Es ist ein Trippelschritt auf dem Weg in die Arbeitswelt von morgen. Aber immerhin - es ist ein Schritt. Die Hamburger Otto Group holt mehrere Dutzend Rentner zurück aus dem Ruhestand, weil sie das Fachwissen ihrer früheren Mitarbeiter benötigt. Selbstverständlich auf freiwilliger Basis - und zeitlich begrenzt, damit jüngeren Kollegen keine Arbeit weggenommen wird. Die ungewöhnliche Maßnahme ist auch aus der Not heraus geboren. Otto findet nicht ausreichend qualifiziertes Personal. Eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren verschärfen wird. Bei nahezu allen Unternehmen in Deutschland.
Denn die Zahl der älteren Menschen hierzulande wird deutlich zunehmen, während junge kaum noch nachkommen. Es macht also für eine Firma nicht nur Sinn, sich um qualifizierte ältere Arbeitnehmer zu kümmern. Es ist sogar dringend notwendig. Allerdings hat sich dieser Fakt längst nicht in allen Chefetagen herumgesprochen. Noch immer verbinden viele Vorgesetzte mit älteren Beschäftigten primär hohe Lohnkosten. Die Bereitschaft, einen 55 Jahre alten arbeitslosen Ingenieur einzustellen, hält sich meist in Grenzen. Schließlich lässt er sich nicht mit einem befristeten, schlecht dotierten Arbeitsvertrag abspeisen. Uni-Absolventen sind hier flexibler, gutmütiger.
Qualität und Erfahrung haben ihren Preis - auch auf dem Arbeitsmarkt. Die Zeit tickt, diesmal gegen die Unternehmen. Wer sich nicht zügig auch um ältere Beschäftigte als Personal für die Zukunft kümmert, dürfte in einigen Jahren von der Konkurrenz abgehängt werden.