Ab 1. August werden in Hamburg 10.000 Schüler in mobilen Klassenzimmern unterrichtet. Noch kein Ende der Übergangslösung in Sicht.

Hamburg. Zu Beginn des neuen Schuljahres werden in Hamburg 67 neue mobile Klassenzimmer installiert. Wie die "Welt" berichtet , werden ab 1. August rund 10.000 Schüler in der Hansestadt in insgesamt 435 improvisierten Klassenräumen unterrichtet. Im Vergleich zum Vorjahr wären das rund 3.000 Kinder mehr.

Von Übergangslösung zur Dauereinrichtung

Bereits im vergangenen Jahr musste die Schulbehörde aufgrund von akutem Platzmangel unzählige Klassen in den großen Containern unterbringen. In der Zwischenzeit sind alte Container abgebaut und an anderen Orten Neue aufgestellt worden. Die Gründe sind vielzählig: Vor zwei Jahren wurde im Rahmen des sogenannten Schulfriedens eine kleinere Klassenstärke beschlossen. Das Resultat daraus ist eine insgesamt höhere Klassenanzahl.

Hinzu kommt die Zusammenlegung von mehreren Schulen zu Stadtteilschulen und die damit verbundenen Umbauten, die an vielen Schulen den Raumbedarf steigern. Außerdem trägt die Inklusion zu der hohen Klassendichte bei: "Schüler, die zuvor Förderschulen besucht haben, gehen nun vermehrt in allgemeinbildende Schulen, wodurch dort ein erhöhter Raumbedarf entsteht", erklärte Thomas Bressau von der Schulbehörde gegenüber der "Welt".

+++ Einige Stadtteilschulen haben bis zu 40 Prozent Förderschüler +++

Kosten belaufen sich auf 12,73 Millionen Euro

Zu Beginn der Einführung der Schulcontainer seien diese laut "Welt" noch angemietet worden, doch das sei auf Dauer zu teuer gewesen. So habe die Stadt bereits zu Beginn des vergangenen Schuljahres insgesamt 12,6 Millionen Euro für die Anmietung zahlen müssen. Der Erwerb der 67 neuen mobilen Klassenzimmer wird nun in etwa noch einmal die gleiche Summe kosten: Ein einzelner Container kostet 190.000 Euro, der Gesamtbetrag wird sich folglich auf 12,73 Millionen Euro belaufen.

Die Ausgaben hierfür werden kritisch betrachtet. Für Walter Scheuerl (parteilos), der für die CDU in der Bürgerschaft sitzt und Sprecher der Initiative "Wir wollen lernen" ist, bedeuten diese Ausgaben auf lange Sicht eine Fehlinvestition. Gegenüber der Zeitung kritisierte er den Schulsenator, Ties Rabe (SPD), als "Container-Senator". "Durch die teure Anschaffung der Container schiebt Senator Rabe den eigentlichen Bedarf an Zubauten vor sich her."

Doch die Schulbehörde wehrt sich gegen die Vorwürfe. Auf Nachfrage von abendblatt.de sagte Bressau: "Man kann ein neues Gebäude nicht von heute auf morgen hochziehen. Wenn alle einzelnen Schritte dazu bedacht werden, dauert es im härtesten Fall rund drei Jahre, bis ein neues Schulgebäude genutzt werden kann." Die aktuellen Sanierungsarbeiten an bestehenden Gebäuden seien längst überfällig: "Da ist lange Zeit nichts mehr gemacht worden."

+++ Zahl der Schulcontainer steigt von 300 auf 459 +++

"Keine Baubude"

Die Arbeiten an den Gebäuden führen dazu, dass ganze Klassen in Container umziehen müssen. Bauarbeiten und Lärmbelästigung ließen keine andere Wahl, so Bressau. Die Lernsituation sei aber bei weitem nicht so schlimm, wie immer angenommen wird: "Wir sprechen hier von Räumen, die 70 Quadratmeter groß sind. An vielen anderen Schulen beträgt die Raumgröße lediglich 48 Quadratmeter. Das ist auf jeden Fall eine angenehmere Atmosphäre. Die Kinder müssen hier ja nicht in Baubuden sitzen." Jeder Container ist ein mobiler Raum, wobei nicht alle als feste Klassenräume genutzt werden. Einige der Container dienen auch als Fachräume. An jedem Container sind zudem ein kleiner Vorraum sowie ein Toilettenraum angebracht.

+++ Das lange Warten auf die Wunschschule in Hamburg +++

Kein Ende in Sicht

Bis wann genau die mobilen Klassenräume im Einsatz sein werden, kann die Schulbehörde noch nicht genau abschätzen. Derzeit wird eine Prioritätenliste erstellt, wie Bressau bestätigte, die alle Schulbau-Projekte in Hamburg genau unter die Lupe nimmt und zum Ende des Sommers Aufschluss darüber geben soll, an welchen Schulen, wann und wie lange noch in den Containern unterrichtet werden muss.

Zu den genauen Auswahlkriterien für die Prioritätenliste kann Bressau wenig sagen. Viele Fachleute seien involviert, um die Situation genau zu untersuchen. "Sowohl Baufachleute aus unserer Behörde, als auch von Schulbau-Hamburg sind vertreten sowie die Schulaufsichten der Stadtteile." Seit eingen Tagen werden erste Gespräche geführt. Wann genau die Liste aber feststeht, sei noch nicht abzusehen.