Investoren aus Bayern bekommen Zuschlag für 15 Millionen Euro. Andere Bieter wollten “Panik City“ für Udo Lindenberg einrichten.
Hamburg. Die denkmalgeschützte Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt soll nach Informationen des Hamburger Abendblatts zu einem Luxushotel umgebaut werden. Die städtische Kommission für Bodenordnung (KfB) entscheidet morgen über die sogenannte Anhandgabe der prestigeträchtigen Immobilie an die GST Service GmbH und die MHH Hausservice GmbH aus Pullach bei München. Auf Anfrage bestätigte GST-Geschäftsführer Reinhold Dierkes: "Wir haben großes Interesse daran, dieses Objekt in ein Hotel im Luxussegment umzuwandeln." Die Gesamtinvestition schätzt er auf 40 bis 50 Millionen Euro.
Die zuständige Finanzbehörde wollte sich mit Hinweis "auf das laufende Verfahren" nicht zu dem Grundstücksdeal äußern. Die Investoren aus Bayern haben jetzt bis zum 31. Juli 2013 Zeit, die Immobilie zu entwickeln und sie dann von der Stadt zu erwerben.
Damit haben sich die GST Service GmbH und die MHH Hausservice GmbH gegen sieben weitere Bieter, die sich an der Ausschreibung der Stadt beteiligt hatten, durchgesetzt. Die Gebote lagen laut einem Papier, das dem Abendblatt vorliegt, zwischen 6,5 und 15 Millionen Euro. Das höchste Gebot kam folglich von den Investoren aus Bayern.
Die Konzepte der anderen Bieter waren vielfältig: Eines sah Seniorenwohnungen und Arztpraxen vor, ein anderer Investor dachte über Appartementwohnungen für Studenten nach und auch eine "Panik City" für Rocker Udo Lindenberg mit Probebühnen und Musikklub war im Gespräch. Vier Angebote sahen eine Hotelnutzung vor.
Die 1907 im Stil des Neobarocks erbaute Immobilie gehört mit rund 15 000 Quadratmeter Grundfläche zu den markantesten Häusern in zentraler Innenstadtlage. Das Gebäude wird noch bis Anfang 2013 von der Finanzbehörde Hamburg und der Bundesfinanzdirektion genutzt. Danach ziehen die Mitarbeiter in ein Gebäude in der Nähe des Baumwalls und die Investoren könnten mit dem Umbau zu einem Fünf-Sterne-Superior-Hotel beginnen.
Das Konzept entspreche den Vorstellungen der Stadt - es gehe um "die Stärkung dieses bislang in Hamburg unterrepräsentierten Luxushotelsegments", heißt es in der KfB-Vorlage. Noch steht ein Betreiber für das Hotel jedoch nicht fest.
Für Niklaus Kaiser von Rosenburg, Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Hamburg, ist wichtig: "Wir brauchen in Hamburg internationale Leuchttürme der Luxushotellerie. Dafür müssten wir Ketten wie Ritz Carlton, Mandarin Oriental oder Four Seasons, für die die Hansestadt noch ein weitgehend weißer Fleck auf der Landkarte ist, gewinnen." Der Hotelier, der den Baseler Hof an der Esplanade führt, ist sicher: "Solche Hotels bringen ihre eigene, anspruchsvolle Klientel mit." Ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Das weiß auch Hamburg-Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll: "Anspruchsvolle Hotelkonzepte passen zu Hamburg und werden dazu führen, dass die Tourismuswirtschaft profitiert und die Lebensqualität für die Hamburger weiter steigt." Eine Nutzung der Oberfinanzdirektion als Luxushotel sieht auch Andy Grote (SPD), Bezirksamtschef von Mitte, positiv: "Dieser hochpreisige und attraktive Standort braucht eine besondere Nutzung. Da ist ein repräsentatives Hotel eine gute Wahl." Bezahlbarer Wohnraum sei in dieser Lage "nicht zu realisieren", so Andy Grote weiter.
Es ist in der Branche bekannt, das internationale Hotelketten auch immer wieder nach geeigneten Häusern in der Hansestadt schauen. Das bestätigt auch Andreas Wende, Niederlassungsleiter des Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle. Allerdings gelte bei solchen Deals größte Diskretion. So heißt es beispielsweise bei der Luxushotelkette Mandarin Oriental nur: "Wir schauen uns immer wieder Standorte in deutschen Großstädten an." Mandarin Oriental hat bislang in Deutschland nur ein Haus in München - außerdem hat die Kette Häuser in Paris, Bangkok und New York. Allerdings dürften dort die Zimmerpreise um einiges höher liegen als in Hamburg. Nach Abendblatt-Informationen erzielten in diesem Jahr bis Ende September die sieben Hamburger Fünf-Sterne-Häuser in der Innenstadt eine Durchschnittsrate von 160,70 Euro netto pro Nacht pro Doppelzimmer.
Unterdessen ist PR-Unternehmer Wolfgang Raike ein bisschen traurig, dass sein Konzept bei der Stadt nicht die erste Wahl ist. Gemeinsam mit anderen Investoren wollte er in dem Gebäude nicht nur ein Boardinghouse einrichten, sondern die Oberfinanzdirektion zum Treffpunkt für Nachwuchsmusiker machen. Kultrocker Udo Lindenberg sollte hier eine dauerhafte Ausstellung, die "Panik City" erhalten. In der KfB-Vorlage heißt es aber, dass sowohl Lindenberg als auch die Stadt die "Panik City" nicht am Standort Rödingsmarkt sehen. Die Zeichen stehen darauf, dass es große Unterstützung durch die Politik für ein Udo-Lindenberg-Museum in der Speicherstadt gibt.