Alle Jahre wieder und 2012 schon zum 16. Mal: Seeleute auf den Containerriesen bekamen eine Ladung Weihnachtsstimmung.

Hamburg. Das Weitwerfen von Weihnachtsbäumen will gelernt sein – das weiß niemand besser als „Weihnachtsmann” Volker Barczynski. Er hat auch in diesem Jahr wieder die Aufgabe, Seeleute im Hamburger Hafen mit Tannen zu beschenken. Auf der „Hamburg”, die rund 50 Weihnachtsbäume an Bord hat, schippert Barczynski über die Elbe. Jedes Schiff, an dem die „Hamburg” vorbeifährt, bekommt einen Weihnachtsbaum spendiert – als kleine Aufmerksamkeit für die Besatzungsmitglieder, die die Weihnachtszeit oft weit weg von Familie und Heimat verbringen. Die Aktion fand am Donnerstag bereits zum 16. Mal statt: Seit 1997 organisiert das Nordmann Informationszentrum die Tannenbaum-Verteilung an Schiffe im Hamburger Hafen.

Und damit die Nadelhölzer nicht in der Elbe landen, sondern heil auf den Schiffen ankommen, hat „Weihnachtsmann” Barczynski eine ausgefeilte Wurftechnik entwickelt: „Die Tanne beim Stamm packen, Ziel anpeilen, Schub holen und dann rüber damit!”

Diese Technik funktioniert allerdings nur bei kleineren Schiffen, wie der „Evert Prahm” aus Leer. Dort nimmt die Besatzung die Tanne, die Barczynski unter lauten „Ho-Ho-Ho”-Rufen hinüberwirft, freudestrahlend entgegen.

Bei größeren Pötten, wie dem Kreuzfahrtschiff „Oceana”, bekommt der „Weihnachtsmann” Unterstützung von einem Kran. Aufgehängt an einer langen Leine schweben die Tannen von der „Hamburg” hinüber auf den Kreuzfahrtriesen. Auch hier sorgen die Nadelhölzer für Freude bei den Besatzungsmitgliedern. An Bord sind auch Colin McGrath, 29, und Fintain O’Donoghue, 20, aus Irland. Sie sollen den Weihnachtsbaum später schmücken, erzählen sie. Bis zum 19. Dezember bleibe die „Oceana” noch in Hamburg, Weihnachten werde er irgendwo auf hoher See verbringen, erzählt O’Donoghue. Da sei es schön, wenigstens einen Weihnachtsbaum zu haben.

Auch die „Marco Polo”, der weltweit größte Containerfrachter, der derzeit im Hamburger Hafen liegt, wird angesteuert. Beschenkt werden aber nicht nur Schiffe aus fernen Ländern, sondern auch Hamburger Hafenschlepper und Feuerschiffe.

Die Idee, Weihnachtsbäumen an die Schiffe zu verteilen, stammt von Jürgen Hagenkötter, Geschäftsführer des Nordmann Informationszentrums. „Meine halbe Familie ist früher zur See gefahren, daher weiß ich, wie hart gerade die Weihnachtszeit für Seeleute sein kann”, erzählt er. „Mit den Bäumen können die Seeleute an Bord für ein bisschen Weihnachtsstimmung sorgen.”

Mittlerweile sei die Aktion schon eine Tradition geworden, meint auch Mit-Initiator Werner Koop vom Nordmann Informationszentrum. „Uns macht es Spaß, den Menschen an Bord der Schiffe eine Freude zu machen.” Gestiftet wurden die Tannen von einem dänischen Forstbetrieb.

Nicht nur bei den Seeleuten sorgen die Nordmann-Tannen für strahlende Gesichter, auch Volker Barczynski hat Gefallen an seinem Job als „Weihnachtsmann” gefunden. Für den 40-Jährigen, der hauptberuflich eine Werbeagentur führt, ist es der zweite Einsatz auf der Elbe: 2011 hat er das Amt von seinem Vorgänger übernommen. Und in den kommenden Jahren möchte er wieder dabei sein und Weihnachtsbäume verteilen. Bis dahin wird er noch weiter an seiner Wurftechnik feilen.