HAMBURG. Schwul oder lesbisch sein ist keine Privatsache!" Mit diesen Worten sprach sich Farid Müller für ein offenes Leben der Homosexuellen in Deutschland aus. "Es gleicht einer Diskriminierung, sich gegen das Leben eines Mitmenschen zu stellen, nur weil er dadurch nicht dem öffentlichen Idealbild entspricht." Der GAL-Abgeordnete in der Hamburger Bürgerschaft setzt sich seit vielen Jahren für die Rechte und das Ansehen der Homosexuellen ein.
Seit 2001 existiert das Lebenspartnerschaftsgesetz, eine erste gesetzliche Gleichstellung von Homosexuellen und Heterosexuellen. Seitdem können Lesben und Schwule vor das Standesamt treten, jedoch nicht die Ehe eingehen. Damit sind sie standesamtlich registriert, trotzdem sind nur 60 bis 70 Prozent ihrer Rechte und Pflichten mit denen von Eheleuten identisch. Was für die bisherige Geltungsdauer des Gesetzes von sechs Jahren zwar ein hervorragender Schritt war, für die vollständige Gleichberechtigung aber noch nicht ausreicht.
Die größten Städte Deutschlands - Berlin und Hamburg - werden von Homosexuellen geführt. Unter den Politikern selber gibt es nach Müllers Angaben wenig Abneigung gegenüber homosexuellen Abgeordneten. Getuschelt wird dort jedoch auch. Beide Seiten meiden das Thema, "Schließlich ist das Privatsache."
Warum aber wird die Eheschließung selbst im liberalen Deutschland für Homosexuelle nicht erlaubt? Zum einen gibt es die CDU, die die Homosexuellen-Ehe bis jetzt noch ablehnt, zum anderen spielt die Kirche eine Rolle. Der Papst und die katholische Kirche sprechen sich nach wie vor für das traditionelle Familienbild aus. Seit 2001 können homosexuelle Paare in den Niederlanden heiraten. Die Niederlande zählen zu den fünf Ländern, in denen dies als Gesetz eingetragen ist. "Dabei könnte die Homosexuellen-Ehe heutzutage wahrscheinlich nur durch einen einfachen Gesetzesantrag in Deutschland erlaubt werden. Somit hätten wir eine optimale Gleichstellung für Lesben und Schwule", sagte Müller der Abendblatt-Kinderzeitung.
In den USA ist man kritischer gegenüber den Homosexuellen. Manche Politiker zetteln Hetzkampagnen gegen Lesben und Schwule an. In "God's own country" trägt die Religion ihren Teil dazu bei. Daher gibt es in den USA fast keinen Bundesstaat, der ein Lebenspartnerschaftsgesetz hat. Präsident George W. Bush hat sich gegen Ehen unter Homosexuellen ausgesprochen.
Zuletzt ist jedoch wieder ein Senator durch ein Doppelleben und eine Doppelmoral aufgefallen. Der republikanische Senator Larry Craig, der verheiratet ist, wurde auf dem Flughafen von Minneapolis auffällig, weil er Annäherungsversuche machte, die man aus Homosexuellenkreisen kennt.
Nach Auskunft des GAL-Abgeordneten Müller haben nur die Menschen an der amerikanischen Ostküste ähnliche Ansichten über Homosexualität wie die Europäer. Obwohl Amerika als freies und offenes Land gilt, muss es also noch etwas von den Europäern lernen - ein wenig mehr Toleranz.