Der Film “Die Unschuld der Muslime“ löste bei Anhängern des Islams zum Teil brutale Proteste aus. SPD fürchtet Aufruhr in St. Georg.

Hamburg. Der von fundamentalistischen Christen in den USA produzierte Internet-Film "Die Unschuld der Muslime" versetzt weltweit Millionen Muslime in Wut. Sie sehen darin eine Schmähung ihres Propheten Mohammed. Neben einigen US-Botschaften ist auch die deutsche Botschaft im Sudan von aufgebrachten Gläubigern angegriffen und in Brand gesteckt worden. Die Situation ist so prekär, dass einige Anbieter von Kreuzfahrten auf dem Mittelmeer ihre Routen geändert haben. Die Reedereien Aida Cruises und Cunard Line haben zwei Häfen in Ägypten aus ihrem Programm gestrichen.

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Die umstrittene politische Vereinigung "Pro Deutschland" will das Anti-Islam-Video öffentlich in Berlin zeigen. Die Bundesregierung möchte das verhindern. Sie befürchtet, dass die globale Welle der Gewalt nach Deutschland schwappen könnte. Derzeit wird nach Angaben der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zufolge ein Aufführungsverbot geprüft. „Ich kann mir vorstellen, dass es gute Gründe für ein Verbot gibt“, sagte sie am Montag. Ähnlich äußerte sich Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU).

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Verschiedene Politiker und Vertreter der islamischen Gemeinden aus Hamburg haben sich gegenüber abendblatt.de zu der Debatte über den Islam-Film geäußert. Die Stimmen fallen allesamt kritisch aus.

Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Arno Münster befürchtet, dass eine Filmvorführung in Deutschland die Gewalt weiter schüren würde. "Die Situation muss befriedet werden. Eine weitere Provokation wie beispielsweise das Zeigen des Film wird es nur verschlimmern. In Stadtteilen wie St. Georg könnte es zu Protesten kommen. Die islamischen Gemeinden dort werden sicher Flagge zeigen", sagte der Politiker.

Sein Parlamentskollege Kai voet van Vormizeele von der CDU unterstützt die Linie von Bundesinnenminister Friedrich und stimmt Arno Münster zu: Das Zeigen des Videos würde die Situation weiter befeuern. "Man legt es darauf an, einen Streit zu provozieren und das hat mit Meinungsfreiheit nicht mehr viel zu tun."

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Die Hamburger FDP-Bundestagsabgeordnete Sylvia Canel sagte, es sei zu prüfen, ob der Film oder Teile des Films gegen Recht und Gesetz verstoßen. Rechtswidrige Inhalte müssten aus dem Film entfernt werden." Sie setze sich "für eine offene, freie und multikulturelle Gesellschaft ein, in der die Gesetze für alle Bürgerinnen und Bürger gelten".

Das Bündnis der Islamischen Gemeinden in Norddeutschland verurteilt die gewalttätigen Proteste gegen das Schmähvideo über den Propheten Mohammed. "Wir empfehlen unserer Gemeinschaft, den Film zu ignorieren. Denn Protest braucht einen Rahmen der Vernunft und Gelassenheit. Wir verurteilen die Gewalt in diesem Zusammenhang", sagt der Vorsitzende Ramazan Ucar. Dennoch sei klar, dass der Film eine Beleidigung des Islams sei und nicht zum friedlichen Miteinander zwischen den Religionen beitrage. (ric)

Mit Material von dapd, epd und dpa