Ein Feuer unter der Kersten-Miles-Brücke hat das wenige Hab und Gut der Obdachlosen weitgehend zerstört. Aus Sorge um die Statik der Brücke ist der Bereich abgesperrt.

Hamburg. Dichter Rauch steigt unter der Kersten-Miles-Brücke hervor, Sofas und Pavillons stehen lichterloh in Flammen. „Ich habe sofort Alarm geschlagen und alle geweckt,“ erzählt Ricky, die seit einigen Monaten unter der Brücke an der Helgoländer Allee lebt. Die schnell anrückende Feuerwehr hat den Brand nach gut zwanzig Minuten unter Kontrolle.

„Ich habe dir das Leben gerettet“, sagt die junge Frau und stößt ihren Nachbarn in die Seite. Verletzt wurde durch die Flammen niemand. „Viele Klamotten, persönliche Gegenstände, aber auch mein Ausweis sind dem Feuer zum Opfer gefallen“, erzählt Ricky dem Hamburger Abendblatt.

Wie es zum Brand kam, können sich die Obdachlosen nicht erklären. Man habe zwar gegrillt, aber die Kohle sei längst kalt gewesen, als man sich schlafen gelegt habe. „Das war keiner von uns“, sagt ein anderer Bewohner.

Die Polizei sieht das anders. Laut Aussage der Bewohner hätten sie ihre Wäsche auf den Grill gelegt, um „die Läuse abzutöten“. Die Wäsche habe Feuer gefangen und der Brand sei in kürzester Zeit auf die zwei Pavillons übergesprungen.

Mittlerweile hat die Stadtreinigung die Spuren des Feuers weitgehend entfernt. Da viele Ziegel von der Hitze stark beschädigt wurden und von der Decke zu fallen drohen, wurde der Bereich unter der Kersten-Miles-Brücke weiträumig abgesperrt.

„Bautechniker untersuchen, ob die Statik der Brücke in Gefahr ist“, sagt Sorina Weiland vom Bezirksamt Mitte. Solange bleibe der Bereich aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Obdachlosen sollen in dieser Zeit auf die andere Seite der Brücke ausweichen.

Das Lager der Obdachlosen unweit der Landungsbrücken sorgt immer wieder für Gesprächsstoff. Mit einem Zaun wollte der damalige Bezirksamtschef Markus Schreiber (SPD) im September 2011 die Obdachlosen unter der Kersten-Miles-Brücke vertreiben. Nach massiven Protesten wurde der umstrittene Zaun jedoch nach kurzer Zeit wieder abgebaut.