Einer der spektakulärsten Tanztempel Europas ist zurück auf der Reeperbahn. Zur Eröffnung strömten Hunderte Club-Besucher an die Eingänge.

Hamburg. Ansturm zur Rückkehr: Mehrere Hundert Gäste haben am Sonnabend die Wiedereröffnung des berühmten „Mojo Clubs“ auf der Reeperbahn gefeiert. Auf der Einweihungsfeier gab es mehrere Live-Auftritte, zwischendurch legte Club-Gründer Oliver Korthals selbst Musik auf. Von 1991 bis 2003 hatte der Club bereits auf dem Hamburger Kiez existiert. Nun ist er zurück, doch nicht mehr in einer heruntergekommenen ehemaligen Bowlingbahn, sondern in einem neuen, über zwei Etagen reichenden Kellergewölbe.

Er übernahm neue Musikstile aus der Londoner Clubszene wie Dancefloor Jazz und wurde damit über Hamburg hinaus bekannt. Das neue Mojo gehört nun zu den spektakulärsten und modernsten Tanztempeln und Liveclubs Europas. Nicht nur wegen der prestigeträchtigen Adresse „Reeperbahn 1“, es liegt auch komplett unter der Erde. Um hineinzukommen, öffnet sich der Bürgersteig und zwei tonnenschwere Tore mit dem berühmten umkränzten "M"-Logo klappen langsam nach oben. Über eine leicht geschwungene Treppe geht es zu den Kassen und zur Garderobe und auf den ersten Rang. Von dort eröffnet sich der Blick durch bewegliche hölzerne Lamellentüren auf die Tanzfläche und die 70 Quadratmeter große Bühne, auf der eine Bigband oder ein Kammerorchester Platz finden würden.

Nachdem man den Eingang passiert hat, fühlt es sich an, als habe man eine riesige Grotte mit einer hohen Kuppel betreten. Alles ist weit und geschwungen, Ecken und Kanten gibt es hier nicht. "Ich habe eine Reihe von Grundrissen von Opernhäusern gewälzt und dadurch eine Menge Ideen bekommen", sagt Nüske. Vor allem die Mailänder Scala diente als Inspiration.

Weitere 26 Stufen tiefer erreicht der Partygast das Zentrum des Clubs mit der Bühne und der geräumigen Tanzfläche. Die zwei Bartresen links und rechts sind kaum zu bemerken. "Hier geht es um Musik, deshalb gibt es keine Neonschilder über den Bars und auch keine hohen Vitrinen mit Flaschen und Gläsern", erläutert Inhaber Leif Nüske einen Teil des Konzepts.

Zusammen mit dem Innenarchitekten Thomas Baecker entstand der Innenausbau des Mojo. An vielen Wänden wurde der rohe Beton belassen, getanzt wird auf einer dunklen Holzfläche, die Lamellentüren finden sich auch im Basement wieder, die komplette Scheinwerferanlage ist analog ausgestattet, um warmes Licht zu bekommen. "Ästhetisch ging es uns darum, an die 50er- und frühen 60er-Jahre anzuknüpfen", so Nüske. Raum und Musik sollen in enger Beziehung zueinanderstehen, der Look darf altmodisch sein, denn die musikalische Basis liegt speziell in den 50er-Jahren, als coole, innovative Musiker wie Thelonious Monk, John Coltrane und Sonny Rollins den Jazz revolutionierten.

Ähnlich wie beim alten Mojo wird im Erdgeschoss der Tanzenden Türme auch wieder das Jazz Café eröffnet. Jeden Tag von 11 Uhr an kann man hier dick belegte Stullen essen und Kaffee trinken, am Abend dient es als erster Treffpunkt für Gäste, die sich hier für einen Club-Besuch verabredet haben. Hinter dem Tresen wird ein DJ auflegen, ebenso wie auf den Toiletten im Untergeschoss: Jede Kabine wird von rotem Licht illuminiert und von einem Lautsprecher beschallt. In einer der Kabinen sitzt ein DJ, der dort Musik auflegt, aus der Zelle neben ihm wummert eine fette Bassbox. "Theoretisch können wir von hier sogar den ganzen Club beschallen", sagt Nüske.

Musikalisch wird der Mojo Club dort weitermachen, wo er vor zehn Jahren aufgehört hat. Jazz im weitesten Sinne wird weiterhin die Basis des Programms sein, sowohl was die DJ-Sets als auch die Konzerte angeht. Das Büro und die beiden Programmplaner Katrin Schönert und Hans-Peter Ostermünchner werden gerade von Anfragen von Tourneeveranstaltern überflutet, denn viele möchten mit ihren Künstlern in diesem neuen, 800 Zuschauer fassenden Saal auftreten. Inzwischen hat der Mojo Club auch ein Büro in London eröffnet. Von jeher war die lebendige Szene in der britischen Hauptstadt wichtig, zuweilen wirkte das Mojo wie ein Außenposten der Londoner DJs und der angesagten Bands aus dem stilistischen Quadrat mit Hip-Hop, Jazz, Soul und Dubstep. "Aber wir suchen sehr genau aus, wen wir ins Programm nehmen", schränkt Nüske ein.

Mit Material von dpa