Auch ohne schnelle Elbvertiefung soll der Hafen für Großschiffe attraktiv bleiben. Hafengeld-Erhöhung auf 1. April verschoben.

Hamburg. Vorgezogene Rabatte, größere Vergünstigungen, eine spätere Anhebung des Hafengeldes: Nachdem die Elbvertiefung nicht so schnell kommt wie geplant, wollen Hafen und Wirtschaftsbehörde nun Großschiffe durch geringere Gebühren anlocken.

Die Anlaufkosten für Großschiffe würden deutlich gesenkt, teilte die Wirtschaftsbehörde am Donnerstag mit. Damit reagiere man auf die „anhaltenden Restriktionen” bei sogenannten Revierfahrten auf der Elbe. Hintergrund ist ein Beschluss des Bundesverwaltungsgerichtes in Leipzig vom Oktober: Demnach darf vorerst nicht mit dem Ausbaggern der Elbe auf tideunabhängige 13,50 Meter begonnen werden, solange die Einwände von Umweltverbänden nicht ausreichend geprüft sind. Mit einer schnellen Entscheidung dazu ist nicht zu rechnen. Außer einigen bauvorbereitenden Maßnahmen im kleineren Stil ist damit die Elbvertiefung vorerst gestoppt.

Im Zuge des verschärften Wettbewerbs hatten vor allem Terminalbetriebe den Linienreedereien ”substanzielle Preissenkungen” eingeräumt. Nun sollen dicke Pötte durch weiteres finanzielles Entgegenkommen in den Hamburger Hafen gelockt werden. Sie können den Hamburger Hafen anlaufen, allerdings nicht voll beladen.

Diese Maßnahmen sind im Einzelnen geplant:

- Das Hafengeld wird weiter bei einer Schiffsgröße von 110.000 Bruttoregistertonnen gedeckelt.

- Neu ist der AGF-Rabatt für Außergewöhnlich Große Fahrzeuge. Für Schiffe mit mehr als 360 Metern Länge beträgt er 1.500 Euro, für Schiffe, die länger als 390 Meter lang sind, 3.000 Euro. Dies soll Hamburg künftig auch weiter attraktiv für XXL-Containerschiffe wie die „Marco Polo” machen. Das längste Containerschiff der Welt wird am 12. Dezember in Hamburg erwartet.

- Die Erhöhung des Hafengeldes - planmäßig angesichts steigender Kosten mit 1,9 Prozent für 2013 vorgesehen - wird erst am 1. April kommen, nicht zum 1. Januar.

- Besonders umweltfreundliche Schiffe können mit maximalem Rabatt von 2000 statt bisher 1500 Euro rechnen.

Auch die Hafendienstleister haben signalisiert, den Kurs im Hafen dementsprechend zu unterstützen. Lotsgelder und - abgaben könnten für dicke Pötte (110.000 Bruttoregistertonnen) gedeckelt werden. Auch das Personal der Nautischen Zentrale wurde aufgestockt.

Wirtschaftssenator Frank Horch sagte dazu: „Ich freue mich, dass es gelungen ist, auf der Basis einer konzertierten Aktion von Senat, Hafenverwaltung und Wirtschaft ein Maßnahmenpaket abzustimmen und damit ein Signal in die internationalen Schifffahrtsmärkte zu senden.”

Fritz Horst Melsheimer, Präses der Handelskammer, hofft, dass so Hamburg weiter der Top-Standort im Asiengeschäft auf See bleibt. Auch im dritten Quartal 2012 war das Chinageschäft rückläufig. Jens Meier, Geschäftsführer Hamburg Port Authority spricht von einer „sehr guten Wettbewerbsposition in Europa.” Angesichts des rückläufigen Containerumschlags, der Konkurrenz durch den Rotterdamer Hafen, der verzögerten Elbvertiefung, durch die auch Hafenarbeiter sich in ihrer Existenz bedroht sehen, klingt dies wie das Rufen nachts im Wald.