Demonstranten forderten am Sonnabend eine lückenlose Aufklärung der NSU-Morde und die Abschaffung des Verfassungsschutzes.
St. Georg. Fast ein Jahr nach der Aufdeckung der NSU-Mordserie haben am Sonnabend mehr als 1000 Menschen in der Innenstadt weitgehend friedlich gegen Rassismus und Faschismus demonstriert. Das Hamburger Bündnis gegen rechts hatte aufgerufen, für eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen und die Abschaffung des Verfassungsschutzes auf die Straße zu gehen. Unter den Teilnehmern waren auch Mitglieder türkischer und kurdischer Migrantenorganisationen. Die Polizei zählte 1050 Teilnehmer, darunter 400 Linksautonome, die Veranstalter sprachen von 1200 Demonstranten.
Weil Polizei und Innenbehörde Ausschreitungen befürchteten, hatten sie die Marschroute der Demonstranten zuvor ändern wollen. Die Veranstalter klagten und bekamen recht. Nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts durften sie ihre ursprüngliche Route folgen - vom Hansaplatz über Lange Reihe und Steindamm zur Innenbehörde sowie über die Mönckebergstraße und am Rathaus vorbei. Zu größeren Zwischenfällen kam es nicht - im Gegensatz zu den gewalttätigen Ausschreitungen bei einer Demo von Linksextremisten gegen einen Aufmarsch von Neonazis in Wandsbek Anfang Juni.
Bei einer Gedenkfeier für das Hamburger Mordopfer der rechtsextremen Terrorgruppe NSU hatte auch die türkische Gemeinde am Freitag die Aufarbeitung der Behörden kritisiert. "Alles läuft schleppend, teilweise verbunden mit Verhinderung", sagte der Vorsitzende Hüseyin Yilmaz. Am Tatort im Stadtteil Bahrenfeld legten die Teilnehmer der Gedenkfeier Blumen neben ein Foto von Süleyman Tasköprü. Der türkischstämmige Gemüsehändler war am 27. Juni 2001 ermordet worden. Mittlerweile wurden viele Ermittlungspannen aufgedeckt.