Publikumsliebling Walter Giller verlor den Kampf gegen den Krebs und starb im Alter von 84 Jahren. Große Trauer um eine Filmlegende.

Hamburg/München. Er war der "Schelm vom Dienst" und hat die Bühne nun für immer verlassen. Der Schauspieler Walter Giller ist im Alter von 84 Jahren an Krebs gestorben. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag erlag er in einer Klinik in Hamburg-Altona seiner Krankheit. Giller litt bereits seit dem Winter 2008/2009 an Lungenkrebs. "Papi ist heute Nacht im engsten Familienkreis ganz ruhig eingeschlafen“, zitierte "bild.de“ seine Tochter Natascha.Seit März 2008 lebte er mit seiner Frau, der Schauspielerin Nadja Tiller, im Seniorenstift Augustinum in Hamburg. Die Beisetzung soll im engsten Familienkreis stattfinden. Ein Termin für die Trauerfeier steht noch nicht fest.

Mit dem Tod Gillers sind die Hamburger Theaterbühnen aus Sicht der Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) ein Stück ärmer geworden. Die Hansestadt habe einen großartigen Schauspieler und Publikumsliebling verloren, sagte sie am Freitag. Die Zuschauer hätten Giller als "oft komischen, immer charakterstarken Schauspieler kennen- und schätzen gelernt.“ In Gedanken sei der Hamburger Senat auch bei seinen beiden erwachsenen Kindern und seiner Frau Nadja Tiller.

Bürgermeister Scholz: Giller hat ein Millionenpublikum begeistert

„Hamburg trauert um einen der letzten großen Filmschauspieler der Nachkriegszeit,“ sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) der „Bild-Zeitung“ (Samstag). Giller habe mit seinem Charme ein Millionenpublikum begeistert. „Er und seine Frau Nadja Tiller waren ein deutsches Traumpaar – nicht nur auf der Leinwand, sondern auch im wahren Leben.“

Kulturstaatsminister Bernd Neumann erklärte zum Tod des Schauspielers: „Walter Giller hat insbesondere den deutschen Nachkriegsfilm entscheidend mitgeprägt. Vor allem mit seinem komödiantischen Talent hat er sein Publikum begeistert und sich hoher Popularität erfreut. (...) Die deutsche Film- und Theaterlandschaft ist mit seinem Tod ärmer geworden.“

Giller kam am 23. August 1927 in Recklinghausen zur Welt und wuchs in Hamburg auf. Er besuchte das Gymnasium St. Georg. Es folgte das Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst bei Eduard Marks in Hamburg. Sein erstes Engagement als Schauspieler hatte Giller 1947 an den Hamburger Kammerspielen mit einer kleinen Rolle in Thornton Wilders "Wir sind noch einmal davongekommen“.

+++ Er spielte mit Rühmann und O.W. Fischer: Walter Giller ist tot +++

In mehr als 80 Produktionen hat Giller mitgewirkt, darunter in „Peter Voss, der Millionendieb“ mit O.W. Fischer und in „Drei Mann in einem Boot“ mit Hans-Joachim Kulenkampff und Heinz Erhardt. Nur selten konnte sich Giller wie in Wolfgang Staudtes „Rosen für den Staatsanwalt“ oder als Ost-Berliner Lkw-Fahrer in „Zwei unter Millionen“ von seiner ernsthaften Seite zeigen, bekam aber für diese beiden Werke jeweils einen Bundesfilmpreis (1960/62).

Mit seinem lausbubenhaften Charme war Giller seit den 50er Jahren zu einem der größten Komödianten des deutschen Films geworden. Er habe die Kunst des leichten Boulevards beherrscht, sagte Regisseur Leander Haußmann („Sonnenallee“) am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. „Da war Walter Giller einer der ganz Großen.“ Er habe Generationen von Menschen unterhalten. Für ihn sei es eine „große Ehre“ gewesen, mit Giller 2009 dessen letzten Kinofilm – die Komödie „Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus“ zu drehen.

Rademann: Tod von Walter Giller ist ein schmerzlicher Verlust

Weder aus seinem Schauspiel noch aus seiner Krankheit habe Giller eine große Sache gemacht, sagte Haußmann. Er hatte den Eindruck, dass Giller auf das Sterben vorbereitet gewesen sei und „losgelassen“ hatte. Haußmann sagte, sein ganzes Mitgefühl gelte nun Gillers Frau. Die Beziehung der beiden sei eine „ganz, ganz große Liebe“ gewesen. „Das gibt es ja nun wirklich ganz selten, dass zwei so zusammengewachsen sind und so einen eigenen Kosmos miteinander haben.“

Der Fernsehproduzent Wolfgang Rademann hat den Tod des Schauspielers Walter Giller als einen schmerzlichen Verlust bezeichnet. Giller sei ein hochbegabter und großer Schauspieler mit dem Talent von Heinz Rühmann gewesen, sagte Rademann am Freitag. Der Tod sei für ihn aber nicht überraschend gekommen. Rademann hatte Giller demnach zuletzt beim 30-jährigen Jubiläum des "Traumschiffes“ in Hamburg getroffen.

Traumpaar des deutschen Films

Walter Giller wirkte in zahlreichen Serien mit, darunter "Das Traumschiff“, moderierte und war in den 1980er Jahren das Gesicht der ZDF-Sketch-Show "Locker vom Hocker“. Oft stand er mit seiner Frau Nadja Tiller, mit der er seit 1956 verheiratet war, gemeinsam auf der Bühne oder vor der Kamera. In den 50er und 60er Jahren waren die schöne ehemalige "Miss Austria“ und der schlaksige Charmeur das Traumpaar des deutschsprachigen Films. Giller hatte seine Nadja bei den Dreharbeiten zu "Schlagerparade“ (1953) kennengelernt. 2006 feierte das Ehepaar Goldene Hochzeit. Es hat zwei erwachsene Kinder, einen Sohn und eine Tochter.

Gemeinsam mit Tiller erhielt er 2000 für sein künstlerisches Schaffen das Verdienstkreuz am Bande, 2006 wurde das Paar für sein Lebenswerk mit dem Bambi ausgezeichnet. Zuletzt spielte er 2009 gemeinsam mit seiner Frau in Leander Haußmanns Komödie "Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus!“

Doch nicht nur die Filmwelt trauert um Giller. Der beliebte Schauspieler engagierte sich seit vielen Jahren für benachteiligte Kinder in Entwicklungsländern, wie das Kinderhilfswerk Plan in Hamburg erklärte. Gemeinsam mit seiner Frau habe er seit 1995 über Patenschaften die Selbsthilfeprojekte des Kinderhilfswerks in Peru unterstützt. „Für ein Millionenpublikum war Walter Giller ein Idol und bekanntes Gesicht des deutschsprachigen Nachkriegsfilms“, erklärte Werner Bauch, Vorstandsvorsitzender von Plan Deutschland. Er habe aber auch die Gabe gehabt, auf Menschen zuzugehen und sie so für Projekte zu gewinnen.

Mit Material von dpa und dapd