Die ZDF-Moderatorin Annika de Buhr ist keine Frau, die es einfach mag. Sie will künftig mehr Verantwortung tragen.
Hamburg. Bald sind sie Geschichte. Die Autofahrten zwischen ihrem Zuhause in Hummelsbüttel und dem Arbeitsplatz in Mainz. Rund fünf Stunden für eine Strecke. "Auf dem Weg kenne ich jeden Grashalm. Aber Autofahren macht mir nichts aus", sagt Annika de Buhr (37), noch für fünf Sendungen das Gesicht der ZDF-Nachrichtensendung "heute nacht". Am kommenden Freitag ist damit Schluss.
Die attraktive Frau - Typ Schneewittchen - mit dem hugenottischen Nachnamen hat ihren gut dotierten, sicheren Job hingeworfen. "Ich wollte das nicht bis zu meiner Rente machen", sagt sie und lacht fast befreit. Annika de Buhr - Sternzeichen Widder - ist keine, die es gemütlich und unanstrengend mag, die am liebsten immer nur vom Teleprompter ablesen würde. "Einfach nur Nachrichten zu moderieren wird meinem Anspruch an mich selbst nicht gerecht. Ich bin Journalistin, möchte das wieder verstärken. Mit den Menschen sprechen. Gern mehr Verantwortung übernehmen", sagt die Frau, die mit dem Boxen angefangen hat, von Leberhaken, Konditionstraining und Aggressionsabbau spricht. Das tue ihr gut.
Für "Focus TV" ist sie auf dem Bezahlsender Premiere für das Magazin "In Vivo" der deutschen Krebshilfe im Einsatz. "Da bin ich für alles zuständig. Ich spreche mit Experten, treffe Kranke, besuche modernste Kliniken", sagt de Buhr. Natürlich nimmt sie die Geschichten der Patienten mit nach Hause. "Das kann man nicht wegschieben." Hat sie selbst Erfahrung mit der Krankheit gemacht? Wie zur Abwehr hält sie ihre Hand vor sich. "Nicht mehr und nicht weniger als mittlerweile beinahe jeder von uns." Von ihr gebe es nicht die große Betroffenheits-Story zu hören. Dazu ist die Frau mit den strahlendblauen Augen viel zu sehr Medien-Profi.
Wenn es um Persönliches geht, wird sie einsilbig. Ja, es gibt seit einigen Jahren einen Mann in ihrem Leben. Nein, sie zeigt ihn nicht vor. Nein, er ist nicht aus der Branche. Aber auch viel unterwegs. So kommt wenigstens kein Alltag auf. Nein, Kinder sind gerade kein Thema. Jetzt steht erst mal der neue Job im Vordergrund. "Interessant, was sich alles an Möglichkeiten auftut", sagt de Buhr - ohne Zweifel eine Frau, die weiß, was sie will. Schon mit 16 Jahren jobbte sie beim Lokalblatt in Nienburg, übernahm neben dem Gymnasium das Zeitungs-Fotolabor. "Am Wochenende standen die ganzen Fußballspiele an. Negativ- und Positiventwicklung. Ich wollte eigenes Geld verdienen."
Nach dem Abi machte sie sich selbstständig. Sie war 18, gründete eine Presseagentur, produzierte Wochenblätter. Anzeigensatz, Vertrieb, Texten: Alles ihre Aufgaben. Zwei Jahre später verkaufte sie den Laden - "den gibt's noch!" - und wurde Volontärin bei der "Neuen Presse" in Hannover. Sie bewarb sich mit einer Reportage über einen Hilfstransport ins Kosovo. Den Lkw fuhr sie natürlich selbst, das Studium ("Politik und Germanistik, mit Abschluss!") lief nebenbei. Beim Fernsehen landete sie durch einen Artikel über ein Casting. Nur aus Spaß ließ sie sich filmen. Den Machern gefiel sie am besten.