Die Konjunkturflaute trifft den Hafen der Hansestadt - der Umschlag im Gesamtjahr dürfte sinken. Weniger Ware aus Asien.
Hamburg. Hamburgs Hafen wächst nicht mehr. Wie das Abendblatt aus Hafenkreisen erfuhr, lag der Umschlag in den ersten neun Monaten nur noch in etwa auf dem Vorjahresniveau von rund 6,8 Millionen Standardcontainern (TEU). Im ersten Halbjahr hatte Hamburg dagegen noch ein Plus von knapp zwei Prozent auf 4,4 Millionen TEU vermelden können. Bereits in diesem Zeitraum war der Umschlag hinter den Rekordjahren 2007 und 2008 zurückgeblieben.
Offensichtlich gibt es europaweit massive Probleme mit den Verkehren aus Asien. Mehrere Reedereien aus Fernost haben ihre Frachtmengen wegen der schwachen Weltkonjunktur Richtung Europa bereits heruntergefahren. In den kommenden Monaten dürfte sich die Situation weiter verschärfen. Nach Informationen des Abendblatts erwartet die sogenannte Green Alliance, zu der die Reedereien Cosco (China), K-Line (Japan), Yang Ming (Taiwan) and Hanjin Shipping (Südkorea) gehören, allein auf ihrer Route zwischen Asien zu den Mittelmeerhäfen von November bis Mitte Januar rund ein Fünftel weniger Ladung als geplant. Von dieser negativen Gesamtentwicklung dürften sich auch die anderen Häfen in Europa nicht abkoppeln können.
Weltweit hat das renommierte Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen seine Umschlagprognose bereits zurückgeschraubt. "Wir gehen davon aus, dass der Containerumschlag 2013 nur noch um sechs bis sieben Prozent zulegen wird", sagte ISL-Direktor Burkhard Lemper dem Abendblatt. Zuvor hatten die Bremer noch ein Plus von sieben bis acht Prozent vorausgesagt. Hamburg habe besonders unter dem Rückgang der Importe, vor allem aus Asien zu leiden. Von der Verschuldungskrise in Europa bleiben selbstverständlich auch die Transporteure auf den Weltmärkten nicht verschont. Denn die Firmen und Händler auf dem alten Kontinent ordern deutlich weniger Waren aus Fernost. "Das Vorweihnachtsgeschäft in den europäischen Häfen ist deutlich schlechter gelaufen als erwartet", heißt es von einem Branchenkenner. Und auch speziell für Hamburg rechnet kaum noch jemand damit, dass der Hafen im Gesamtjahr 2012 die Umschlagzahlen von 2011 wieder erreicht oder sogar übertrifft. Im vergangenen Jahr hatte Deutschlands größter Seehafen noch neun Millionen Container umgeschlagen. Das waren 1,12 Millionen TEU mehr als 2010 - Hamburg meldete damals noch das stärkste absolute Wachstum aller nordeuropäischen Häfen.
Am kommenden Dienstag erwartet die Branche nun mit Spannung den Neunmonatsbericht des Hafenunternehmens HHLA. Der Terminalbetreiber musste erst im Juli zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Gewinnwarnung herausgeben. Der operative Überschuss werde 2012 zwischen 170 und 190 Millionen Euro betragen, hieß es damals. Zuvor hatte die HHLA mindestens 200 Millionen Euro angepeilt. Einen Tag nach der HHLA laden dann die Verantwortlichen des Hamburger Hafens zu ihrer Zwischenbilanz für Januar bis September - inklusive Prognose.