Ein Glück, dass Heinz Strunk die Kunst hat. Wie sonst sollte der gebürtige Harburger all seine Alter Egos, Facetten und auch Frustrationen ausleben? Der Mann mit dem grau melierten Haar, dessen näselnde Stimme längst eine eigene Gattung ist und der mittlerweile 50. Geburtstag feierte, kann viele Leben sein eigen nennen. Sehr viele. Als Mucker in der Michy-Reincke-Band und bei der Combo Tiffanys. Als Viva-Moderator und Hörspiel-Produzent. Als Telefonscherz-Aktivist bei Studio Braun und als Politiker für Die Partei.

Eine Konstante in Strunks Rollenspielerei ist jedoch das Vermögen, den gerne mal durchbrechenden Hass auf die Dinge mit fein ziseliertem Sprachwitz und kindlicher Experimentierfreude nach außen zu tragen. Eine Eigenschaft, die ihn erst zum Außenseiter, später zum gefeierten Autor machte: Sein Romandebüt "Fleisch ist mein Gemüse", das (s)eine Jugend in der norddeutschen Provinz verhandelt, wurde 2004 zum Bestseller, zudem verfilmt und auf die Theaterbühne gebracht. Um die Mehrfachverwertung der eigenen Existenz perfekt zu machen, führte das Künstlertrio Studio Braun auch direkt Regie. Und "Heinzer", wie er oft genannt wird, spielt seine eigene Mutter.

Bürgerlich heißt er übrigens Mathias Halfpape, neuerdings nennt er sich aber auch Thorsten Bage und gibt den gealterten Techno-Helden, der auf Ibiza Partyhits produziert und jetzt - wie in der Fabrik - mit seiner Band Fraktus ein Comeback feiert. Ob er als Bage grantelt oder sich als Strunk über sich selbst amüsiert, ist eine Frage von Sekunden. Hat ja niemand behauptet, dass Kunst keinen Spaß machen darf.