Nachdem Richterin nicht sicher feststellen konnte, dass es wirklich Schwensen war, der im Saal saß, wurde Berufung gegen Urteil verworfen.

Hamburg. War er’s oder war er’s nicht? Nach dem Auftritt eines Mannes, der vorgab, Karl Heinz „Kalle” Schwensen, die einstige Kiezgröße zu sein, verwarf das Landgericht Hamburg ein Berufungsverfahren gegen ihn.

Der Mann, der da am Dienstagvormittag im Gericht auftauchte, sah so gar nicht aus wie der „Kalle”, den Hamburger sonst kennen: Statt Pilotensonnenbrille und Bart kam ein glattrasierter Herr in Pullover und Jeans. Seinen Ausweis habe er vergessen, gab er vor. Auch alles Beteuern des Anwalts half nichts: Weder Richterin noch Staatsanwältin sahen es als sicher an, dass es sich hier um „Kalle” Schwensen, 59, handelte. Da half es auch nichts, dass der Mann, der Schwensen sein will, aufsprang und seinen Pullover hochzog: „Das sind die Narben von meinen Schussverletzungen!” Es sei ein Justizskandal, dass man seine Identität hier nicht anerkenne.

Doch weil nach Ansicht der Richterin „Kalle” Schwensen nicht erschienen sei, wurde über die Berufung gegen ein Urteil vom Juli 2011 nicht verhandelt. Damals war Schwensen vor dem Amtsgericht wegen Fahrens ohne Führerschein zu 11.000 Euro Geldstrafe und einer neunmonatigen Abgabe der Fahrerlaubnis verurteilt worden. Polizisten hatten ihn in der Balduinstraße am Steuer eines Mercedes erkannt - wenn er es denn war, was er bestreitet.

Man hätte zeigen wollen, wie leicht man selbst einen stadtbekannten Hamburger wie Karl-Heinz Schwensen verwechseln könnte, sagte Schwensens Anwalt nach der ungewöhnlichen Aktion im Landgericht. Bevor nämlich der glattrasierte Karl-Heinz Schwensen gekommen war, war ein Herr mit Anzug, Bart und Sonnenbrille in den Saal geeilt - offenbar ein Doppelgänger der Kiezgröße...

Das Urteil gegen seinen Mandanten ist noch nicht rechtskräftig. „Wir werden gegen die katastrophale Entscheidung Rechtsmittel einlegen”, sagt Verteidiger Klaus Hüser.