Konsumforscher rechnen beim Weihnachtsgeschäft bundesweit mit Plus von neun Prozent. Hamburger Händler weniger zuversichtlich.
Hamburg. Das Alsterhaus hat sich mächtig herausgeputzt für den Jahresendspurt. Im Erdgeschoss glitzert schon der mächtige Tannenbaum, und die Schaufenster zeigen winterliche Motive. Kunden stöbern zwischen Kaschmir-Pullovern, warmen Schals und Strickjacken - Geschenke, die in diesem Jahr wohl vermehrt auch auf den Gabentischen der Hamburger landen werden. "Die Konsumlust in der Hansestadt ist groß", sagt Geschäftsführer Andreas Franke. "Wir erwarten ein deutlich besseres Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr."
So optimistisch wie der Alsterhaus-Chef sind auch viele andere Händler in der Bundesrepublik. Laut einer gestern veröffentlichten Analyse der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wollen die Deutschen rund 285 Euro für Geschenke ausgeben - neun Prozent mehr als im Vorjahr. Der Handel kann sich damit auf eine Gesamtsumme von 14,9 Milliarden Euro freuen.
Deutliche Unterschiede zeigen sich je nach Alter und Einkommen. Während junge Menschen durchschnittlich 136 Euro für Geschenke einplanen, steigt die Summe mit zunehmendem Alter bis auf 349 Euro bei den über 55-Jährigen. Bemerkenswert ist, dass insbesondere Menschen mit einem vergleichsweise niedrigen Monatseinkommen von bis zu 1500 Euro in diesem Jahr zusätzlich in Präsente investieren wollen - im Schnitt 35 Euro mehr als im Vorjahr.
Der lockere Griff zum Portemonnaie beruht laut GfK auf mehreren Effekten. "Hauptgrund für die hohe Konsumneigung ist der stabile Arbeitsmarkt", sagt Vorstandschef Matthias Hartmann. "Dazu kommt das Niedrigzinsumfeld und das fehlende Vertrauen in die Banken - da schaffen sich die Leute lieber Dinge an."
Auf der Geschenkeliste ganz oben dürften die Klassiker bleiben: Bücher, Spielwaren und Bekleidung, gefolgt von Parfüm und anderen Kosmetikartikeln. Daneben ist Technik gefragt. "Der Flachbildschirm ist durch", sagte GfK-Verbraucherexperte Wolfgang Adlwarth. Zum Renner dürften dagegen Tablet-Computer und Smartphones werden. Fast jeder Vierte will Bargeld oder Gutscheine unter den Weihnachtsbaum legen, insgesamt für etwa 3,4 Milliarden Euro. Möbel und andere Einrichtungsgegenstände liegen ebenfalls im Trend - nicht zuletzt wegen des Baubooms in vielen Großstädten.
Viele Hamburger Händler halten den prognostizierten Umsatzzuwachs von neun Prozent allerdings für deutlich übertrieben. "Wenn wir im Weihnachtsgeschäft ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr schaffen, dann ist das schon fantastisch", sagt Wolfgang Linnekogel, Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einem Zuwachs zwischen zwei und drei Prozent.
Insbesondere bei Technik und bei Spielwaren sieht Linnekogel noch Luft nach oben, wobei einerseits klassisches Holzspielzeug für die Kleinsten, aber auch technisch aufwendige Geschenke für die älteren Kinder im Trend lägen. Die Lage im Hamburger Modehandel und auch bei den Juwelieren schätzt Linnekogel allerdings deutlich kritischer als die Marktforscher von der GfK ein. "Bei Schmuck hat die Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts eher abgenommen, weil sich insbesondere Frauen heute lieber selbst mit einem Ring oder einer Halskette beschenken, als auf ein Präsent des Partners zu warten."
Dementsprechend geht man bei der Hamburger Juwelierkette Wempe denn auch eher von einem Umsatz auf Vorjahresniveau im diesjährigen Weihnachtsgeschäft aus. "Die Kunden sind nachdenklicher, aber aufgrund eines attraktiven, stimmigen und überzeugenden Sortiments glauben wir, dass wir sie auch dieses Jahr für uns gewinnen können", sagt eine Sprecherin.
Die Zurückhaltung der klassischen Fachhändler in Hamburg dürfte auch mit der immer größeren Bedeutung des Internets im Weihnachtsgeschäft zu tun haben. In fast allen Bereichen wird das Onlineshopping nämlich immer wichtiger, wobei die Deutschen vor allem Abos, Veranstaltungstickets, Software und Spielekonsolen im Netz bestellen. Den stärksten Zuwachs beim Einkauf über das Netz verbuchen in diesem Jahr Fotokameras und Zubehör, wie die GfK ermittelte.
Vor diesem Hintergrund rechnet man auch in Hamburgs ältestem Fotofachgeschäft Wiesenhavern eher mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau. "Die Konkurrenz aus dem Internet ist schon sehr hart, preislich haben wir uns darauf aber bereits eingestellt", sagt Prokurist Matthias Zimber. Gefragt seien derzeit insbesondere hochwertige Kompaktkameras mit einem hohen Zoomfaktor. Bei Hi-Fi-Geräten stünden Docks und drahtlose Lautsprecher für die beliebten Smartphones und iPods ganz oben auf der Wunschliste vieler Konsumenten.