR 90,3 soll es sich dabei um das Haus des Schauspielers Til Schweiger handeln. Insgesamt sechs weiße Farbbeutel sollen das Haus getroffen haben. Das Auto soll Schweigers Freundin gehören. Der Schauspieler und seine Freundin seien zur Tatzeit nicht zu Hause gewesen.

Laut Angaben der Polizei haben Anwohner gegen 3 Uhr morgens Polizei und Feuerwehr alarmiert. Die Polizei bestätigte auf Abendblatt-Nachfrage einen Anschlag auf ein Haus in den Elbvororten, wollte sich aber nicht zur Identität des Hausbewohners äußern. „Bisher gibt es keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat“, so Polizeisprecherin Sandra Levgrün am Montag. Am späten Nachmittag meldete die Hamburger Morgenpost jedoch, dass sie ein Bekennerschreiben der Gruppe „Die Tatortverunreiniger_innen“ erreicht habe. Darin heiße es, dass man zwei Wochen nach der Ausstrahlung des ersten Schweiger-“Tatorts“ mit dem Titel „Willkommen in Hamburg“ das Anwesen des 49-Jährigen „mit krimineller Energie“ heimgesucht habe. Die Verfasser sollen Schweiger in dem Schreiben außerdem vorwerfen, mit seinen öffentlichen Äußerungen und seinem Film „Schutzengel“ den Bundeswehreinsatz in Afghanistan zu verherrlichen. Die Polizei wollte das Bekennerschreiben zunächst nicht bewerten, bevor es nicht im Landeskriminalamt untersucht worden sei.

Von Til Schweigers Seite war am Freitag zunächst kein Statement zu erhalten. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Das Auto, ein heller Mini-Cooper, wurde noch am frühen Nachmittag abgeschleppt. Nur ein schwarzer Fleck ist noch auf der Straße zu sehen.

Til Schweiger war erst kürzlich aus Berlin in seine Wahlheimat an die Elbe gezogen um näher bei seinen Kindern zu sein. Das Haus hatte er sich gemeinsam mit seiner Freundin Svenja Holtmann gekauft. Nach der Trennung von seiner Frau Dana war Schweiger nach Berlin gezogen, seine vier Kinder waren bei ihrer Mutter Dana Schweiger in Hamburg-Niendorf geblieben.

Am 10. März feierte Schweiger in der Rolle von Nick Tschiller Premiere als „Tatort“-Kommissar. 12,57 Millionen Zuschauer haben bei "Willkommen in Hamburg" eingeschaltet - für einen "Tatort" war dies der beste Wert seit dem 25. September 1993, als die Kommissare Stoever (Manfred Krug) und Brockmöller (Charles Brauer) 12,83 Millionen Menschen vor den Bildschirm lockten. Zuletzt wurde Schweigers Top-Quote durch den Münster-Tatort am gestrigen Sonntag geschlagen.

Brennende Autos und Farbbeutel - Weitere Anschläge der vergangenen Jahre in Hamburg:

Juli 2005: In Hollenstedt wird der Mercedes von Werner Marnette, Chef der Norddeutschen Affinerie, angezündet.

April 2006: Der Familien-Kombi von Thomas Straubhaar, Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, brennt vor dessen Haus in Reinbek.

September 2006: Farbbeutel- und Brandanschläge auf das Haus des Vorstandschefs der Euler-Hermes-Kreditversicherung in Blankenese und das Auto eines Mitarbeiters in Sasel.

Oktober 2006: Unbekannte zertrümmern in Altona Scheiben der Reederei "Deutsche Afrika Linien" und legen Feuer.

Dezember 2006: Ein Auto von Finanzstaatssekretär Thomas Mirow (SPD) wird vor dessen Haus in Winterhude angezündet.

Januar 2007: Zwei Attacken in den Elbvororten: Farbbeutel fliegen gegen das Haus eines ThyssenKrupp-Managers. Der Mercedes eines anderen Managers geht in Flammen auf.

Februar: Vier Dussmann-Lieferwagen brennen auf dem Firmen-Parkplatz in Niendorf.

April 2007: Eine Reederei in Neumühlen wird mit Farbbeuteln beworfen, Scheiben splittern.

Mai 2007: Am Montag vergangener Woche schmeißen Unbekannte Farbbeutel auf das Hotel Louis C. Jacob in Nienstedten, am Freitag auf das Anwesen des Lufthansa-Technik-Chefs August Wilhelm Henningsen in Niendorf.

Oktober 2009: Die Häuser von Innensenator Christoph Ahlhaus, CDU, und von seiner Parteifreundin, Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach, werden mit Steinwürfen angegriffen. Mehrere Fenster gingen dabei zu Bruch. Zwei junge Männer konnten als Täter gestellt werden.

Mai 2010: Unbekannte attackierten den BMW von Sozialsenator Dietrich Wersich mit farbgefüllten Marmeladengläsern.

November 2011: In der Nacht zu Montag haben Unbekannte einen Farbanschlag auf das rote Backsteinhaus und das Auto von Stadtentwicklungs- und Umweltsenatorin Jutta Blankau, SPD, verübt, das im Carport der 56-jährigen stand. Die Täter beschmierten die Eingangstür und den schwarzen Mercedes mit gelber Farbe. "Beamte einer Funkstreife bemerkten die Farbe um 2.55 Uhr", sagte Polizeisprecherin Ulrike Sweden. "Zudem hinterließen die Täter Zettel, auf denen sie Gentrifizierung und Vertreibung anprangern."

September 2012: Unbekannte Täter warfen Farbgeschosse auf das Haus des FDP-Bundestagsabgeordneten Burkhardt Müller-Sönksen, außerdem wurden am Haus von Senatskanzleichef Christoph Krupp diverse schwarze Kreuze hinterlassen. In der Zwischenzeit dieser Anschläge verbrannte vor dem Bundeswehrkrankenhaus in Wandsbek noch ein Wagen der Bundeswehr. In allen drei Fällen geht die Kripo von einem politischen Hintergrund aus.

September 2012: Farbanschlag auf das Wohnhaus der Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD): In der Nacht zu Montag warfen bislang unbekannte Täter mehrere mit Farbe gefüllte Marmeladengläser gegen das Mehrfamilienhaus im Schanzenviertel, in dem auch die Senatorin wohnt. Ein Bekennerschreiben gibt es bislang nicht, die Fahndung nach den Tätern verlief zunächst erfolglos.

(HA/dpa/jeb)