Alle vier Röhren werden für den Verkehr geöffnet. Der ADAC befürchtet allerdings, dass nur 2013 ungehindert gefahren werden kann.

Hamburg. Darauf haben Hamburgs Autofahrer lange gewartet: Von Sonntag an sind alle vier Röhren des Elbtunnels geöffnet. Und eine erneute Sperrung ist jedenfalls derzeit nicht geplant. Für den ADAC-Hansa sind das eine gute Nachrichten, allerdings mit einem Wermutstropfen: Dort ist man sich sicher, dass mit dem Baubeginn des Deckels für die A7 der Autobahnabschnitt erneut für lange Zeit zum Nadelöhr wird.

„Endlich“, sagt Christian Schäfer vom ADAC-Hansa zu der jetzt anstehenden Öffnung aller vier Elbtunnelröhren. Denn wer sich an einen Elbtunnel ohne Behinderungen erinnern kann, der hat schon ein gutes Gedächtnis. Im Oktober 2002 war die über drei Kilometer lange vierte Röhre zwar nach fünf Jahren Bauzeit für den Verkehr freigegeben worden. „Die ersten beiden Jahre standen aber zumindest in der Urlaubszeit im Sommer alle vier Röhren für den Verkehr zur Verfügung“, sagt Schäfer. Damals habe sich gezeigt, dass der Verkehrsfluss auch in den Spitzenzeiten flüssig bleibt. 2008 waren zuletzt alle vier Röhren für kürzere Zeit gleichzeitig befahrbar gewesen.

In den vergangenen zehn Jahren wurden im Elbtunnel die drei alten, 1975 eröffneten Röhren saniert und modernisiert. Vor allem der Brandschutz wurde auf den neusten Stand gebracht. „Das war wichtig“, sagt Schäfer. „Wir haben heute ein modernes und sehr sicheres Tunnelsystem.“ So wurden in den Tunnelröhren 40.000 Datenpunkte eingebaut und 500 Kilometer Kabel verlegt. Im Ernstfall – ein Brand gilt als das gefährlichste Ereignis in einem Tunnel – sollen CO2-Messungen, Brandmeldekabel, Sichttrübungsmessungen, durch die Rauch erkannt wird, normale Videokameras, Notrufmeldeeinrichtungen oder Verkehrszählschleifen in der Fahrbahn dafür sorgen, dass jeder Zwischenfall innerhalb kürzester Zeit von den drei Beamten im Leitstand bemerkt wird.

Ursprünglich sollten alle vier Röhren bereits im Dezember wieder den Autofahrern zur Verfügung stehen. Ein Zwischenfall bei der Erprobung der neuen Sicherheitseinrichtungen in den drei alten Tunnelröhren hatte das jedoch verhindert. Bei einem Probelauf der Entlüftung, die im Ernstfall pro Sekunde 300 Kubikmeter Rauch aus dem Tunnel absaugen soll, sind in einem der Abluftkanäle Bleche abgerissen worden. Diese mussten ersetzt werden. Laut Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation sind zunächst keine längeren Sperrungen einer oder mehrerer Elbtunnelröhren geplant. Schäfer geht davon aus, dass nur 2013 ein behinderungsfreies Jahr für die mehr als 95.000 Auto- und fast 25.000 Lastwagenfahrer wird.

„Mit dem Beginn des Baus des Elbtunneldeckels wird es, da sind wir uns sicher, wieder zu Staus kommen, bei denen der Elbtunnel zwar nicht der Auslöser ist, er aber betroffen sein wird“, sagt Schäfer. „Es wird Europas größte und längste Baustelle werden.“ Genau genommen sind es drei Abschnitte, von denen der zwischen Othmarschen und Volkspark geplante Deckel mit einer Länge von über zwei Kilometern der längste sein wird. Er beginnt 500 Meter hinter der nördlichen Ausfahrt des Elbtunnels. Der Deckel selbst wird 1,40 Meter dick und noch einmal mit 1,20 Meter Erde bedeckt sein. Die Stadt plant, dorthin Kleingärtner umzusiedeln und die frei werdenden Parzellen-Flächen für den Bau von 1700 Wohnungen zu nutzen.

„Wichtig ist, dass die Stadt und der Bund dafür sorgen, dass die Infrastruktur für Ausweichverkehr bereit steht und in gutem Zustand ist“, sagt Schäfer. „Wir gehen davon aus, dass viel Verkehr großflächig ausweichen wird. Dafür müssen die A1 und die A21 bereit sein.“ Außerdem rechnet der ADAC-Hansa auch mit Ausweichverkehr durch die Stadt. „Es werden sich sicherlich viele Fahrzeuge durch Hamburg hindurch quälen“, glaubt Schäfer. „Die Stadt muss dafür sorgen, dass die betroffenen Strecken in Schuss sind.“

„Das werden sie“, sagt dazu Helma Krstanoski von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. „Es ist ein Straßenertüchtigungsprogramm für Bereich wie die Kieler Straße geplant. Auf der A7 selbst werden auch während der Arbeiten drei Spuren je Richtung zur Verfügung stehen. Das wurde bereits auf der A1 bei Bauarbeiten so gemacht und hat sich bewährt.“

Zurück zum Elbtunnel. In der Nacht zum Sonnabend beginnen die Vorbereitungen zur Öffnung aller Röhren. In der Nacht kann es durch Umstellungen der Software zu kurzfristigen Vollsperrungen kommen. Außerdem sind Markierungsarbeiten auf der Fahrbahn nötig. Deren Durchführung ist wetterabhängig: So ist der ganz genaue Zeitpunkt der Komplett-Öffnung nicht auf die Stunde genau vorherzusagen.