Ein Kommentar von Christian-A. Thiel
Es gibt Sportler, denen gönnt man jeden Erfolg. Roger Federer ist so einer. Der Schweizer, ein untadeliger Sportsmann, hat im Herbst seiner Karriere noch einmal die Rekordlisten des Tennis zu seinen Gunsten korrigiert. Im 31. Lebensjahr, für einen Athleten in dieser kraftraubenden Disziplin ein wahrhaft biblisches Alter, feierte er einen Triumph, den ihm niemand mehr zugetraut hätte: Den siebten Sieg auf dem Rasen von Wimbledon, den 17. Grand-Slam-Titel seiner Laufbahn und, wohl am überraschendsten, die Rückkehr an die Spitze der Weltrangliste.
Nach zwei Jahren Unterbrechung weist der Computer den Tennisästheten wieder als den Spieler aus, für den ihn die meisten Experten und Altvorderen des Tennis sowieso halten: den Besten der Welt. Auch in dieser Statistik hat er den Rekord eingestellt.
Roger Federer ist ein Vorbild, was Spielkunst und Disziplin, Charakter und Einstellung zu seinem Beruf betrifft. Es den jungen, kraftstrotzenden Herausforderern vom Kaliber Djokovic, Nadal und Murray noch einmal gezeigt zu haben, das ist eine Leistung, die nicht hoch genug gewürdigt werden kann. Chapeau, Roger Federer!
Der Schweizer weiß, dass sich Tenniswunder nicht endlos fortsetzen lassen. Deshalb hat er sich nun ein Ziel gesetzt, das er schon in einem Monat an gleicher Stelle erreichen kann: die olympische Goldmedaille am 5. August, drei Tage vor seinem 31. Geburtstag. Federers Entschlossenheit gestern auf dem Centre-Court in Wimbledon machte klar: Auch für diesen Sieg wird er alles geben.