Christian Hauck soll Dozent an der Fachhochschule werden. Auch Staatskanzlei-Chef Heinz Maurus vor dem Aus?
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) zieht nach der Dauerkritik aus der eigenen Partei erste Konsequenzen. Regierungssprecher Christian Hauck (43), einer der engsten Berater des MPs, soll nach Informationen des Abendblatts als Dozent an die Fachhochschule (FH) Kiel wechseln. Über weitere Änderungen will Carstensen dem Vernehmen nach in den nächsten Tagen entscheiden.
"Es gibt Gespräche darüber, ob Herr Hauck eine Aufgabe bei uns übernimmt", sagte FH-Sprecherin Frauke Schäfer dem Abendblatt gestern. Gerüchte, der parteilose Journalist solle auf Kosten des Landes eine Professur im Fachbereich Medien der FH erhalten, wollte Schäfer nicht kommentieren. Hauck, gelernter Bankkaufmann und promovierter Historiker, wird in der CDU mitverantwortlich gemacht für das schlechte Bild, das Carstensen seit Beginn der Finanzkrise in den Medien abgibt.
Besonders umstritten war und ist Carstensens PR-Kurs bei der heiklen Hilfsaktion für die HSH Nordbank. Auf Empfehlung des Regierungssprechers hielt sich der MP in den vergangenen Monaten mehr als bedeckt, um sein Image als fröhlicher Landesvater nicht zu gefährden. In der CDU wird Carstensen das als Führungsschwäche ausgelegt, zumal sein Hamburger Amtskollege Ole von Beust (CDU) in der HSH-Debatte mehrfach Klartext geredet und Flagge gezeigt hatte.
Einen Nachfolger für Hauck konnte Carstensen offenbar noch nicht verpflichten. Mehrere Journalisten winkten ab. Bis zur Landtagswahl sind es nur noch 13 Monate. Und im Landeshaus gilt es inzwischen als offen, ob Carstensen seinen Vorsprung in den Umfragen bis zur Landtagswahl im Mai 2010 retten kann. Selbst sein Wunschpartner, die FDP, ist skeptisch, während die einst Not leidende SPD unter Ralf Stegner Morgenluft wittert.
Die CDU-Fraktion drängt deshalb seit Wochen auch auf den Austausch des zweiten engen MP-Beraters, des Staatskanzleichefs Heinz Maurus (CDU). Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Über Ostern wurden in der Staatskanzlei allerdings mehrere Modelle diskutiert, darunter auch ein großer Ringtausch. Demnach könnte Finanz-Staatssekretär Arne Wulff in die Staatskanzlei umziehen. Wulff gilt als stiller Strippenzieher und leitet die wichtige CDU-Programmkommission zur Landtagswahl. Ihm wird auch in der CDU-Fraktion zugetraut, das "strategische Vakuum" in der Staatskanzlei zu füllen.
Wulffs Posten im Finanzministerium, so die Überlegung, könnte Klaus Schlie (CDU) übernehmen. Er kümmert sich als Staatssekretär im Finanzressort bisher um die Entbürokratisierung, das allerdings ohne großen Erfolg. Wunschkandidat für Schlies Anti-Bürokratie-Job ist nach dem Ringtauschmodell der Leiter der schleswig-holsteinischen Landesvertretung in Berlin, Olaf Bastian (CDU). Der Staatssekretär, früher Landrat in Nordfriesland, ist ein echter Verwaltungsprofi. Damit nicht genug: Durch einen Umzug Bastians nach Kiel könnte der bisherige Staatskanzleichef Maurus in Berlin die Landesvertretung übernehmen. Der loyale Gefolgsmann Carstensens wäre so versorgt.
Ob das christdemokratische Personalkarussell derart in Schwung kommt, entscheidet letztlich der MP allein. Fraktionschef Johann Wadephul hat allerdings bereits vor Ostern keinen Zweifel daran gelassen, dass der MP seine Führungstruppe umbauen muss. In der CDU wird nun erwartet, dass Carstensen seine Personalvorschläge am Freitag in einer Sondersitzung des CDU-Landesvorstandes bekannt gibt und sein neues Team am darauf folgenden Mittwoch steht. Dann will Carstensen sich auf einer CDU-Großveranstaltung in Neumünster politisch zurückmelden und die Führungskrise für beendet erklären. Dass Carstensen ein echter Befreiungsschlag gelingt, wird selbst in der CDU bezweifelt. Ein Grund: Der angeschlagene Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) soll frühestens im Zuge eines Untersuchungsausschusses zur HSH Nordbank ausgewechselt werden, falls dann ein Opfer gebraucht wird, heißt es aus CDU-Kreisen. Bis dahin wird er aber eine Belastung für Carstensens Regierung bleiben.