Im Juli 2013 treffen sich mehr als 20.000 Mitglieder aus aller Welt in der Hansestadt. Schlagermove wurde deshalb bereits verschoben.
Hamburg. Der Hummel geht auf Weltreise - in voller Größe und gut verpackt. Im Anschluss an die Ausflüge nach Japan, Australien und Florida startet das Hamburger Original heute Richtung Indien. Der Wasserträger begleitet einen Werbefeldzug für den größten Kongress, den die Hansestadt je gesehen hat: Zur International Convention erwartet die Wohltätigkeitsorganisation Lions im Sommer 2013 mehr als 20 000 Teilnehmer.
Einer der Höhepunkte der fünftägigen Veranstaltung ist ein farbenfroher, lautstarker Marsch rund um die Binnenalster. "Schon jetzt liegen mehr als 5000 Anmeldungen vor", sagt Organisationschefin Barbara Grewe. Der Hummel soll die mehr als 1,3 Millionen Mitglieder der Lions-Familie für den Trip nach Hamburg begeistern. Das 96. Großereignis dieser Art, das zum dritten Mal in Europa und erstmals in Deutschland abgehalten wird, soll den internationalen Stellenwert Hamburgs als Tor zur Welt stärken. Der Zuschlag nach Art einer Olympia-Bewerbung erfolgte 2007.
Damit Hamburg in einer Liga mit anderen Ausrichtermetropolen wie Sydney, Toronto oder Chicago erfolgreich und charmant auftritt, arbeiten Stadt und Lions-Organisationskomitee Hand in Hand. Auch finanziell: Die drei Millionen Euro Kosten für die Durchführung teilen sich beide. Die 51 000 deutschen "Löwen" zahlten fünf Jahre lang jeweils elf Euro, um den Etat zu stemmen. Das Engagement wurde von der Hamburg Marketing GmbH eingefädelt - noch zu Regierungszeiten des Rotariers Ole von Beust (CDU).
Das Grußwort des Kongresses übernimmt Bürgermeister Olaf Scholz (SPD): "Die Lions engagieren sich für Hilfsprojekte, und sie machen sich für Einzelne stark, die in Not geraten sind", sagte Scholz. "Für Hamburg ist es eine Ehre, dass wir im kommenden Jahr die Mitglieder der Organisation bei uns begrüßen können."
Vom 5. bis 9. Juli 2013 wird ein vielfältiges Programm geboten. Dazu zählen drei Plenarsitzungen und eine große Show in der O2 World, ein Markt am Jungfernstieg, die Parade, Ausstellungen in den Messehallen und etwa 35 Empfänge diverser Gastländer an unterschiedlichen Orten, darunter der deutsche in der Handelskammer. Hinzu kommen alle möglichen Feiern in Restaurants, Cafés oder Klubs. Insgesamt, so die Rechnung der Marketing GmbH, sollen mehr als 20 000 kaufkräftige Besucher aus aller Welt Hamburg gut 40 Millionen Euro Umsatz bescheren. Die Hotels kalkulieren mit mehr als 60 000 zusätzlichen Übernachtungen; 70 Hotels sind komplett gebucht. "Das ist einmalig für Hamburg", sagt Ulrike von Albedyll, die Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). "Wir sind sehr dankbar über die Convention und freuen uns auf hochkarätiges, zahlungskräftiges Publikum." Nicht eingerechnet sei der Imagegewinn für die Stadt.
Die Hochbahn setzt 180 Busse ein, um 80 Hotels und die Veranstaltungsorte miteinander zu verbinden. Mindestens 50 weitere private Busse stehen bereit. Zwar reisen 20 hauptberufliche Mitarbeiter aus der Lions-Zentrale in Oak Brook bei Chicago an, dennoch wird das Gros der Arbeit von ehrenamtlichen Mitgliedern erledigt. Von Menschen mit Tatkraft und Visionen wie Barbara Grewe und Christiane Lafeld, die sich seit Monaten dafür einsetzen, ein ebenso weltstädtisches wie liebevoll organisiertes Ereignis auf die Beine zu stellen. "Alle sind mit Herzblut und Tatkraft bei der Sache", sagt Peter Hinrichs, Vize-Präsident der Lions Club International Convention 2013.
Allein für die Parade am 6. Juli werden mehr als 8000 Mitwirkende erwartet. In einem für Hamburger Verhältnisse einmaligen Konvoi führt der Weg vom Rathausmarkt rund um die Binnenalster. Dabei wollen die Klubmitglieder das Vorurteil widerlegen, ein altbackener Verein gut betuchter Wohltäter zu sein. Lautstark und fröhlich soll es zugehen. "Mit einer Mixtur aus dem Einmarsch der Nationen bei Olympischen Spielen und der Steuben-Parade in Manhattan", kündigt Barbara Grewe an. Die teilnehmenden Länder präsentieren sich, wie sie mögen. Der gleichfalls für den 6. Juli terminierte Schlagermove wurde bereits verschoben.
Die Brasilianer und Skandinavier sind bei dieser im jährlichen Turnus auf wechselnden Kontinenten durchgeführten Lions-Parade für ihre jeweils bunten Trachten, die Chinesen für fantasievolle Drachen und die US-Amerikaner für ihre Kapellen berühmt. Dazu gehören mehrere geschmückte Wagen - und eine vierspännige Kutsche, in der der Präsident der Welt-Organisation paradiert, die mit 204 Ländern mehr Nationen als die Uno umfasst. Hinter der Kutsche fährt ein Smart, um die Pferdeäpfel an Bord zu nehmen.
Am Ende soll alles stimmen - unter einem eigens kreierten Logo für den 96. Weltkongress. Darin enthalten sind die deutschen Farben, aber auch Hamburgs Tor zur Welt. Bis zum Start des Mammutkongresses wird die Symbolfigur, der Hummel, Zigtausende Kilometer zurückgelegt haben. Selbst die Chinesen und Afrikaner unter den Lions-Mitgliedern, weiß Peter Hinrichs, haben durch die Figur schon ein bisschen Deutsch gelernt. "Mors, Mors", können sie alle sagen.