Abendblatt stellt zum Semesterstart Menschen an der Uni vor. Den Anfang macht Malte Jörn Krafft, der Holzwirtschaft studieren wird.

Hamburg. Heute beginnt das Wintersemester an den Hamburger Hochschulen. In dieser Woche stellt das Abendblatt deshalb Menschen vor, für die jetzt der Uni-Alltag beginnt. Den Anfang macht Malte Jörn Krafft, der als Erstsemester das Fach Holzwirtschaft an der Universität Hamburg studieren wird.

„Du wirst dann mal Förster, oder?“ Diese Frage wird Malte Jörn Krafft seit einiger Zeit ständig gestellt. Holzwirtschaft ist eben etwas, mit dem viele nichts anfangen können. „Nein, das sind die Forstwirte. Ich komme im Wald mit dem Baum in Kontakt und begleite ihn bis zum Endprodukt – Möbel, Papier oder so“, sagt der 20-Jährige aus Eichholz bei Marschacht. Damit klärt sich dann meist auch die Frage, in welchen Bereichen Absolventen später arbeiten können: im Holzhandel oder im Sägewerk, sie arbeiten für die Möbelindustrie oder in Chemieunternehmen – ein breites Spektrum also, das gute Chancen für das Berufsleben bietet.

Das hat den jungen Mann unter anderem dazu bewogen, sich für diesen noch recht unbekannten und kleinen Studiengang einzuschreiben. „Leute wie ich werden später überall gebraucht. Was bringt es mir, etwas zu studieren, mit dem ich später nichts anfangen kann?“ Neben Experimentalphysik lernt der künftige Holzwirt auch Rechnungswesen kennen ebenso wie Botanik, Mathematik und chemische Holzwirtschaft. Im vierten der sechs Semester kommen dann Fächer wie „Lacke und Leime“ dazu. Genauso lernt er, wie er beispielsweise mit Holzschäden durch Pilze umzugehen hat. Auch Verfahrenstechnik steht später auf dem Stundenplan, der bereits komplett durchgeplant ist.

„Ich bin schon gut beschäftigt. Bis auf den Donnerstag habe ich jeden Tag von frühmorgens bis in den Nachmittag hinein Unterricht“, sagt Malte Jörn Krafft. Derzeit kann er sich noch den Luxus leisten, nicht für seinen Lebensunterhalt aufkommen zu müssen, weil er von seinen Eltern finanziert wird. Genug Zeit also, um sich für die Grünen im Samtgemeinderat zu engagieren und sowohl bei der freiwilligen Feuerwehr als auch beim Rettungsdienst des Deut- schen Roten Kreuzes ehrenamtlich zu arbeiten. „Ich befürchte aber, dass das nicht ewig so weitergehen kann“, sagt er. „Irgendwann muss ich ja auch mal was für meinen Unterhalt tun – und dann muss ich sehen, wo ich Abstriche machen muss.“

Mit 42 Erstsemestern ist der Studiengang recht klein. Zwei Drittel der Studierenden sind weiblich, deutlich mehr als bei der Einführung des Studiengangs vor einigen Semestern. Damals war nur jeder fünfte Platz von einer Frau besetzt. Einen vergleichbaren Studiengang an einer anderen deutschen Universität gibt es nicht. Deshalb fiel es Malte Jörn Krafft auch nicht schwer, sich für die Universität Hamburg zu entscheiden.

„Wo ich studieren würde, war mir ziemlich egal. Ich wäre für das Fach auch nach München gegangen, wenn es nötig gewesen wäre“, sagt er. „Aber ich bin gerne in Hamburg – auch wenn die Uni jetzt nicht einen überragenden Ruf hat. Wichtig ist, was man aus dem macht, was man lernt.“