Die Gartencenter bleiben auf ihren Frühlingsblumen sitzen, Eisdielen und Volksfest haben sich auf den März-Winter eingestellt. Verkehrte Welt? Nein, bloß Frühling in Hamburg...

Hamburg. Brrrrr, zitter, frier - wer nicht unbedingt muss, bleibt bei den Hamburger Bibbertemperaturen lieber drinnen im Warmen. Balkon bepflanzen? Eis essen gehen? Eine Runde über den Hamburger Dom bummeln? Klassische Frühlingsaktivitäten, wie man sie sonst um diese Jahreszeit gerne angeht, sind - im wahrsten Sinne des Wortes - erst einmal auf Eis gelegt. Das ärgert nicht nur viele Hamburger, sondern belastet auch die Marktbeschicker, Gärtnereien und Eisverkäufer. Abendblatt.de fragte nach, wie sich der Dauerwinter auf ihr Geschäft auswirkt.

Hamburger Dom: Dann wird eben Glühwein verkauft

„Volksfeste wie der Dom profitieren natürlich von gutem Wetter“, sagt Franziska Hamann, Leiterin des Fachbereichs Volksfeste und Sonderveranstaltungen in der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. „Aber bekanntlich hält auch Schmuddelwetter die Hamburger nicht davon ab, sich zu amüsieren“, gibt sich Hamann optimistisch. Am Freitag soll der diesjährige Frühlingsdom eröffnen. Derzeit laufe der Aufbau der Buden und Fahrgeschäfte auf dem Heiligengeistfeld wie geplant - abgesehen davon, dass Flächen enteist und Wasserleitungen aufgetaut werden müssen. „Das erhöht den Aufwand für die Aufbauarbeiten“, so Hamann. Doch die Dom-Planerin weiß: „Der Frühlingsdom ist immer der eigentliche Winterdom. Schnee ist nichts Ungewöhnliches.“ Dabei können Besucher des diesjährigen Frühjahrsdoms trinken, was sonst nur auf Weihnachtsmärkten zu bekommen ist: Glühwein. „Die Schausteller haben sich auf das Winterwetter eingestellt und bieten dementsprechende Getränke an“, sagt Hamann.

Eiscafés:

Eiscafé Jacobs, Langenhorn: Einbußen um bis zu 90 Prozent

„Das Winterwetter hat uns diesen Monat Einbußen um bis zu 90 Prozent beschert“, sagt Eismacher Uwe Jacobs, der zusammen mit seiner Frau Brigitte seit gut 34 Jahren das Eiscafé Jacobs am Immenhöven leitet. „In all den Jahren hat es das nicht gegeben. Drei bis vier Tage Schnee und Kälte hintereinander waren sonst nach Saisonbeginn das höchste der Gefühle.“ Dabei hatte der Start in die neue Saison am 6. März so gut begonnen: „14 Grad und Sonnenschein, die Kunden hatten nach dem langen, trüben Winter großen Eishunger“, sagt Jacobs. Mit dem Schneetreiben wenige Tage später endete das abrupt. „Der März bringt unserem Geschäft ein großes Minus.“ Nur Sonnenschein könne jetzt wieder Kunden locken. „Die Sonne ist entscheidend. Nur sie macht auch bei Minusgraden Lust auf Eis“, meint der Eismacher. Der 67-Jährige und seine Frau hoffen jetzt, dass Sonne und Wärme das Ostergeschäft in knapp zwei Wochen retten.

Eiscafé Arktis, Bramfeld und Wellingsbüttel: Verkaufen jetzt lieber Waffeln und Heißgetränke

„Wir haben uns in unserem Geschäft in Wellingsbüttel in erster Linie auf den Verkauf von Crêpes, Waffeln und Heißgetränken eingestellt“, verrät Nicole Gonzalez, die mit ihrem Mann Miguel Gonzalez die Arktis-Eiscafés führt. Sie und ihr Mann seien froh, das Angebot erweitert zu haben. „Auch unser Lieferservice in Bramfeld hilft uns dabei, dem Winter zu trotzen.“ Seit einem Jahr bietet das Ehepaar Gonzalez auch den Außerhaus-Verkauf von Eis im Stadtteil an. „Bei dem Wetter sind wir flexibel.“ Das Geschäft mit dem Eis laufe derzeit nur schleppend. „Wir machen etwa 40 Prozent weniger Umsatz als sonst“, sagt Gonzalez.

Gärtnereien:

Gartencenter-Klintworth, Harburg: 80 Prozent weniger Umsätze

„Weil die Nachfrage so gering ist, kaufen wir kaum noch Frühlingspflanzen ein“, sagt Jörg Klintworth, Inhaber von Gartencenter-Klintworth - und das im wichtigsten Verkaufsmonat März. Im Vergleich zu durchschnittlichen Verkaufszahlen im März schätzt er die Umsatzeinbußen auf etwa 80 Prozent. „Das haben wir noch nie gehabt“, so Klintworth. Doch nicht nur die Frühlingspflanzen, sondern auch der Verkauf von Alljahresware wie Zimmerpflanzen und Schnittblumen gingen derzeit zurück. „Die Leute gehen bei diesem Wetter einfach nicht vor die Tür“, so Klintworth.

Pflanzen-Kölle, Volksdorf: Kriegen die Frühlingspflanzen nicht an den Mann

„Wir haben große Schwierigkeiten, unsere Frühlingspflanzen in diesen Tagen an den Mann zu bringen“, sagt Kathrin Drolshagen, Mitarbeiterin von Pflanzen-Kölle. Klassiker, wie Hornveilchen, Stiefmütterchen und Primeln bleiben nahezu unangetastet. Bei den frostigen Temperaturen in diesen Tagen würden die Frühlingsboten im Freien erfrieren. „Im vergangenen Jahr haben wir zu der gleichen Zeit deutlich mehr Frühlingspflanzen verkauft“, so Drolshagen. Derzeit bemühe man sich ganz besonders um eine ansprechende Präsentation der Frühlingsblumen, um den Kunden Lust auf die Pflanzen zu machen - auch, wenn diese erst mal noch in Küche oder Wohnzimmer statt auf dem Balkon Platz finden sollten.