Am Freitagabend beginnt das Präsentationsjahr mit dem Lichtkunstprojekt „Sprung über die Elbe“. Ab Sonntag können dann Besucher per Bus oder Schiff auf Rundtour zwischen Water Houses und Energiebunker gehen.

Hamburg. Die Eröffnung der Internationalen Bauausstellung IBA in Hamburg steht kurz bevor. Von diesem Sonnabend bis zum 3. November will die Schau in den sozial schwachen Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel sowie im Harburger Binnenhafen zeigen, wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte.

60 Projekte zu den Themen Bauen, Umwelt und Bildung entstanden in den vergangenen Jahren und sollen die Elbinseln attraktiver machen. „Es werden Hunderttausende Besucherinnen und Besucher kommen und sich ein Bild von diesem Teil Hamburgs machen. Viele werden ihr bestehendes Bild nach ihrem Besuch sicher korrigieren“, erklärte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms.

Bereits am Freitagabend wird der Brite Anthony McCall mit seinem Lichtkunstprojekt „Crossing the Elbe“ den sogenannten „Sprung über die Elbe“ symbolisieren. Am Samstagabend soll Scholz die erste IBA in der Geschichte Hamburgs offiziell eröffnen. Das „Kommando Himmelfahrt“ inszeniert anschließend eine künstlerische Vision des Romans „Utopia“ aus dem Jahr 1517 von Thomas Morus. Die neu erbaute Wilhelmsburger Mitte bietet dabei ausgefallene Spielorte mit Lichtinstallationen und Musik – etwa das energieeffiziente Wälderhaus aus Holz, das Ärztehaus mit seiner grünen Keramikfassade sowie die farbenfrohe Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

Am Sonntag sind dann fast alle IBA-Projekte geöffnet und die Besucher können sich per Bus, Barkasse oder Schiff auf eine Rundreise begeben. Während der Bauausstellung sind insgesamt 800 Führungen geplant. „Wir sind ganz sicher, dass wir eine große Resonanz haben werden“, sagte IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg.

Die Projekte, in die bisher eine Milliarde Euro öffentlicher und privater Mittel investiert wurde, sind auf 35 Quadratkilometer verteilt. Es ist ein Gebiet, das von Politikern und Stadtplanern lange vernachlässigt wurde. Überwiegend arme Menschen und Migranten leben dort. Lange war es den Hamburgern überhaupt nicht bewusst, dass die größte bewohnte Flussinsel Europas überhaupt zur Hansestadt gehört.

Wilhelmsburg und Veddel sollen von ausgefallenen Wohnräumen, Bildungsprojekten und klimafreundlichen Energiequellen profitieren. Anziehungspunkte werden unter anderem der Energieberg Georgswerder sein, der einst eine Giftmülldeponie war, und der Energiebunker, der vom zerstörten Flakbunker in ein Öko-Kraftwerk verwandelt wurde. Auch verbesserte Verkehrsverbindungen sollen den Menschen dort Vorteile bringen. „Aufwertung ohne Verdrängung ist gelungen“, sagte Scholz.

Weil im Norden noch immer Schnee liegt und die Baulogistik schwierig ist, wird ein Teil der Bauarbeiten erst in den kommenden Wochen beendet. Doch das könne für die Besucher sogar interessant sein, erklärte Hellweg. Bundesweit ist es die achte Internationale Bauausstellung seit der ersten IBA 1901 im hessischen Darmstadt. „Sie wird spannende und manchmal sicherlich kontroverse Diskussionen auslösen – nicht nur in der Fachwelt, sondern auch bei den interessierten Laien“, erklärte Hellweg.

Kritiker der Schau bemängeln, dass die Bürgerbeteiligung bei der Verkehrsplanung nicht gut gelaufen sei. Außerdem fürchten manche Bewohner der Region, dass die Mieten dort steigen und Teile der Bevölkerung wegziehen müssen. Während eines Festaktes am Sonnabend im Bürgerhaus Wilhelmburg ist eine Demonstration mit rund 500 Teilnehmern geplant.

Die Macher der IBA betonen dagegen immer wieder, dass sie zwar bildungsstarke Familien anlocken, gleichzeitig die derzeitigen Bewohner aber nicht verdrängen wollen. Nach Einschätzung des IBA-Chefs kann ein abschließendes Urteil über den Erfolg der IBA erst in einigen Jahren gesprochen werden. „Wenn deutlich geworden ist, was diese IBA nicht nur für die internationale Fachdiskussion, sondern vor allem für die Menschen hier auf den Hamburger Elbinseln gebracht hat“, sagte Hellweg.